Studienabbruch ist keine Katastrophe

Studienabbruch ist keine Katastrophe

Als eine der wichtigsten Herausforderungen für deutsche Hochschulen nennt die aktuelle Bildungsstudie der OECD die große Anzahl der Studienabbrecher. Wie ist die Situation an der Uni Freiburg? Wie viele Studierende hören auf und vor allem: Wer hilft mir weiter, wenn ich überlege, mein Studium abzubrechen? Sarah hat nachgefragt.

30 Prozent – so hoch ist der Anteil der Studienabbrecherinnen und -abbrecher an deutschen Universitäten. Doch diese Zahl sei mit Vorsicht zu genießen, betont die Prorektorin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger: „Wir wissen zwar, wie viele Studierende exmatrikuliert werden, wir können die Gründe zum Teil aber nicht herausfinden.“

Der gängige Prozess ist: Wer sich nicht rückmeldet, wird von „Amts wegen“ exmatrikuliert. Ob die betreffende Person in einer anderen Stadt weiterstudiert, eine Pause braucht oder aus Geldmangel aufgibt, bleibt jedoch offen.

Statistiken sind nicht zuverlässig

Für eine differenzierte Betrachtung des Themas habe sich der Begriff „Schwund“ durchgesetzt, um über Studierende zu sprechen, die ohne Abschluss exmatrikuliert wurden, sagt Dennis Mocigemba, Leiter der Zentralen Studienberatung.

Im statistischen Bereich ist ein Abbrecher „ein Studierender, der das gesamte deutsche Hochschulsystem ohne Abschluss verlassen hat“, erklärt Niki Schmitt, Mitarbeiter der Abteilung Informationsmanagement, die seit Ende 2014 die entsprechenden Daten erhebt.

Ein Master-Student kann somit kein Studienabbrecher mehr werden und jemand, der ein Studium in Deutschland aufnimmt und im Ausland beendet, ist es trotzdem. Die Angelegenheit ist also komplexer als man denkt und verlässliche Statistiken zu führen, schwierig.

Uni bietet vielfältige Unterstützung an

„Die Gründe für einen Studienabbruch sind individuell und vielseitig“, sagt Mocigemba. Grundsätzlich können jedoch drei Hauptthemen festgestellt werden: Finanzierung, persönliche Gründe und Motivation. Die Universität kann vor allem bei der Motivation ansetzen. Diese sinke leicht, wenn die Erwartungen an ein Studium nicht erfüllt werden, was insbesondere in den ersten Semestern beobachtbar sei.

Enttäuschten Erwartungen kann man mit einer realistischen Vorschau und einer guten Vorbereitung aufs Studium vorbeugen. So gibt es beispielsweise neben der Möglichkeit eines Schnupperstudiums den Tag der offenen Tür an der Uni und seit dem Wintersemester 2011/12 den Online Studienwahl Assistenten, kurz OSA, der bereits vor dem Studienbeginn ein realistisches Bild des Studienfachs vermitteln soll. Mit den OSAs können Studieninteressierte überprüfen, ob ihre Vorstellung mit den Studieninhalten übereinstimmt.

Während des Studiums können Studierende verschiedener Fakultäten im Rahmen des Mentoring-Programms Unterstützung erfahren. Das Mentoring an der Uni Freiburg fördert den Austausch zwischen Studierenden verschiedener Erfahrungsstufen und ist so vor allem in Übergangsphasen wie dem Studienbeginn und der Studienabschlussphase hilfreich.

Des Weiteren werden ab dem kommenden Wintersemester speziell für die naturwissenschaftlichen Fächer „Brückenkurse“ im Bereich Mathematik angeboten. Diese können vor und im ersten Semester besucht werden, um eventuelle Defizite zwischen Abitur und Studium auszugleichen.

Auch wenn die Uni Freiburg ihre Studierenden unterstützt: „Die Zahl der Studienabbrecher wird zwar geringer, ist aber noch nicht ideal“, sagt Prof. Besters-Dilger. „Dennoch sehe ich das Ziel nicht darin, dass wir jeden Menschen, der jemals den Weg zur Universität gefunden hat, hier zu behalten. Was ich gern verhindern möchte ist, dass die Leute in die innere Emigration gehen.“

Studienabbruch nicht dramatisieren

„Man muss aufpassen bei der Dramatisierung des Begriffs Studienabbruch“, sagt Dennis Mocigemba. Auch Prof. Besters-Dilger ist der Meinung, dass ein Studienabbruch keinen Prestigeverlust bedeutet. „Akademiker verdienen heute nicht mehr als ein Handwerksmeister, ganz im Gegenteil.“

Wer in Freiburg überlegt, sein Studium abzubrechen, findet ein umfassendes Beratungsangebot. Neben der Zentralen Studienberatung der Universität, die als erste Anlaufstelle vor, während und nach dem Studium bei Fragen und Problemen berät, bieten das Hochschulteam der Agentur für Arbeit und die Industrie- und Handelskammer (IHK) vielfache Unterstützung an, etwa in Form von Bewerbungstrainings oder weitreichenden Informationen zu Ausbildungsberufen.

Verkürzung der Ausbildungszeit möglich

Mit Perspektiven jenseits des Studiums beschäftigt sich auch die Veranstaltung „Alternative Karrierewege“, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer und der IHK vom Service Center Studium der Uni Freiburg und von Anne-Katrin Stolle, der Persönlichen Referentin der Prorektorin für Lehre, organisiert wurde.

Die Diskussionsveranstaltung bot vor allem Raum für Beratung und zeigte die Vorteile eines Wechsels in eine duale Ausbildung auf: Durch das Abitur wird die Lehre bereits auf zwei Jahre verkürzt, durch ein angefangenes Studium sind weitere Verkürzungen möglich. Auch in diesem Jahr wird die Veranstaltung „Alternative Karrierewege“ wieder stattfinden.

Prorektorin Besters-Dilger betont: „Egal für was man sich entscheidet: Der Weg zurück an die Universität ist immer offen.“

Infos

Für alle Interessierten schon zum Vormerken: Die Veranstaltung „Alternative Karrierewege“ findet am 10. Mai 2016 um 18 Uhr im Veranstaltungssaal der UB (1. Stock Palatorium) statt.

Zum Veranstaltungshinweis gehts hier: archiv.unicross.uni-freiburg.de

Wer sich weiter informieren möchte, findet hier alle wichtigen Ansprechpartner und Adressen:

Mehr zum Online Studienwahl Assistenten unter:
www.studium.uni-freiburg.de/studieninteressierte/osa

Das Kompetenznetzwerk Studierendenmentoring stellt sich hier vor:
www.mentoring.uni-freiburg.de

Die Sprechzeiten der Zentralen Studienberatung findet ihr unter:
www.studium.uni-freiburg.de/service_und_beratungsstellen

Informationen zu Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität in Studium und Lehre an der Uni Freiburg sind unter folgendem Link erhältlich:
www.lehrentwicklung.uni-freiburg.de

Hier geht’s zur Bildungsstudie der OECD:
www.oecd.org

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Foto: Sarah Posselt-Boehm
Veröffentlicht am 17. März 2016

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