Wissenschaft mit Kopf, Herz und Hand

Wissenschaft mit Kopf, Herz und Hand

Das Theater als Vermittler für den Klimawandel? Mit Gedichten das Verhalten von Insekten verstehen? Die beiden Doktoranden Torben Flörkemeier und Sadhbh Juárez Bourke vom Freiburg Scientific Theatre erklären, wie sie mit ihren Aufführungen und Veranstaltungsreihen zeigen, welche Rolle Kunst in der Wissenschaft spielt. Im Herbst folgt die nächste Veranstaltungsreihe!

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science, Sustainability and Art – Exploring Tools for Transformation“ die vom 26.6. – 12.7.2015 an der Uni Freiburg stattfand, ergründeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Aktivisten und Interessierte gemeinsam die Frage, wie Kunst in der Wissenschaft angewendet wird. Eine Woche lang gaben Vorträge, Workshops und die Aufführung der Theatergruppe Freiburg Scientific Theatre die Möglichkeit zum Ideenaustausch.

Sadhbh und Torben, ihr habt die Veranstaltungsreihe „Science, Sustainability and Art“ mit organisiert. Die Reihe kombiniert Kunst und Wissenschaft – wie funktioniert das?

Sadhbh: Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen. Comics können zum Beispiel Nachhaltigkeitsthemen auf humorvolle Weise kommunizieren oder reflektieren. Oder Fotografien können bei Interviews eingesetzt werden, um kulturelle oder sprachliche Kommunikationsschwierigkeiten zu umgehen. Das Schlüsselelement heißt Empathie. Für die Naturwissenschaften ist es sehr schwierig, aber in der Kunst gibt es viele Möglichkeiten, Empathie zu erzeugen. Es ist wie eine Sprache, die man benutzt, um Inhalte zu vermitteln.

Torben: Dadurch erreichen wir die Menschen auf eine andere Art und Weise. Durch unsere Theatergruppe Freiburg Scientific Theatre haben wir gemerkt, dass wir die Menschen auf einer emotionalen Ebene erreichen können. Und auch einige Forscher und Aktivisten nutzen Kunst auf diese Weise.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen Nachhaltigkeitswissenschaft mit dem Theater zu verbinden?

Torben: Wir haben hier an der Fakultät für Natürliche Ressourcen den Masterstudiengang Environmental Governance. Es ist ein internationales Programm mit Studierenden aus der ganzen Welt. Am Ende unseres Studiums mussten wir ein Event organisieren und wir hatten Lust, die Inhalte unseres Studiums in einem Theater zu verpacken. Zunächst dachten wir es ist eine einmalige Sache, aber nun treten wir in Deutschland bei verschiedenen Konferenzen und Veranstaltungen mit unseren Stücken auf.

Welche Themen sprecht ihr in euren Theateraufführungen an?

Torben: Zunächst haben wir das Thema nachhaltiger Konsum behandelt. Was sind mögliche Lösungen? Was kann das Individuum tun? Wie können kollektive Entscheidungen etwas verändern? Wir haben auch etwas zur Energiewende gemacht und aktuell beschäftigen wir uns mit dem Klimawandel. Oft gibt es nicht den absolut richtigen oder absolut falschen Handlungsweg, sondern einen Graubereich, den wir in verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Wie vermittelt ihr die Themen?

Torben: Zunächst setzen wir uns wissenschaftlich mit den Themen auseinander. Dann versuchen wir humoristische Elemente und Metaphern einzubauen. Wir wollen nicht so viel reden, sondern hauptsächlich visuelle und audiovisuelle Elemente verwenden.

Sadhbh: Oft benutzen wir auch persönliche Erfahrungen aus der Gruppe. Jeder bringt eigene Erlebnisse aus seinem eigenen Land mit. Dadurch erreichen wir Humor und Authentizität.

Torben: Da ist es auch schön, dass wir eine internationale Gruppe sind: Die Mitglieder kommen aus Spanien, Australien, Deutschland, Paraguay, Brasilien, Türkei, Ecuador, Venezuela, Indien und Süd-Korea. Aus den verschiedenen globalen Hintergründen können wir viel schöpfen und auch unterschiedliche Perspektiven gegeneinander stellen.

Auf Eurer Webseite schreibt ihr: Mit Poesie das Verhalten von Käfern verstehen …

Sadhbh: Die Idee kommt von einem indischen Professor der Biologie, Professor Raghavendra Gadagkar, der sich mit Insekten beschäftigt. Er verwendet künstlerische Lehrmethoden. Zusammen mit seinen Studenten beobachtet er eine Woche lang Insekten. Da er jedoch davon gelangweilt war 50 bis 100 gleiche Arbeiten zu lesen, gab er die Aufgabe, etwas Unterhaltsames über ihre Erkenntnisse zu schreiben, beispielsweise ein Gedicht oder eine Geschichte. Er hält auch einen Vortrag bei unserer bevorstehenden Veranstaltungsreihe.

Ihr habt eure Veranstaltungsreihe „Science, Sustainability and Art – Exploring Tools for Transformation“ für den diesjährigen Projektwettbewerb „Innovatives Studium“ der Uni Freiburg eingereicht und gewonnen. Wie kamt ihr auf die Idee eine solche Reihe zu organisieren?

Sadhbh: Im Theater haben wir gemerkt, dass es einen Unterschied macht, ob man Nachhaltigkeitsideen abstrakt vermittelt oder mit Emotionen und verschiedenen Perspektiven zusammen bringt. Drei aus unserer Gruppe, Torben Flörkemeier, Friederike Gezork und ich, haben letztes Jahr angefangen, dazu Workshops anzubieten. Wir haben auch jetzt diese Reihe organisiert.

Torben: Die Idee für eine solche Veranstaltungsreihe stand schon länger im Raum. Wir wollten unsere Erfahrungen im Theater um weitere Kunstformen erweitern und auch einen wissenschaftlichen Diskurs anstoßen. Auch möchten wir über die verschiedenen Ansätze, wie Kunst und Wissenschaft zusammen gehen, mit einer breiten Öffentlichkeit ins Gespräch kommen. Uns war es außerdem wichtig, Workshops dabei zu haben, weil wir verschiedene Ebenen ansprechen wollen: Kopf, Herz und Hand. Über die Workshops können wir die emotionale Ebene, das Herz und auch den Hand-Aspekt einbringen. Der Wettbewerb „Innovatives Studium“ hat uns dazu eine gute Möglichkeit und finanzielle Unterstützung geboten.

Info

Freiburg Scientific Theatre

Die Gruppe bildete sich 2012 im Rahmen des Masterstudiengangs Environmental Governance. Im selben Jahr hatten sie ihre erste Aufführung „Setting the Stage for Sustainable Consumption“. In ihren Aufführungen nutzen sie das Theater um Nachhaltigkeitsthemen auf unterhaltsame und anregende Weise zu vermitteln.

Mehr Infos zur Gruppe unter: scientific-theatre.org

Projektwettbewerb Innovatives Studium

Mit dem Projektwettbewerb Innovatives Studium werden Projekte ausgezeichnet, die einen Beitrag zur Innovation und Verbesserung von Studium und Lehre leisten. Der Preis wird von den Studierenden der Universität Freiburg vergeben. 2015 wurden insgesamt zwölf Projekte ausgezeichnet. Dafür standen 200.000 Euro aus Qualitätssicherungsmitteln für die Projektförderung zu Verfügung.

Mehr Informationen zum Wettbewerb: stura.uni-freiburg.de

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Science, Sustainability and Art

Foto: Sabina Kist
Autoren:
Veröffentlicht am 25. Juni 2015

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