Royaler Glanz im Augustinermuseum

Royaler Glanz im Augustinermuseum

Franz Xaver Winterhalter kam aus dem Schwarzwald und war der wohl bekannteste Porträtmaler des 19. Jahrhunderts. Das Augustinermuseum zeigt noch bis zum 20. März 2016 seine Werke – zum ersten Mal so umfassend in Deutschland. Was das Besondere an Winterhalter ist, hat Samantha von der Kuratorin Mirja Straub erfahren.

Mirja Straub

Kuratorin der Winterhalter-Ausstellung: Mirja Straub.

Frau Straub, Sie sind die Kuratorin der Ausstellung. Bisher war der aus Menzenschwand im Schwarzwald stammende Künstler Franz Xaver Winterhalter den Deutschen eher unbekannt. Warum hat ihm das Augustinermuseum nun eine Ausstellung gewidmet?

Allein seine Lebensgeschichte lohnt sich erzählt zu werden – vom armen Bauernsohn zum Millionär. 1988 und 1989 gab es schon mal Ausstellungen in London und Paris, aber in Deutschland gab es bisher keine. Dabei kam er aus Menzenschwand, einem kleinen Dorf im Schwarzwald und hat seine Lehre zum Kupferstecher und Lithograph hier in Freiburg gemacht. Sein unglaubliches Talent ist mir auch erst im Zuge der Ausstellungsvorbereitung bewusst geworden. Winterhalter hat im 19. Jahrhundert alle Adligen seiner Zeit gemalt. Heute kennt man zwar die Bilder, die Ikonen ihrer Zeit geworden sind, doch kaum jemand kennt den Künstler, der sie gemalt hat.

Bisher haben mehr als 50.000 Menschen die Ausstellung besucht. Warum ist sie auch für Studierende und Besucher interessant, die nicht aus der Kunstgeschichte stammen?

Die Ausstellung zeigt nicht nur die Bilder, sondern erzählt damit die Sozial- und Politikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Sie zeigt uns zudem eine Adelswelt, die 1871 mit dem deutsch-französischen Krieg untergegangen ist. Wir haben in Freiburg zwar das Münster, viel mittelalterliche Kunst und Künstler aus der Region, aber so einen mondänen, höfischen Glanz in den Hallen des Augustinermuseums, das ist schon etwas ganz Besonderes. Etwas, das in dieser Form auch so bald nicht wieder zu sehen sein wird, auch aufgrund der ganzen internationalen Leihgaben, beispielsweise aus der Royal Collection der Queen.

Winterhalter hat unter anderem sehr intime Porträts von Kaiserin „Sisi“ und auch Queen Victoria gemalt. Was hatte der Maler an sich, dass die Staatsoberhäupter ihn so nahe an sich heranließen?

Er war von seinem Charakter her sehr bescheiden, zurückhaltend und angenehm.

Statt des stolzen Malers mit Allüren ist er sehr bescheiden geblieben und wusste immer die Standesgrenzen zu wahren. Sein besonderes Talent war, dass er die Wünsche seiner Kundinnen und Kunden sehr gut aufnehmen und umsetzen konnte. Er machte einen klaren Unterschied, zwischen Staatsportraits und Gemälden, die im privateren Bereich hängen sollten.

Wenn man seine Porträts betrachtet, fallen unter anderem die Stoffe und Schmuckstücke ins Auge, die faszinierend echt wirken.

Er konnte tatsächlich besonders gut Schmuck und Mode malen, deswegen war er auch bei den adligen Damen so beliebt, da sie zu ihrer Zeit kein anderes Ausdrucksmittel hatten. Schließlich sollten sie ja vor allem hübsch aussehen. Das Besondere an seinen Bildern ist, dass er die Gesichter fein und charaktervoll ausmodellierte, während er die Kleider dann oft mit einem freien und lockeren Pinselstrich gemalt hat. Seine Technik gibt den Bildern eine gewisse Spannung und hat fast etwas Modernes und Impressionistisches.

Sie sagen, Winterhalter hat auch Stilikonen geschaffen. Warum?

So wie Stilikonen heute weltweit in Magazinen abgebildet werden, sind damals auch die Bilder von Winterhalter um die Welt gegangen und haben den Geschmack der Zeit geprägt. Einige Damen haben sich seinerzeit die Kleider auf Winterhalters Gemälden nachschneidern lassen. Er wusste welche Farben und Stoffe den Frauen schmeicheln und stattete sie aus. Teilweise tragen die porträtierten Damen Kreationen von Charles Frederik Worth, dem Begründer der Haute Couture und ersten männlichen Modisten. Er und Winterhalter hatten einen ähnlichen Kundenstamm, ob sie sich gekannt haben, wissen wir allerdings nicht.

Winterhalter hat sein Handwerk gut verstanden. Doch wie viel Künstlerisches steckt in seinen Werken?

Ich halte ihn für einen ganz großen Künstler. Er war nicht einfach nur ein Auftragsmaler, sondern hat selbst inszeniert und wusste, wie er die Licht- und Schattenwirkungen optimal darstellen kann und welche Pose die Frau am besten einnimmt. Das sind alles Mittel, die er inszenatorisch gezielt genutzt hat. Das war sein besonderes Talent. Es gehört mehr zu einem Bild, als nur mit Pinsel, Leinwand und Farbe umgehen zu können.

Zahlreiche Exponate stammen aus Privatsammlungen und wurden teilweise aus den USA, London oder Warschau entliehen. Was war die größte Schwierigkeit, die Sie zu bewältigen hatten?

Die größte Herausforderung war sicherlich die Logistik der Transporte. Wir hatten noch nie so viele internationale Leihgaben im Augustinermuseum und auch noch nie so riesige Gemälde. Für jedes Gemälde muss eine Klimakiste gebaut werden und die Gewichte der Gemälde und der Kisten haben uns vor große Herausforderungen gestellt.

Wenn Sie sich eines der Exponate aus der Ausstellung aussuchen dürften, welches wäre es und warum?

Das Porträt von Fürstin Pauline von Metternich, einer Wiener Adligen, die für ihren Modegeschmack bekannt war, allerdings nicht für ihre Schönheit. So wie er sie malte, sieht sie trotzdem schön aus, dank der Kniffe und Tricks die er angewendet hat: Sie ist ganz in Weiß gekleidet, da sie dadurch einfach etwas eleganter und engelshafter wirkt, durch das verschattete Gesicht werden ihre Gesichtszüge etwas feiner und weicher.

Nach einem Kunstgeschichtsstudium auf dem Markt Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Haben Sie einen Tipp, den Sie Studierenden der Kunstgeschichte mit auf den Weg geben können?

Heutzutage ist es ein Muss, ein wissenschaftliches Volontariat im Museum zu machen, das sollte man immer noch ans Studium anhängen und dann meistens leider auch noch eine Doktorarbeit. Praktika sind auch immer sinnvoll, dadurch gewinnt man einen Einblick in die Museumsarbeit und sieht, ob einem diese Arbeit liegt. Denn Museumsarbeit bedeutet nicht nur kunsthistorisches Fachwissen umsetzen zu können, sondern es bedeutet auch, dass einem Ausstellungsmanagement und Organisation liegen muss.

Wir bieten hier im Augustinermuseum auch Praktika an und freuen uns natürlich auch immer über Bewerberinnen und Bewerber.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „Franz Xaver Winterhalter. Maler im Auftrag Ihrer Majestät“ im Augustinermuseum ist noch bis 20. März 2016 zu sehen.

Wegen des großen Andrangs gibt es verlängerte Öffnungszeiten: Donnerstag – Samstag 10-20 Uhr und Sonntag 10-18 Uhr.

Tipp der Kuratorin: Wer die Ausstellung in der nächsten Woche noch besuchen möchte, soll in den Abendzeiten kommen, da es tagsüber sehr voll ist.

Eintritt: Eintrittspreis 7 Euro; Studierende 5 Euro

Führungen: Die Teilnahme kostet zuzüglich zum Eintritt 2 Euro

Öffentliche Führungen dauern 60 Minuten und finden zu folgenden Zeiten statt:

Samstag und Sonntag: 10.30 und 11.30 Uhr

Dienstag und Mittwoch: 13 Uhr

Donnerstag, Freitag und Samstag: 17.30 Uhr

Tipp der Redaktion: Im Rahmen der Ausstellung gibt es die Möglichkeit sich mit royalen Accessoires und Requisiten aus der Zeit Winterhalters zu schmücken und ein eigenes adliges Porträt aufzunehmen.

Mehr Informationen zur Ausstellung im Augustinermuseum findet ihr hier: www.freiburg.de

Teaserfoto: © Städtische Museen Freiburg
Augsutinermuseum, Städtische Museen Freiburg
Franz Xaver Winterhalter, Fürstin Pauline von Metternich, 1860
Privatbesitz
Foto Mirja Straub: Samantha Happ
Autoren:
Veröffentlicht am 15. März 2016

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