Hört auf euer Bauchgefühl

Hört auf euer Bauchgefühl

Klara gehört zu den sogenannten „Studienabbrecherinnen“. Was für viele negativ klingt, war für Klara die beste Entscheidung, die sie treffen konnte. Heute studiert sie Grafikdesign in England. Im Interview mit uniCROSS verrät sie, warum man sich manchmal auf sein Gefühl verlassen sollte.

Klara, nach dem Abi hast du angefangen, in Freiburg Skandinavistik und Anglistik zu studieren, hast dann aber abgebrochen. Anschließend hast du es zwei Semester mit Medienkulturwissenschaft probiert und wieder frühzeitig aufgehört. Ist es dir schwergefallen, gleich zweimal abzubrechen?

Das erste Mal abzubrechen war gar kein Problem. Ich hatte mir damals ohnehin gesagt, dass ich Anglistik erstmal ausprobiere und das Unileben kennenlerne, habe aber von Anfang an daran gezweifelt, dass es das richtige Studium für mich sein würde.

Beim zweiten Mal war es dann schwieriger, denn das Gefühl, vielleicht einfach zu hohe Ansprüche zu haben oder zu ungeduldig zu sein, hat einiges an Zweifeln geweckt. Mein Kindheitstraum Grafikdesign zu studieren, war immer in meinem Hinterkopf und schließlich habe ich mich entschieden, dass ich zumindest versuchen will, diesen Traum zu leben. Dieser Gedanke hat den Abbruch dann sehr erleichtert.

Wie haben Eltern, Freunde und Bekannte reagiert?

Die Reaktionen waren sehr unterschiedliche. Meine Familie und Freunde haben sich größtenteils gefreut und gesagt, sie seien froh, dass ich endlich das tun würde, was ich wirklich will und waren überzeugt, dass es der richtige Weg ist. Aber zum Beispiel manche Lehrer vom Gymnasium, die davon erfahren haben, waren geschockt: „Das hätten wir von dir aber nicht erwartet, dass du auch eine von den Studienabbrechern wirst!“

Seit September studierst du Grafikdesign an der Anglia Ruskin University in Cambridge, England. Wie kam es dazu?

England war immer schon ein Traum. Ich war zweimal im Sommer an der Sprachschule in Cambridge und habe die Stadt einfach geliebt, genauso wie die Sprache, die Menschen und die Kultur. Als ich mich dann entschlossen habe, Grafikdesign zu studieren, wurde klar, dass es in Deutschland sehr viel schwieriger ist, eine gute Ausbildung an einer Universität in diesem Bereich zu finden. Grafikdesign wird in Deutschland zumeist an Kunstakademien, Fachhochschulen oder privaten Schulen angeboten und nicht an „normalen“ Universitäten. Um an Institutionen wie der Universität der Künste in Berlin angenommen zu werden, muss man wirklich zu den Besten gehören.

In England ist die Einstellung gegenüber diesen künstlerischen Studiengängen anders. Sie sind genauso Standard, wie beispielsweise Informatik oder Anglistik. Der Kurs hat in Cambridge außerdem eine über neunzigprozentige Zufriedenheit in den Studentenbewertungen erhalten, was für mich auch ausschlaggebend war.

Wie ist das Studium in England? Stellst du Unterschiede zu deutschen Unis fest?

Das Studium in England ist im Vergleich zu meinen vorherigen Erfahrungen in Freiburg sehr anders, da Grafikdesign fast ausschließlich praxisbezogen ist und auf Projektarbeit basiert. Der Fokus liegt hier sehr stark auf der Vorbereitung auf das Berufsleben, sowohl im Kurs selbst, als auch in zusätzlichen Seminaren zu Themen wie Selbstständigkeit und Firmengründung.

Die Studiengebühren in England sind sehr hoch, was zu einer anderen Grundeinstellung führt, da die Universität finanziell auf die Studierenden angewiesen ist. Das spürt man beispielsweise im Service, den die Uni bietet. Beratung und Unterstützung in allen Bereichen ist kaum zu überbieten. Es gibt außerdem unglaublich viele Zusatzangebote. Für die Grafikdesigner gibt es beispielsweise Mac-Suiten, die Zugang zu den neusten iMacs ermöglichen. Außerdem können wir jederzeit Letterpress- sowie Printmaking-Facilities nutzen, also historische Druckerpressen und Lithographiemaschinen, die wir jederzeit nutzen können.

Gab es Situationen, in denen du Zweifel hattest, ob ein Studium im Ausland das Richtige ist?

Natürlich kam immer wieder die Frage auf, ob ich wirklich so weit weg von meiner Familie und meinen Freunden leben und studieren möchte. Gerade wenn man das erste Mal von zu Hause auszieht, ist der Umzug in ein fremdes Land natürlich ein sehr großer Schritt. Ich bin sehr froh, dass ich diese Ängste überwunden habe und mit dem Studium hier begonnen habe. Am Auslandsstudium an sich habe ich nicht gezweifelt, denn die Kombination aus einer guten Ausbildung und nebenher sehr gut Englisch zu lernen ist für mich einfach unschlagbar.

Was würdest du anderen raten, die mit dem Gedanken spielen, ihr Studium abzubrechen?

Ich würde dazu raten, auf sein Bauchgefühl zu hören. Das ist letztendlich was zählt. Wenn Verwandte und Freunde versuchen, einen „zur Vernunft“ zu bringen und etwas vermeintlich Logisches und Sinnvolles zu tun, obwohl das eigene Gefühl dagegenspricht, dann bringt es meiner Meinung nach nichts, sich dieser vermeintlichen Vernunft zu beugen. Wenn man einen Traum hat und sich für etwas begeistern kann, dann sollte man diesem Weg folgen. Wer etwas mit Begeisterung tut, ist schließlich auch meistens gut darin.

Hast du Tipps für das Studieren im Ausland?

Gerade wenn es für länger ist: Hinfahren, die Stadt angucken und schon ein bisschen wissen, was auf einen zukommt. Das gibt ein gutes Gefühl. Dann vor allem die Sorgen und Ängste beiseiteschieben und sich nicht von ihnen die Vorfreude zerstören lassen. An der Uni ist es besonders am Anfang sehr sinnvoll, alles mitzunehmen, was man an Infoveranstaltungen mitnehmen kann. Und dann: Durchstarten und mit viel Offenheit und Neugierde die Veränderungen und das neue Leben genießen.

Das erste Semester in England ist für dich nun fast zu Ende. Wie siehst du deine Entscheidungen heute?

Wenn ich auf die vergangenen drei Monate blicke, dann kann ich nur sagen, dass es für mich die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte. Ich bereue es aber keineswegs, dass ich vorher zwei Jahre in Freiburg studiert habe und nicht direkt nach der Schule mit Grafikdesign angefangen habe. Die zwei Jahre in Freiburg haben mir geholfen, den richtigen Weg zu finden und ich habe erkannt, was ich will und was ich nicht will. Außerdem habe ich viel gelernt, was ich auch jetzt in meinem Kurs anwenden kann. Es war gut für mich, verschiedene Dinge auszuprobieren, denn jetzt kann ich mit dem guten Gefühl studieren, zu wissen, dass das hier genau das Richtige für mich ist.

Zentrale Studienberatung

Studierende, die mit dem Gedanken spielen, ihr Studium abzubrechen, können sich an die Zentrale Studienberatung (ZSB) des Servie Center Studium wenden.

Kontakt
Service Center Studium – Zentrale Studienberatung der Universität Freiburg
Sedanstr. 6, 79098 Freiburg
Tel.: +49 761 203 4246

Offene Sprechstunde des ZSB
Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, Dienstag zusätzlich von 14 bis 16 Uhr
Es können auch Beratungstermine vereinbart werden.

Weitere Infos gibt es bei der Zentralen Studienberatung

Hinweis

Zum Thema Studienabbruch gibt es hier bald mehr. uniCROSS-Mitarbeiterin Sarah ist unterwegs und recherchiert, wie man das passende Studienfach finden kann und welche Möglichkeit die Uni Freiburg Studienabbrechern bietet.

Foto: Jessica Kiefer
Veröffentlicht am 19. Januar 2016

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