Hilfe zur Selbsthilfe

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Rock your life! ist ein ehrenamtlicher Verein, der Studierende und Hauptschüler zusammenbringt, um Schüler in Schule und Alltag zu unterstützen und sie bei ihren Zukunftsplänen zu begleiten. uniCross hat mit den beiden Vorsitzenden Sarah und Lisa über Vorurteile, Chancengleichheit und die Ziele von Rock your life! gesprochen.

Sarah, du studierst Medizin, Lisa, du machst Liberal Arts and Sciences. Wie seid ihr zu Rock your life! gekommen?

Lisa: Zum ersten Mal in Kontakt mit Rock your life! bin ich beim Tag der Offenen Tür der Zeppelinuniversität in Friedrichshafen, dem Ursprungsort von Rock your life!, gekommen. Richtig mitgemacht habe ich erst, als ich angefangen habe, in Freiburg zu studieren. RYL! wurde bei einer Fachschaftssitzung vorgestellt, da dachte ich, der Name sagt mir etwas und bin zum ersten Infoabend gegangen.

Sarah: Ein Freund von mir hat lange Zeit bei RYL! mitgemacht und mir immer wieder davon erzählt und dadurch meine Neugier geweckt.

Warum habt ihr euch speziell Rock your life! ausgesucht?

Lisa: Ich wollte auf jeden Fall irgendwie was Ehrenamtliches machen. Bei RYL! hat von Anfang an alles gepasst. Ich fand die Leute cool und das Thema Bildung finde ich super wichtig. Rock your life! ist ein Projekt, dessen Ansichten ich teile und dessen Ziele ich unterstütze.

Sarah: Ich finde es schön, dass man bei RYL! sieht, dass man was bewegen kann. Man ist nah dran an den Schülern und sieht die Effekte des eigenen Engagements.

Ihr seid beide im Vorstand, was genau sind eure Aufgaben?

Sarah: Unsere Hauptaufgabe ist, den Überblick zu behalten und die verschiedenen Orga-Teams wie Presseabteilung, Netzwerk, Schatzmeister und Mentoren zu koordinieren. Außerdem halten wir den Kontakt zum RYL! Dachverband und zu unseren Förderern. Wir sind zudem die Ansprechpartner für die Aktionen in Freiburg.

RYL! ist ein ehrenamtlicher Verein. Wie finanziert ihr euch?

Lisa: Zum einen haben wir Mitgliedsbeiträge. Die Studenten, die bei uns mitmachen, zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro pro Jahr. Das würde natürlich niemals reichen, um unsere Ausgaben zu decken. Daher müssen wir fundraisen, also Spenden sammeln. Das macht das Netzerkteam.

Hat euer Engagement für RYL! eure Sicht und Denkweise verändert?

Sarah: Ich hab bei mir gemerkt, dass ich viel bewusster über manche Sachen nachdenke. Früher war ich eher gegen die Gesamtschule. Seit ich bei Rock your life! bin hat sich mein Blickwinkel zu diesem Thema verändert. Mittlerweile sehe ich die Gesamtschule als eine Möglichkeit zur Chancengleichheit an, da aufs Gymnasium zu gehen stark vom familiären Umfeld abhängt.

Lisa: Ich habe gemerkt, dass ich früher eine elitäre Einstellung hatte: Unbewusst war ich immer der Ansicht, dass ein Studium an der Uni das Ziel ist, das alle haben. Mittlerweile weiß ich, dass das nicht der Fall ist. Es gibt gute und interessante Möglichkeiten abseits der Uni, und ich denke, wenn man zu sehr auf den Bildungsweg Universität fokussiert ist, steht das der Kommunikation und dem gesellschaftlichen Austausch mit jungen Leuten, die andere Wege wählen, sehr im Weg.

Welche Ziele wollt ihr mit Rock your life! erreichen?

Sarah: Wir möchten den Schülern Türen öffnen, Perspektiven aufzeigen, den Blickwinkel weiten.

Lisa: Aber auch Perspektiven austauschen! Die Hauptschüler lernen das Uni-Leben kennen und andersrum lernen die Studenten auch ein Umfeld kennen, mit dem die meisten wahrscheinlich keinen Kontakt bisher hatten oder noch haben würden.

Sarah: Wir wollen zwei Welten zusammenbringen, die sich sonst wahrscheinlich nie begegnen würden, um dadurch auf beiden Seiten Vorurteile abzubauen. Das ist vielleicht auch der größte Effekt von RYL!

Die Studierenden werden zu Mentoren der Hauptschüler. Was genau ist die Aufgabe Mentoren?

Sarah: Der Fokus liegt zunächst auf Freizeitaktivitäten, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Dies ist dann die Basis, um die Schüler bei Fragen, Problemen oder Sorgen, insbesondere im Bereich Zukunftsperspektive, zu unterstützen. Beispielsweise Ratschläge bei einer Bewerbung zu geben.

Lisa: Die Mentoren führen Gespräche, die mit dem schulischem Umfeld oder der Familie oft nicht stattfinden. Wie zum Beispiel „Wie geht’s weiter nach deinem Abschluss? Wo willst du hin?“ Ich denke, der Charme von RYL! oder auch die Stärke ist, dass wir Studenten sind und eben keine Sozialpädagogen oder ausgebildete Sozialarbeiter. Wir stehen nicht als Autoritätspersonen da, sondern eher als Freund oder großer Bruder oder große Schwester.

Inwiefern profitieren die Studierenden, also die Mentoren, von ihrer Tandemtätigkeit?

Sarah: Zum einen lernen die Studenten, wie gesagt, eine andere Welt, ein anderes Umfeld, andere Sichtweisen kennen, mit dem sie sonst womöglich nicht im Kontakt wären. Teilweise gehört da auch das Kennenlernen einer anderen Kultur dazu. Wir haben viele Schüler mit Migrationshintergrund. Ich kenne zum Beispiel ein Tandemteam das zusammen syrisch gekocht hat.

Welche Effekte hat RYL! bei den Schülern?

Sarah: Bei den Tandems, die das Projekt wirklich zwei Jahre durchgezogen haben, spürt man eine enge Bindung. Auch nach Ende des Projekts halten manche Tandems den Kontakt, treffen sich weiterhin und werden durchaus mal zum Geburtstag eingeladen.

Lisa: Das ist natürlich auch sehr schülerabhängig – leider denken auch ab und an einige, die Mentoren seien dazu da, ihre Hausaufgaben zu übernehmen – was definitiv nicht der Fall ist. Der Effekt ist natürlich auch abhängig davon, ob die Chemie zwischen dem Student und dem Schüler stimmt.

Die Tandempaare treffen sich auch untereinander.

Sarah: Wir organisieren zum Beispiel zwei Mal im Jahr ein Winter- und Sommerfest. Außerdem versuchen wir regelmäßig, Aktionen für unsere Tandems anzubieten. Dank der Kooperation mit dem CinemaxX hier in Freiburg gab es schon einige Male einen gemeinsamen Kinobesuch, zu dem viele gekommen sind. Letztes Jahr haben wir ein Spendengeld bekommen, mit dem die Schüler ein eigenes Projekt realisieren sollten, damit sind sie dann zum Kanufahren gegangen.

Lisa: Die Tandems stehen natürlich im Mittelpunkt, aber auch für die Orga-Leute gibt es Angebote. Erstens können die Orga-Mitglieder natürlich an allen Tandemevents teilnehmen. Zweitens finden zwei Mal jährlich deutschlandweite RYL! Summits statt, zu denen RYL!-ler aus ganz Deutschland anreisen und ein Wochenende gemeinsam Workshops rund um RYL! Themen belegen.

Ihr kooperiert mit zwei Freiburger Schulen. Wie kommen Studierende und Schüler zusammen?

Sarah: Wir stellen das Projekt in der Albert-Schweizer Werkrealschule und der Vigeliusschule in den jeweiligen Klassen vor. Jeder Schüler und jede Schülerin die mitmachen möchten können sich melden. Im letzten Jahr hatten wir 35 interessierte Schüler. Dann findet das „Matching“ statt. Das kann man sich ein bisschen wie Speeddating, also einem kurzen Kennenlernen, vorstellen. Anschließend finden die Tandems, die immer gleichgeschlechtlich sind, zusammen.

Warum würdet ihr jemanden empfehlen bei euch mitzumachen?

Lisa: Man kann viel bewegen und lernt neue Dinge. Bevor ich im Vorstand war, war ich im Netzwerkteam und habe zum ersten Mal in meinem Leben Fundraising gemacht.

Sarah: RYL! ist immer im Fluss. Es verändert sich viel und man kann seine eigenen Ideen mit einbringen in diesen Veränderungsprozess. Zudem erweitert man seinen Horizont. Rock your life! gibt einen zu manchen Dingen einen anderen Blickwinkel. Zudem erlebt man die Entwicklung der Schüler hautnah mit, baut Vertrauen zu ihnen auf. Bei uns herrscht meiner Meinung nach auch ein guter Zusammenhalt.

Mitmachen

ROCK YOUR LIFE wurde 2008 in Friedrichshafen von Studenten gegründet. Seit Mai 2010 gibt es den RYL! Standort in Freiburg.

Mitmachen kann jeder der Lust hat, sich zu engagieren. Im Mai/Juni 2015 findet das Hochschulrekruiting, das heißt die Neuanwerbung von Studenten, statt. Wenn man sich als Tandempartner engagieren möchte, ist dieser Zeitraum ideal um mit RYL! Freiburg in Kontakt zu treten.

Nach den Schul-Herbstferien beginnt die Matchingphase und die Tandems werden eingeteilt. Man kann aber auch jederzeit bei einem der Organisationsteams mitmachen. Am besten meldet man sich über die Website oder direkt bei Lisa und Sarah über die E-Mail-Adresse: freiburg@rockyourlife.de.

Alle Infos gibt es unter www.rockyourlife.de

Foto: Alessa Heimburger

Veröffentlicht am 15. Mai 2015

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