Viele Wege führen ins Ausland

Viele Wege führen ins Ausland

Ein Jahr mit der Elite an der amerikanischen Ostküste studieren, zwischen 20 Millionen anderen Menschen in Peking arbeiten oder unter australischer Sonne in Perth den Ozean erforschen? Christine Kutnar vom International Office der Uni Freiburg berät Studierende zu einem studienbezogenen Auslandsaufenthalt. Im Interview spricht sie über frühe Fristen, falsche Vorurteile und austauschfreudige Studiengänge außerhalb von Erasmus.

Frau Kutnar, Sie beraten Studierende zu einem möglichen Auslandsaufenthalt. Wie genau sieht das aus?

Wir informieren über Partneruniversitäten, Praktika, Stipendienprogramme, Fristen und Termine. Auch Erfahrungsberichte können bei uns eingesehen werden. Hierbei kommen nicht selten hilfreiche Kontakte zwischen den Studierenden zustande, bei denen schon Zimmer, Auto und Job direkt an den Nachfolgenden übergeben wurden.

Wann ist denn der beste Zeitpunkt für die Auslandsplanung?

Im ersten Semester überwiegen bei den Studierenden meist Freude über den Studienplatz und das Eingewöhnen. Man denkt nicht sofort daran, Freiburg wieder zu verlassen.

Allerdings enden gerade die Fristen für Bewerbungen in Übersee teilweise mehr als ein Jahr vor dem geplanten Auslandsaufenthalt – für Nordamerika zum Beispiel bereits Mitte August. Wir raten Studierenden, sich zu Beginn des 2. Semesters mit ihrem Auslandsaufenthalt zu befassen um in Ruhe planen zu können und keine Frist zu verpassen.

Zum Studium, Praktikum oder zum Bachelorarbeit schreiben – welche Wege ins Ausland gibt es?

Tendenziell kann man alles, das zum Studium in Deutschland gehört, auch im Ausland machen. Der zahlenmäßig größte Austausch läuft über das Erasmusabkommen in Europa, bei dem Studierende direkt über ihre Fakultäten an jeweilige Partneruniversitäten versandt werden.

Wir im International Office kümmern uns um die etwa 80 – 90 Plätze, die außerhalb von Erasmus über Universitätspartnerschaften, dem so genannten University of Freiburg Global Exchange, vergeben werden.

Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, sich selbstständig als Free Mover – also um ein Kurzzeitstudium – an Universitäten zu bewerben, für die es kein Austauschabkommen in Freiburg gibt. Dies trifft vor allem auf Südamerika zu.

Welches sind die größten Irrtümer zum Auslandsjahr?

Oft wird ein Auslandsjahr im außereuropäischen Ausland mit „zu teuer“ oder „dafür sind meine Noten nicht ausreichend“ abgetan.

All unsere Partneruniversitäten erlassen den Austauschstudierenden die Studiengebühren, das sind in Amerika zum Beispiel je nach Universität bis zu 40.000 Dollar. Studienplätze und Stipendien wie DAAD-PROMOS oder das Baden-Württemberg Stipendium werden nicht nur nach dem Notendurchschnitt, sondern auch nach Kriterien wie außeruniversitärem Engagement, generellen Interessen und einem Auswahlgespräch vergeben. Das ist auch in unserem Sinne, die Studierenden vertreten schließlich unsere Universität im Ausland.

Das Bestehen der universitätsweiten Partnerschaften setzt voraus, dass das Verhältnis von Outgoing, also den Studierenden, die von Freiburg aus ins Ausland gehen, und Incoming Students, den Studierenden, die aus dem Ausland nach Freiburg kommen, ausgeglichen bleibt.

Freiburger Studierende, die im Ausland von ihrer Uni und der Stadt berichten, sind die beste Werbung für uns. In den letzten Jahren ging das Verhältnis an Bewerbungen zu Plätzen übrigens in den meisten Regionen beinahe vollständig auf. Wirklich zittern muss also niemand, der/die wirklich weg möchte und flexibel ist.

Und welche Studiengänge sind am austauschfreudigsten?

Am einfachsten ist es natürlich für Studierende, denen ein Auslandsaufenthalt obligatorisch vorgegeben wird. Bei Liberal Arts & Sciences zum Beispiel sind während des Vierjahresbachelors zwei Semester für das Ausland eingeplant. Diese Studierenden machen auch die größte Zahl unserer Austauschstudierenden aus. Dicht dahinter folgen Anglistik, Politik und Forst- und Umweltwissenschaften.

Steht die Umstellung auf Bachelor und Master mit ihren Regelstudienzeiten dem Auslandsstudium im Weg?

Seit einigen Jahren höre ich von den Studierenden in der Beratung mein persönliches Unwort „Zeitverlust“ im Zusammenhang mit dem Auslandsaufenthalt. Viele Studierende wollen heute kürzer ins Ausland gehen als früher. Meist nur für ein Semester, um das Studium nicht noch weiter zu verlängern.

Aber wirklich alle Studierenden, die nach einem vollen Jahr zurückkommen, sind froh über ihre Entscheidung, auch wenn meist nicht alle Leistungen aus dem Ausland angerechnet werden können.

Allgemein ist Freiburg laut der Absolventenbefragung von 2012 weit über dem Bundesdurchschnitt. Ein Auslandsstudium haben 28 Prozent der Studierenden absolviert, Bundesweit lag diese Zahl nur bei 15 Prozent. Werden Praktika mit einberechnet, dann liegt die Zahl in Freiburg bei 44 Prozent, 10 Prozent mehr als im Rest von Deutschland.

Sollen wir Studierenden also unser Studium nutzen, um ins Ausland zu gehen?

Ich sage den Studierenden immer, dass sie selten in ihrem Leben die Chance haben werden, für ein Jahr mit so viel Unterstützung alle Zelte abzubrechen. Ich war selbst während meines Studiums im Ausland. Heute im geregelten Büroalltag erinnere ich mich gerne an diese Zeit zurück.

Mehr Infos

Die nächste Informationsveranstaltung „Wege ins Ausland“ findet am 7.7.2015 um 13 Uhr im Senatssaal im 2. OG des Rektoratsgebäudes statt.

Christine Kutnar bietet Erstberatungen zur Entscheidungsfindung an.

Dienstags: 13.30 – 15.30 Uhr (nach Vereinbarung unter christine.kutnar@io.uni-freiburg.de ). Donnerstags: 9 – 11.30 Uhr (ohne Anmeldung)

Wo: Im Service Center Studium, Sedanstraße 6, Zimmer 02 023

Info Mobilitätsteam

Das Mobilitätsteam des International Office mit Sitz am Fahnenbergplatz übernimmt die weiterführende Betreuung, sobald sich die Bewerberinnen und Bewerber für einen Auslandsaufenthalt über das Programm University of Freiburg Global Exchange entschieden haben.

Weitere Infos gibt es auf der Webseite des International Office: www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/austausch

PROMOS: Finanzspritze für Fernwehkranke

Baden-Württemberg Stipendium: www.bw-stipendium.de

Foto: Jana Trietsch
Autoren:
Veröffentlicht am 3. Juni 2015

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