Selbsthilfe bei Stress im Studium

Selbsthilfe bei Stress im Studium

Stress im Studium kann Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder sogar Essstörungen auslösen. Für Medizin-Studierende soll mit inTensity nun eine Hilfe geboten werden. Das Internetangebot regt  zur Selbsthilfe an und informiert über Stresssymptome.

Ist der Stress zu groß, kann man krank werden. Stressbedingte Erkrankungen heißen psychosomatische Erkrankungen. Die Symptome können Kopfschmerzen sein, aber auch eine Magersucht.

Da die Symptome sehr unterschiedlich sein können, lassen sie sich nicht auf den ersten Blick mit Stress in Verbindung bringen. „Es ist schwer einen Punkt zu finden, wo man sagt: Jetzt ist es mir zu viel, ich muss mir Hilfe holen“, sagt Ronja Neumann, Mitarbeiterin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Eine Datenerhebung unter Freiburger Medizin-Studierenden zeigte, dass viele der Studierenden schon einmal unter stressbedingten Belastungssymptomen gelitten haben. Doch nur die wenigsten konsultieren deshalb den Arzt.

Der Gang zum Arzt sei gleich etwas Absolutes: Entweder man fühlt sich krank oder nicht. „Es ist wichtig, etwas Vorgeschaltetes anzubieten“, erklärt Neumann. Deshalb entwickelte die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie inTensity.

Weil das Internetangebot anonym genutzt werden kann, sinke die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen. Den Arztbesuch kann der Onlineratgeber zwar nicht ersetzen, das soll er aber auch nicht. inTensity ist vielmehr als Prävention zu verstehen. „Man muss sich nicht total krank fühlen, um es auszuprobieren“, sagt Neumann, die das Internetangebot mit entwickelt hat.

inTensity ist Online-Coaching

Das Konzept des Online-Coachings ist nicht neu und hat sich unter anderem schon an der Uni Gießen bewährt. In Freiburg wird das Online-Coaching inTensity seit dem Wintersemester 2014/15 für Medizin-Studierende angeboten. Noch ist das Projekt in der Testphase und recht unbekannt. inTensity soll aber ausgebaut werden, je nachdem, welche Angebote die Studierenden nutzen. „Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass ältere Studierende jüngeren Studierenden Tipps geben“, sagt Neumann.

Die inTensity-Plattform teilt sich in ein Forum und einen Selbsthilfe-Bereich auf. Im Forum können die Studierenden sich austauschen und Erfahrungen teilen. Ärzte und Psychologen lesen die Beiträge mit und schalten sich nach Bedarf ein.

Im Selbsthilfe-Bereich befassen sich Video- und Audio-Dateien mit verschiedenen Symptomatiken wie Essstörungen, Depressionen oder Arbeitsstörungen. Nicht nur Betroffene können sich hier über ‚Stresskrankheiten‘ informieren, sondern auch Angehörige erkrankter Menschen.

Ein Selbst-Check sensibilisiert für den eigenen Leidensdruck

Der Selbst-Check hilft zum Beispiel zu erkennen, ob man  unter einer Arbeitsstörung leidet.

Unter einer Arbeitsstörung wird das verstanden, was viele Studierende unter dem Begriff der Prokrastination subsumieren. inTensity definiert eine Arbeitsstörung als „Ausweichverhalten, Aufschieben von Arbeitsaufträgen, Konzentrationsstörungen, leichte Ablenkbarkeit und Motivationsmangel an oberster Stelle.“ Wer häufig unter diesen Symptomen leidet, erfährt auf der Internetplattform, was er tun kann.

Je nach Ausmaß der Erkrankung können hier Meditationsübungen helfen. Das soll auch die eigenen Stress-Management Fähigkeiten schulen. Bei akuten Fällen verweist inTensity auf weiterführende Hilfe etwa die Telefon-Seelsorge Freiburg.

Da viele Studierende unter stressbedingten Erkrankungen leiden, möchte das Online-Coaching auch darauf aufmerksam machen, dass psychosomatische Erkrankungen wie die Arbeitsstörung keine Seltenheit sind.

Zugang zum inTensity Coaching

Das Online-Coaching-Angebot gibt es im Moment nur für Medizin-Studierende. inTensity versteht sich jedoch als ein Vorreiter und Ronja Neumann würde es begrüßen, wenn auch andere Studiengänge etwas Ähnliches anböten.

Medizin-Studierende können sich über die online Plattform Ilias anmelden. Die Anmeldung erfolgt zwar über die persönlichen Uni-Account-Daten, diese sind jedoch nicht auslesbar, sodass die Anonymität gewahrt wird.

ilias.uni-freiburg.de

Info

Wer nicht Medizin studiert und unter psychosomatischen Belastungsstörungen leidet oder sich um einen seiner Mitstudierenden sorgt, findet auch Hilfe beim Studierendenwerk Freiburg (SWRF). www.swfr.de/beratung-soziales

Foto: Hanno Müller
Autoren:
Veröffentlicht am 9. März 2015

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