Studierende auf engstem Raum

Studierende auf engstem Raum

Ein Zimmer in Freiburg zu finden ist schwer, manchmal klappt es bis zum Semesterbeginn auch gar nicht. Deshalb bietet das Studierendenwerk Notunterkünfte für Studierende an. uniCross hat die Notunterkunft in der StuSie besucht.

Für fast 200 Studierende waren die Notunterkünfte des Studierendenwerks Freiburg-Hochschwarzwald (SWFR) zu Semesterbeinn die letzte Rettung: Für 8 Euro pro Nacht  bekamen sie ein Dach über dem Kopf und ein warmes Schlaflager. Ende Oktober waren es immer noch fast 25 Studierende, die ein Zimmer suchen oder auf den Einzug warten.

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Lukas, studiert im 1. Semester Russisch und Italienisch.

Lukas lebt gerade in der Notunterkuft im Haus 60 in der Studentensiedlung (StuSie) am Flückiger See. Weil dem Hamburger der Weg nach Freiburg zu weit war, um schon vor Studienbeginn ein Zimmer zu suchen, war dies auch seine erste Station.

Inzwischen hat Lukas ein Zimmer im Wohnheim bei der Technischen Fakultät bekommen und wartet auf seinen Einzug. 360 Euro wird er dort für ein Einzel-Appartement bezahlen. Mehr als er wollte und auch nicht wie geplant in einer WG – bei der Lage auf dem Freiburger Wohnungsmarkt dennoch ein Glücksgriff. Das Zimmer hat ihm das SWFR vermittelt.

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Ein umfunktionierter Aufenthaltsraum ist nun das Zimmer der männlichen Studierenden.

In der Notunterkunft im Haus 60 gibt es zwei Schlafräume, nach Geschlechtern getrennt. Alles hat ein gesundes Maß an studentischer Unordnung. Rollkoffer stehen neben Matratzenlagern und auf den Tischen stapeln sich Lehrbücher aus allen Fachrichtungen.

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Die Bewohnerinnen und Bewohner teilen sich zwei Waschmaschinen.

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Die Post-It Kommunikation ist ein populäres Kommunikationsmittel in vielen Wohngemeinschaften – auch in der Notunterkunft.

Neben der Küchentür hängt eine kleine Notiz, die verrät, dass bei rund 50 Studierenden auf wenigen Quadratmetern dann doch nicht immer jeder auf das gewünschte Maß an Privatsphäre kommt. „Ich habe hier aber noch nie größeren Stress erlebt“, sagt Lukas, der seit 20 Tagen hier wohnt.

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Hui Hui Yong, Informatik im 3. Semester

Doch nicht nur Nordlichter wie Lukas stranden in der StuSie: Hui Hui Yong aus Singapur hat erfolgslos drei Monate eine WG gesucht. Sie ist froh, eine Unterkunft gefunden zu haben. Was ihr aufgefallen ist: „Vielleicht sind die Männer manchmal ein wenig unordentlicher als die Frauen?“.

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Die Bewohner und Bewohnerinnen der Notunterkunft in Haus 60 teilen sich gemeinsam diesen Kühlschrank.

„Aber dafür, dass wir uns alle eine Küche teilen müssen, könnte es auch schlimmer aussehen“, sagt Hui Hui Yong.

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Viel Privatssphäre gibt es in den Schlafräumen nicht.

Die Studentinnen haben in ihrem Schlafraum etwas mehr Platz. Sie leben zu zehnt in einem Zimmer. Im Schlafraum der männlichen Studenten sind es mehr als doppelt so viele Bewohner.

Während sich um kurz nach 11 die zweiköpfige Putzkolonne über Müsliflocken und Duschen hermacht, kann man aus der Matratzenlandschaft der Jungs noch vereinzelt Schnarchgeräusche vernehmen.

Die meisten der Bewohnerinnen und Bewohner sind allerdings um diese Zeit schon zu Vorlesungen und Seminaren ausgeflogen. Sie alle bauen sich gerade ein neues Umfeld auf, finden Freunde und sich in der Stadt zurecht.

„So leer ist es hier aber fast nie“, betont Lukas. „Abends trifft man sich hier, um etwas zu trinken und zu reden. Es kommt sogar vor, dass uns Leute besuchen, die schon lange eine Bude gefunden haben.“

Info

Renate Heyberger, stellvertretende Geschäftsführerin des SWFR kennt die Lage der Studierenden. Das SWFR steht in engem Kontakt zur Wohnheim-Verwaltung, so sei es bereits gelungen, zwei Räume im Händelwohnheim längerfristig freizustellen. Renate Heyberger ist davon überzeugt, dass das SWFR die Situation der Wohnungslosen bestmöglich abgefedert hat. Klagen habe es bisher noch keine gegeben. „Unter den Studierenden entstehen sogar Freundschaften“, hat Heyberger festgestellt.

Infos zu den Notunterkünften auf der Webseite des Studierendenwerk: www.swfr.de/de/wohnen/wohnheime/notunterkuenfte/

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Fotos: Hanno Müller
Veröffentlicht am 23. November 2015

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