Album der Woche: Isolation Berlin – Und aus den Wolken tropft die Zeit

Album der Woche: Isolation Berlin – Und aus den Wolken tropft die Zeit

Fragte man im vergangenen Jahr die Besucher hiesiger Festivals, für was sie stehen, bekam man stets ein „Für Amore!“ als Unisono um die Ohren gehauen. Das Phänomen Wanda entwickelte eine sukzessive und seltsame Eigendynamik

und bahnte sich so fröhlich einen Weg in den Mainstream. Wer statt mit Bier und Zigaretten lieber im Glitzerregen durch den Dschungel tanzte, fand sich bei ihren Kollegen von Bilderbuch bestens aufgehoben. Innovative und intelligente Popmusik schien im vergangenen Jahr jedenfalls ausschließlich aus Österreich zu kommen. Doch in der Hauptstadt Berlin schlummerte bereits ein dunkler Spross wartend im Geburtskanal.

Als die kaputtere Variante ihrer Österreichischen Kollegen, erkunden Isolation Berlin die Tristesse ihrer Heimatstadt mit theatralischem Post-Punk und lakonischen Chansons. Wie schon auf den vorangegangenen EPs pendelt die Stimmung der Musik dabei zwischen wohliger Melancholie und nacktem Wahnsinn. Dem Rausch und der umnebelten Schlaflosigkeit folgt unausweichlich der einsame Absturz. Keiner weiß das besser als der Isolation Berlin Frontmann Tobias Bamborschke. „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ zeichnet eine düstere Bestandsaufnahme seiner Situation.

Wo genau jedoch die Grenze verläuft zwischen authentischem Erfahrungsbericht und Maskerade, bleibt bei Isolation Berlin seltsam uneindeutig. Einigermaßen gewollt wirkt ihr Suhlen in der eigenen Wehmut, überzeichnet die verbalen Ausbrüche ihres Frontmanns. Es ist jedoch genau jene Ambivalenz, in der auch der Reiz des Projekts Isolation Berlin verankert scheint ̵ Eine Band, die verstanden hat, wie das Prinzip Popmusik funktioniert.

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Veröffentlicht am 23. Februar 2016

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