Album der Woche: Dan San – Shelter

Album der Woche: Dan San – Shelter

Das Cover des neuen Dan San Albums zeigt einen anonymen, in Kunstlicht schimmernden Bungalow bei Nacht. Ein rosa leuchtender Vorhang verhüllt den Blick ins Innere. Der Vorgarten verstärkt mit seiner peinlich akkuraten Anmut den surrealen und melancholischen Eindruck der Szene. Vermutlich hätte kein Bild die Musik von Dan San besser übersetzen können als diese Aufnahme. Man ertappt sich als Voyeur auf dem vom Tau feuchten Rasen stehend, während von Innen ein Küchenradio die Musik von Dan San gedämpft in die Nacht haucht.

Ungewohnt lange war es still um das Belgische Indie Folk Projekt Dan San, doch mit Untätigkeit hatte diese Stille nichts zu tun. Die sechs Mitglieder trieben ihre musikalischen Visionen eigenständig voran, suchten das Experiment und tankten neue Inspiration in verschiedenen Nebenprojekten. 2015 trafen sie im Pariser Studio „La Frette“ wieder aufeinander. Unterstütz vom Air und Phoenix Produzenten Yann Arnaud lösten sie sich vom schlichten Songwriting ihres Debuts und verwandelten den Folk der Anfangstage in kaleidoskopischen Kammerpop.

Ein Youtube Video dokumentiert den Enthusiasmus des Aufnahmeprozesses. Sechs Musiker, Tasten und Seiten bearbeitend. Neben einem Xylophon kommen auch andere Kuriositäten wie Akkordzither und Omnichord zum Einsatz – ein Instrumentenarsenal, wie man es sonst nur von Sufjan Stevens Konzerten kennt. Es ist jedoch nicht das Ziel von Dan San, sich durch die Wahl vermeintlich absurder Instrumente als sonderbare Käuze zu inszenieren. Jeder Sound findet auf dem Album den Platz, der für ihn schon immer vorbestimmt war und macht „Shelter“ zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis.

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Veröffentlicht am 5. April 2016

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