Album der Woche: Get Well Soon – Love

Album der Woche: Get Well Soon – Love

Sieht man in das Gesicht des Songwriters Konstantin Gropper, kann man minutenlang vergeblich auf emotionale Regungen warten. Seine Mimik wirkt ähnlich versteinert wie die des Stummfilmclowns Buster Keaton. Alle Emotionen scheint sich der Mannheimer Künstler für seine Musik aufzuheben. Nach dreieinhalb Jahren haben sich davon scheinbar wieder einige angestaut, die sich nun kanalisiert in ein neues Album seines Projekts Get Well Soon ergießen. Und das ist dann auch gleich nach der größten Emotion überhaupt benannt: der Liebe.

Auf seinem neuen Album „Love“ watet Konstantin Gropper wieder knietief durch den Pathos und dekonstruiert dabei den Mythos Liebe auf sein hässliches Gerippe. Er beschreibt sie als pathologische Krankheit, deren Folgen stets im Verrat und in Perversionen münden. Glücklicherweise klingt die Musik des Albums selbst dann doch bei weitem nicht so nihilistisch wie seine zugrunde liegenden Liebesstudien.

Mit „Love“ stellt Konstantin Gropper dem endlosen Kanon an Popliebesliedern eine dunkel funkelnde Songsammlung entgegen, die die Liebe als Perversion erkundet. Die Charaktere in seinen Texten halten Menschen in Kellern gefangen, suchen Erfüllung in sonderbaren Sexualpraktiken oder scheitern schlichtweg im Beziehungsalltag. Dass Konstantin Gropper diese emotionalen Abgründe mit entwaffnend schöner Popmusik erkundet, bleibt das große Kunststück seines neuen Albums.

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Veröffentlicht am 9. Februar 2016

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