Die Uni im Museum

Die Uni im Museum

Zwei Studierendengruppen der Kunstgeschichte bringen frischen Wind in das Museum für Neue Kunst. Sie haben an der Neukonzeption der Dauerausstellung mitgearbeitet und Räume mitgestaltet.

Zum ersten Mal haben zwei Seminare des Kunstgeschichtlichen Instituts der Uni Freiburg so eng mit dem Museum für Neue Kunst zusammengearbeitet, dass die Studierenden drei Räume selbst mitgestalten durften. Das Museum für Neue Kunst befindet sich in der Marienstraße 10a und ist 1985 aus einer Bürger-Mädchenschule entstanden. Die Sammlung des Museums umfasst um die 1.500 Werke – überwiegend Gemälde und Skulpturen regionaler Künstler von den Anfängen des 20. Jahrhunderts bis heute.

Theorie mit Praxis verbinden

2016 wurde die bestehende Sammlungspräsentation neu konzipiert, die sichtbar machen soll, wie hinter den Kulissen eines Museums gearbeitet wird. Jeder Raum ist anders gestaltet und erfahrbar. Doch vereint sie alle eine Fragestellung: Was kann eine Sammlung für ein Museum sein und was kann eine Sammlung leisten? Auch bei den Räumen der Studierenden war diese Fragestellung wichtig. „Die Kunsthistoriker müssen im Rahmen ihres Studiums ein Pflichtseminar Museumskunde belegen und so habe ich an der Uni nachgefragt, ob man nicht die Studierenden und die Bedürfnisse der ständigen Sammlung des Museums für Neue Kunst zusammenbringen könnte“, sagt Christine Litz, Direktorin des Museums für Neue Kunst. Anhand ihrer eigenen Projekte konnten die Studierenden so die museale Arbeit auf verschiedenen Ebenen kennenlernen. Das beinhaltet natürlich in erster Linie die Mitarbeit in einer Ausstellung und die kuratorische Arbeit, aber auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Kenntnisse der Restaurierung sind wichtig. „Wir versuchen einen Überblick zu geben, was eine museale Arbeit ausmacht“, erklärt Christine Litz weiter.

Die Studierenden bieten einen Einblick hinter die Kulissen des Museums

Der erste gestaltete Raum der Studierenden, indem sich ein Regal mit Skulpturen aus der klassischen Moderne befindet, wirkt wie ein Mittel zum Zweck. Wie ein Aufbewahrungsort in den Tiefen des Museumsdepots. Und genau diesen Eindruck wollten die Studierenden ihren Besuchern auch vermitteln. „In dieser Neupräsentation der Sammlung sollte das, was hinter den Kulissen passiert nach vorne geholt und den Besuchern zugänglich gemacht werden“, erklärt die Kunstgeschichtsstudentin Katharina.

Museum für Neue Kunst

Aus den Tiefen des Museumsdepots herausgeholt: Skulpturen aus der Klassischen Moderne.

Im angrenzenden Raum eröffnet sich dem Besucher eine unvollständige Gemäldewand. Die schwarzen Rahmen an den Wänden des Raumes symbolisieren die Gemälde, die 1937 von der Reichskunstkammer als entartete Kunst deklariert und beschlagnahmt wurden. „Hieran sieht man besonders schmerzlich, wie viel eigentlich noch da wäre und dieses Bewusstsein zu schärfen, war uns in diesem Raum sehr wichtig“, erzählt Katharina.

Museum für Neue Kunst

Die schwarzen Rahmen symbolisieren Gemälde, die aus der Sammlung des Museums verschwunden sind.

Gespräche sind erlaubt

Der nächste Raum bietet einen Rahmen, um Kunst intensiv betrachten und befragen zu können. Mit der Atmosphäre eines Studierzimmers haben die Masterstudierenden der Uni Freiburg damit ein ganz besonderes Konzept umgesetzt. Im Raum gibt es Tische mit Stühlen und jeder Besucher kann die auf Augenhöhe hängenden Gemälde bequem betrachten. „Diese sakrale Atmosphäre, die man oft in Museen hat, wo man flüstern muss und sich fast schon unwohl fühlt, haben die Studierenden hier komplett rausgenommen und das finde ich wahnsinnig angenehm. Das hat hier schon fast etwas Handwerkliches. Man kann sich hinsetzen, alles anschauen und sich unterhalten“, sagt Katharina.

Museum für Neue Kunst

Kunst auf Augenhöhe.

Die Kunst, sich kurz zu fassen

Für alle drei Räume wurde per Losverfahren entschieden, welche Künstlerinnen und Künstler den jeweiligen Studierenden zugeteilt wurden. Die Herausforderung der Seminare bestand dann darin, sich mit den Künstlern intensiv auseinanderzusetzen und Kurztexte zu verfassen, die dann in Broschüren für die Besucher im Museum abgedruckt wurden. Die Schwierigkeit dabei war, erklärt Litz: „Lange Texte gehen immer, aber kurze sind sehr schwierig.“ Vor allem für das unterschiedliche Publikum, das vom Fachexperten bis zum interessierten Laien reiche. Doch mit dem Resultat der Zusammenarbeit sind alle Beteiligten mehr als zufrieden. „Ich würde das wahnsinnig gerne ausbauen, so dass dies hier ein lebendiges Archiv wird,“ sagt Christine Litz und Katharina fügt hinzu: „Ich fände es richtig toll, wenn es viel mehr solcher Seminare oder Übungen gäbe, denn im Museum sieht man direkt, wofür man lange am Schreibtisch gearbeitet hat“.

Info

Mehr Infos findet ihr unter: Museum für Neue Kunst

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Fotos: Sarah Fricke
Autoren:
Veröffentlicht am 17. Mai 2016

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