“Eine total spontane Entscheidung”

“Eine total spontane Entscheidung”

Den Abschluss in der Tasche, die Welt steht völlig offen. Und jetzt? Wir wollen wissen: Was ist aus ehemaligen Freiburger Studierenden geworden? Heute erzählt Lena Becker, die Freiburg gleich mit zwei Bachelor-Abschlüssen verlassen hat, von ihrer Arbeit bei „Restlos Glücklich“ in Berlin.

Lena, du hast sowohl IberoCultura als auch Betriebswirtschaftslehre in Freiburg studiert. Was hat dich dazu bewegt, zwei Bachelor-Abschlüsse zu machen?

Ich habe das Studium in IberoCultura zwar total genossen, aber die Berufsbilder passten nicht zu mir. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, noch einmal etwas anderes zu studieren. Schon bei IberoCultura hatte ich BWL im Nebenfach und weil ich immer Spaß an Zahlen hatte, konnte ich mir gut vorstellen im Bereich Wirtschaft zu arbeiten. Also habe ich den Bachelor in BWL gewählt.

Kannst du diesen Weg weiterempfehlen?

Für mich hat es sich als gut erwiesen, weil ich so zwei komplett unterschiedliche Bereiche kennengelernt habe. Wer natürlich im Bachelor schon sicher ist das Richtige zu studieren, sollte einfach einen Master machen, um sich zu spezialisieren. Wenn man sich umorientieren möchte, ist es sinnvoll einen zweiten Bachelor zu machen.

Wusstest du vor deinem Studium bereits in welchem Bereich du einmal arbeiten möchtest?

Der BWL-Bachelor hatte als Schwerpunkt Non-Profit Management, das heißt, er war ausgelegt auf gemeinnützige Organisationen. Ich wusste zwar, dass ich in diese Richtung gehen und in der NGO-Szene arbeiten möchte, mir war damals aber noch nicht klar, in welchem Bereich, ob beispielsweise in der Entwicklungshilfe oder in der Bildungsarbeit.

Hast du während deines Studiums Praktika absolviert?

Ich habe ein betriebswirtschaftliches Praktikum bei der Bildungsinitiative „Schule im Aufbruch“ gemacht.

Wie kamst du von der Uni Freiburg nach Berlin zu „Restlos Glücklich“?

Nach Berlin zu ziehen war eine total spontane Entscheidung. Ich war in Freiburg ausgezogen und ging in den Urlaub, ohne zu wissen, wie es bei mir weitergehen würde. Ich hatte mich zwar schon bei ein paar Sachen beworben, aber keine Zusage erhalten.

Dann habe ich einfach mit dem Bauch entschieden: Ich ziehe nach Berlin. Hier gibt es natürlich viele NGOs. Da die Szene so groß ist, hatte ich das Gefühl, dass es in Berlin leichter wäre den Einstieg zu schaffen. Von „Restlos Glücklich“ habe ich dann im Frühling 2015 eine Stellenausschreibung für den Bereich Finanzen gesehen. Als ich dort war, hat es dann gleich super gepasst und ich habe mich schnell dazu entschieden im Team zu bleiben.

„Restlos Glücklich“ ist ein Projekt, das der Verschwendung von Lebensmitteln entgegen wirken möchte. Euer Ziel ist es, ein Restaurant zu eröffnen, in dem ausschließlich mit „geretteten Lebensmitteln“ gekocht wird. Wie kann man sich das vorstellen?

Bei „Restlos Glücklich“ gibt es zwei Aspekte: Einerseits das Restaurant, in dem mit geretteten Lebensmitteln gekocht wird. Auf der anderen Seite sind wir ein Verein und möchten Bildungsarbeit im Bereich Verschwendung von Lebensmitteln anbieten. Im Idealfall wird die Bildungsarbeit durch die Gewinne des Restaurants finanziert. Es soll also ein Not-For-Profit Restaurant sein, dessen Gewinne in Bildungsarbeit fließen.

Hat dich Freiburg in deinem Umgang mit Lebensmitteln beeinflusst?

Man kann sagen, dass Lebensmittel schon immer ein wichtiger Teil in meinem Leben waren, Freiburg hat mich da aber schon noch einmal stärker geprägt. Beispielsweise war ich in einer Food Coop, einer Einkaufsgemeinschaft für Lebensmittel und ich hatte ersten Kontakt mit Food Sharing, einem Verein, der deutschlandweit bei Supermärkten aussortierte Lebensmittel sammelt und diese dann an die Mitglieder und Bedürftige verschenkt. Richtig ausführlich damit beschäftigt habe ich mich dann aber erst in Berlin.

Wie nahe seid ihr eurem Traum bereits?

Derzeit machen wir einen Mittagstisch im Agora-Café in Berlin und bieten Catering für Privatpersonen und Firmen an. Wir sind also schon relativ weit, aber uns fehlt immer noch ein fester Ort, an dem „Restlos Glücklich“ gelebt wird. Wir sagen immer: Ein Ort an dem die Lebensmittelverschwendung auf den Tisch kommt. Im Sommer hatten wir ein sehr erfolgreiches Crowdfunding, durch das wir 27.000 Euro bekommen haben. Wir hoffen, bald einen geeigneten Ort zu finden, um das Geld investieren zu können.

Arbeitest du nebenher noch woanders?

Wir haben alle nebenbei noch andere Jobs. Ich arbeite seit November 2015 zusätzlich in einer Klimaschutzorganisation.

Was würdest du den aktuellen Bachelorabsolventen raten?

Ich habe gemerkt, dass man auch nach dem Studium noch die Möglichkeit hat, etwas ganz anderes zu machen. Man sollte sein Studium daher genießen und nicht so viel auf den Beruf hin studieren. Das Studium soll in erster Linie Spaß machen.

Info

Wer sich für den Bachelor in IberoCultura interessiert, findet unter www.romanistik.uni-freiburg.de/ alle wichtigen Infos.

Eine Übersicht über die wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge an der Uni Freiburg gibt’s hier: www.portal.uni-freiburg.de/vwl/aktuell/nachrichten

Das Projekt „Restlos Glücklich“ findet ihr unter: www.restlos-gluecklich.berlin/

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Foto: Restlos Glücklich/Max Chrambach
Veröffentlicht am 23. Februar 2016

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