Album der Woche: Oscar – Cut and Paste

Album der Woche: Oscar – Cut and Paste

Zum ersten Mal begegnetet bin ich Oscar auf einem kleinen Festival bei Ulm. Am schlummrigen Nachmittag stand dort ein hochgewachsener, androgyn wirkender, junger Mann auf der Zeltbühne. Zögernd schlug er den ersten Akkord seiner Gitarre an und eröffnete so schüchtern ein beispielloses Hitfeuerwerk. Obwohl ich vollkommen erwartungsfrei vor der Bühne gestrandet war, eine halbe Stunde später suchte ich das Geländer verzweifelt nach dem Merchandise-Stand ab.

Dabei ist der Indie-Pop auf dem Debut-Album des Londoner Musikers Oscar alles andere als verkopft. Die Musik sucht sich vielmehr den direktesten Weg in den Verstand des Hörers und nistet sich dort gemütlich ein. Einmal gehört, bleibt ein Oscar-Song mitunter wochenlang dein treuer Begleiter. Ich habe es mittlerweile ein halbes Jahr mit tothören versucht. Vergeblich. Oscar-Songs sind vielleicht einfach, haben aber eine Halbwertszeit wie Astronautenfutter.

Doch woher kommt der unverschämte Popappeal seiner Musik? Ist es der Bariton, der – ähnlich wie bei Adam Green – nicht so recht zum Erscheinungsbild des Musikers passen will? Sind es die auf Eingängigkeit getrimmten Hooks? Die putzige Naivität seiner Lyrics? Wahrscheinlich muss man letztendlich auch nicht verstehen, wie die Musik von Oscar funktioniert, um dieses verfrühte Sommeralbum des Jahres einfach genießen zu können.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 26. April 2016

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