Die etwas andere WG

Die etwas andere WG

Wohnraum ist in Freiburg nicht nur knapp, sondern auch teuer. Für viele Studierende wird die Suche nach einer Bleibe zu einer Odyssee im Großstadtdschungel, zwischen WG-Castings und der Besichtigung von winzigen Zimmern. Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ des Studierendenwerks bietet hier eine Alternative. Mit Video.

Was 1992 in Darmstadt als Studierendenprojekt begann, hat sich mittlerweile als erfolgreiches Konzept in Freiburg und 26 anderen Städten etabliert, darunter München, Hannover und Frankfurt. „Wohnen für Hilfe“ vermittelt Wohnpartnerschaften zwischen Senioren, Seniorinnen und Studierenden.

Es gibt immer mehr ältere Menschen, die alleine in großen Wohnungen oder Häusern leben und sich Hilfe im Haushalt oder einfach nur Gesellschaft wünschen. Von „Wohnen für Hilfe“ profitieren beide Seiten: Die Studierenden, die einen günstigen Mietpreis bezahlen und die Senioren, die jemanden im Haus haben, der sie im Alltag unterstützt.

Das Projekt beschränkt sich aber nicht ausschließlich auf Senioren. Auch Wohngemeinschaften zwischen Studierenden und Familien oder Menschen mit Behinderungen sind möglich.

„Wohnen für Hilfe“ in Freiburg

In Freiburg wird das Projekt seit 2002 vom „Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald“ organisiert. „Seitdem haben wir ungefähr 800 Wohnpartnerschaften vermittelt“, sagt Renate Heyberger, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicole Krauße für Wohnen für Hilfe verantwortlich ist. Der Vermittlungsprozess beginnt damit, dass sowohl die Studierenden als auch die Senioren oder Familien einen Bewerbungsbogen ausfüllen, in dem sie Informationen zu sich selbst geben. Darin erläutern sie auch, welche Anforderungen und Wünsche sie für das Zusammenleben haben. Im zweiten Schritt werden im Studierendenwerk Vorgespräche geführt, um die einzelnen Parteien besser kennenzulernen und zu beraten.

Anhand des Bewerbungsbogens und der persönlichen Wünsche können sich dann potentielle Mieter und Vermieter ein Profil erstellen und nach passenden Wohnkonstellationen suchen.

Anschließend können sich die Interessenten besuchen, kennenlernen und testen, „ob das Gefühl stimmt“. Für Renate Heyberger ist dies besonders wichtig, da am Ende jeder selbst entscheiden muss, mit wem er gerne seinen Alltag teilen würde.

Ist man sich einig geworden, schließen beide Parteien einen normalen Mietvertrag und zusätzlich eine freiwillige Zusatzvereinbarung ab. Da kein rechtliches Arbeitsverhältnis besteht, ist es wichtig, dass die Wohnpartner einander vertrauen und miteinander kommunizieren.

Ziel ist, ein starres Wohn-Arbeits-Klima aufzubrechen und eine Wohngemeinschaft zu schaffen, in der man einander unterstützt und hilft. Die sogenannte Arbeitszeit wird individuell zwischen Mieter und Vermieter geregelt und kann stark variieren.

Ängste und Erfahrungen

Für Alexandra, die im 7. Semester Englisch und Französisch studiert, war die Teilnahme bei „Wohnen für Hilfe“ zunächst aus der Not geboren, da sie kein Zimmer in Freiburg gefunden hatte. Durch „Wohnen für Hilfe“ hat sie eine Familie mit zwei Kindern in Freiburg kennengelernt.

„Ich wusste damals nicht, was mich erwartet und hatte damit gerechnet, dass es vielleicht auch mal knallt.“ Inzwischen kann sie sich nur noch schwer vorstellen wieder auszuziehen. „Ich fühle mich sehr wohl und möchte nirgendwo anders hin!“

Das Konzept hilft aber nicht nur Studierenden, sondern öffnet auch den hart umkämpften Wohnungsmarkt. „Wohnen für Hilfe“ ist also mehr als eine Wohnalternative, es ist eine echte Chance generationsübergreifende Freundschaften zu knüpfen.

Video

Info

Mehr Infos gibt es beim Studierendenwerk: www.swfr.de/wohnen/wohnen-fuer-hilfe/

Ansprechpartner

Nicole Krauße
E-Mail: krausse@swfr.de
Tel.: 0761 – 210 1353

Gemeinschaftsproduktion von Kim Cara Ruoff, Leonie Meyer, Luliia Konchakivska und Olja Niekrasova (Foto) im Seminar „Einführung in den crossmedialen Journalismus“  für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Horst Hildbrand

Veröffentlicht am 21. April 2015

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