Auf nach Isfahan

Auf nach Isfahan

Was wissen wir eigentlich über Isfahan, Freiburgs iranische Partnerstadt? Drei Studierende haben sich aufgemacht und einen Film gedreht, der ein spannendes und sehr persönliches Portrait einer Stadt zeichnet, in der Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Am 23.02.2015 ist die Premiere!

Isfahan – der orientalisch klingende Name weckt wohl in jedem von uns bestimmte Assoziationen. Krieg, Elend, Armut, die Omnipräsenz der Sittenpolizei, diese Vorurteile haben viele Freiburger.

Auch Jan Wohlfarth, Student der Biochemie und der Biophysik, Alexander Hauser, der Bioinformatik studiert, und Tristan Stöber, Student der Neurobiologie, hatten ähnliche Gedanken im Kopf, als die Idee entstand, in der Partnerstadt Freiburgs im Iran einen Film zu drehen. Von der ersten Idee zum Projekt bis zur Filmpremiere sind mehr als zwei Jahre vergangen. Am 23.2.2015 feiert der Film Premiere im Alten Wiehrebahnhof.

„Ich hatte schon lange die Idee, ein Auslandssemester in Isfahan zu verbringen“, sagt Jan. Doch das hatte sich immer wieder zerschlagen. Bei Gesprächen mit Tristan und Alexander jedoch wuchs die Idee, Freiburgs Partnerstadt, die als die Kulturhauptstadt des Irans bezeichnet wird, doch einmal zu bereisen.

Doch nicht irgendwie: „Wir wollten mit Sinn reisen und nicht einfach nur Urlaub machen“, sagt Jan. „Und wir hatten in den Semesterferien nur eine begrenze Zeit zur Verfügung.“ Alexander hatte während eines sechsmonatigen Aufenthaltes in Indien bereits in Kooperation mit dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) ein Promotion-Video gedreht und dabei Filmerfahrung gesammelt.

Die Idee eines Filmprojekts über Isfahan war geboren. Der DAAD unterstützt auch das Filmprojekt der drei Freunde, das Medienzentrum der Uni Freiburg hilft mit Ausrüstung aus, die ihnen fehlt. Dann zogen sie los.

Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede

Der Film beginnt in Freiburg. Bächle und Menschen, die erzählen, was sie mit Isfahan verbinden. Da sind sie wieder, die Vorurteile: Krieg und Armut. Doch wie sieht es wirklich dort aus? Die drei Freunde machen ganz andere Erfahrungen.

„Am erstaunlichsten war erst einmal, was für eine Normalität in dieser Stadt herrscht“, sagt Jan. Gleich in der ersten Woche ein Glücksfall: Sie lernen Mahdy kennen, einen Dozenten für Deutsch in Isfahan. Er hilft ihnen unter anderem, eine Drehgenehmigung für Sehenswürdigkeiten zu erhalten.

Am Anfang, so erzählen die jungen Filmemacher, waren sie sehr ängstlich. Doch dann wurden sie immer mutiger, filmten auf der Straße und kamen mit den Menschen in Isfahan in Kontakt.

Freiburg - Isfahan

Die Premiere des Films findet am Montag, 23.2.2015, im Kommunalen Kino in Freiburg statt.

Das Ergebnis ist das Portrait einer Stadt und seiner Bewohner, ein sehr persönlicher Film von drei jungen Deutschen, die sich auf die Suche begeben nach den Unterschieden, vor allem aber nach den Gemeinsamkeiten zwischen Freiburg und Isfahan.

Sie zeichnen dieses Bild vor allem durch Bilder der Straßen und des wunderschönen Lichts dort, durch Menschen, die freundlich in die Kamera lächeln, durch die Statements junger Iraner, die erzählen, wieso sie gerne in Deutschland studieren würden – und durch die orientalische Musik, die sich durch den Film zieht wie ein verheißungsvolles Leitmotiv.

Wandern unterm Sternenhimmel

Isfahan hat es den drei Freunden nicht schwer gemacht. „Es war schon ungewohnt dort, aber nicht so exotisch wie erwartet“, erinnert sich Jan. Am meisten hat die drei Freunde die Gastfreundschaft der Iraner überrascht – und begeistert. Sie wurden fast täglich eingeladen, auf der Straße angesprochen.

„Die Menschen wollten mit uns diskutieren und ihre Kultur mit uns teilen“, sagt Alexander. Da ist zum Beispiel die Geschichte mit Tristans iranischer SIM-Karte. Mit einem deutschen Pass ist es im Iran nicht möglich, eine SIM-Karte zu erwerben. Als Tristan einen Mann auf der Straße anspricht, geschieht etwas, was bei uns in Deutschland wohl undenkbar ist: Der Iraner fährt mit Tristan in einen Laden, bürgt mit seinem eigenen Pass für den unbekannten Deutschen, organisiert eine SIM-Karte und zahlt noch dazu das Taxi.

Oder der Manager eines Vier-Sterne-Hotels, der das Hostel, in dem die Freunde schlafen für unwürdig erklärt und sie für den Hostel-Preis in seinem Hotel übernachten lässt. „Und das waren keine Ausnahmen“, sagt Jan. Rechnungen wurden im Café für sie bezahlt, sie waren oft bei iranischen Familien zum Essen und sogar auf einer Hochzeit eingeladen.

Es sei schwer, sich bei all diesen Erfahrungen auf einen einzelnen Höhepunkt festzulegen. „Die ganze Reise war eine Art Rausch“ sagt Jan. Ganz besonders sei aber die Begegnung mit einem Kriegsflüchtling gewesen, der unter anderem in der Schweiz gelebt hatte und dann ausgewiesen wurde.

Er lud die Freunde ein, seine Tante in einem winzigen Dorf zu besuchen und war mit ihnen in der Hochwüste wandern. Der unvergleichliche Sternenhimmel, der sich den Freunden dort bot, ist auch in ihrem Film zu sehen.

Einer der Freiburger, der zu Beginn des Films zu Wort kommt, weist darauf hin, dass die Bewohner des Irans nichts mit der Politik im Land zu tun hätten. Dies ist auch die Botschaft des Films. Offene Menschen, wunderschöne Landschaften und eine Gastfreundschaft, von der wir uns eine Scheibe abschneiden könnten – das ist die andere Seite einer Stadt, deren Partnerschaft zu Freiburg einzigartig ist.

Info

Trailer: https://vimeo.com/119525562

Premiere: Mo, 23.02.15 , 20 Uhr im Kommunalen Kino Freiburg (Alter Wiehre-Bahnhof)

Der Film wird im Rahmen der Filmreihe “Freiburger Fenster”, einem Podium für Freiburger Filmemacher, ausgestrahlt.

Fotos: Privat/Plakat Veranstalter
Veröffentlicht am 17. Februar 2015

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