Album der Woche: Still Parade – Concrete Vision

Album der Woche: Still Parade – Concrete Vision

Ein kluger Mann aus der Band Die Höchste Eisenbahn sagte vor kurzem in einem Interview einen sehr klugen Satz: Wenn die Die Totel Hosen jetzt klingen wie die Kings Of Leon und die Kanzlerin, wenn sie die Wahl gewinnt, zu „An Tagen wie diesen“ ihren Wahlsieg feiert, dann ist die Geschichte des Indie-Rocks endgültig zu Ende erzählt. Was früher subversiv war, klingt heute meistens schrecklich angestaubt. Niklas Kramer weiß das und liefert mit seinem Projekt Still Parade den Gegenentwurf zu The Strokes & Co.: Fahrstuhlmusik – in cool versteht sich.

Zwischen verhallten Gitarren, zurückgelehnten Bassläufen und Sythie-Spielereien schält Niklas Kramer mit seiner entrückten Falsett-Stimme die zauberhaftesten Melodien aus seinen Songs. Neben den Australiern Tame Impala poppen sofort Acts wie Rhye und The Radio Dept. als Referenzen auf. Wie auch sie verhüllt Niklas Kramer seine Songs mit einem nostalgischen Schleier. Doch hinter all den Hall- und Echoeffekte versteckt sich lupenreine Popmusik voller Klarheit und Eleganz.

Schon seit längerem durchweht die aktuelle Popmusik-Landschaft eine Tendenz zu vermeintlich schmalzigen Sounds. Sogar Saxophonisten gehören mittlerweile wieder völlig ironiefrei zum Instrumentenarsenal vieler aktueller Bands. Auch das Projekt Still Parade wandelt traumwandlerisch auf diesem schmalen Pfad zwischen Coolness und Schmalz. Die Musik klingt, als stünde die Band in einem Kubus aus milchigem Glas, in dem sich sanft die Abendsonne bricht.

von Julian Tröndle

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Still Parade | Walk in the Park from James Perolls on Vimeo.

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Veröffentlicht am 14. Juni 2016

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