“Bier teilen macht glücklich!”

“Bier teilen macht glücklich!”

Den Abschluss in der Tasche, die Welt steht völlig offen. Und jetzt? Wir wollen wissen: Was ist aus ehemaligen Freiburger Studierenden geworden? Heute erzählt David Schneider, der während seiner Studienzeit fünf Nebenfächer ausprobierte, wie er „Decker Bier“ gründete.

David, du hast von 2003 bis 2013 in Freiburg studiert, das sind 10 Jahre. Wie bist du nach Freiburg gekommen?

Ich komme ursprünglich aus Darmstadt und habe dort auch mein Abitur gemacht. In der Oberstufe hatte ich im Leistungskurs Geschichte einen tollen Lehrer, der auch in Geschichte promoviert hatte. Deshalb wollte ich Geschichte studieren und habe eine gute Uni gesucht, die auch in Europa angesehen ist. Mit einem Freund habe ich mir auf einer Art Roadtrip Unis im Süden Deutschlands angeschaut. Wir waren drei Tage in Freiburg und es hat mir gut gefallen.

Wusstest du vor deinem Studium bereits in welchem Bereich du einmal arbeiten möchtest?

Nein, ich habe das Studium nicht als Mittel zum Zweck gesehen, sondern als Selbststudium. Deshalb habe ich auch viel ausprobiert. Geschichte stand für mich als Studienfach fest, beim Nebenfach hatte ich die Qual der Wahl. Ich habe Gender Studies, Jura und VWL ausprobiert. Tatsächlich habe ich es immer so weit getrieben, bis ich die Zwischenprüfungen schreiben und entscheiden musste, ob ich es ernst mit dem Studiengang meine oder nicht. Meistens hat sich gezeigt, dass es nicht so war.

Über Eucor habe ich in Basel Medienwissenschaft entdeckt, das gab es damals noch nicht in Freiburg. Mir hat gefallen, dass es gegenwarts- und zukunftsbezogen ist. Deshalb habe ich mich entschieden, mein komplettes Nebenfach in Basel zu studieren. Gleichzeitig habe ich in Freiburg noch Archäologie im Nebenfach gemacht.

Hast du während deiner Studienzeit auch gejobbt?

Ja, ich habe in den verschiedensten Branchen gejobbt: Im Einzelhandel, im Hi-Fi-Bereich, auch einmal in dem Lager eines Pharmahandels. Eine Zeitlang war ich auch Tutor am Institut für Geschichte des Romanischen Westeuropa. Parallel dazu habe ich Freundschaften geknüpft.

Mit einer dieser Freundschaften, Daniel Johari, habe ich mich schon während dem Studium selbstständig gemacht: 2012 haben wir das Konzeptstudio Aimbush gegründet, ein Büro für die Entwicklung von „authentischen“ Marken und Markenkommunikation. Wir schauen uns Zielgruppen genau an und entwickeln Marken anhand von Produkten, die aus diesen Zielgruppen heraus entstehen. So entstand auch die Idee für Decker.

Decker ist eure eigene Biermarke. Wie kam es dazu?

Bei der Konzeption von „Decker Bier“ sind wir aus der Sicht des Konsumenten herangegangen. Wir haben uns gefragt, warum es nur zwei, drei Sorten Bier in Deutschland gibt, die sich im Geschmack alle ähneln. Es gibt einen Bedarf an guten, interessanten Bier, aber man bekommt es nicht. Eines Abends hatten wir die Idee, das zu ändern. Da haben wir „Decker“ entwickelt.

Wir wollten handgemachtes Bier aus der Region mit einem echten Geschmack und auch die Möglichkeit mit Geschmäckern zu experimentieren. Mit drei Biersorten haben wir angefangen. Das Bier wird nach traditionellen Methoden gebraut und von Hand in Literflaschen abgefüllt. Unsere Biere haben so viel Geschmack, sie sind so anders, dass es wert ist sie zu teilen und darüber zu reden.

Wir wussten nicht, ob „Decker“ funktionieren würde, aber wenn du ein gutes Produkt hast, wirst du Abnehmer finden. Im November 2014 hatten wir die Idee, im Dezember 2014 waren die ersten Flaschen bei den Gastronomen, mit denen wir uns zusammen getan hatten. Wir haben prognostiziert, dass es Leute gibt, die das cool finden und so war es dann auch. Und von der ersten Minute an haben die Leute zusammen getrunken, sich über den Geschmack unterhalten und Sommelier gespielt. Bier teilen macht glücklich.

Es lief so gut, dass wir die Decker Garage aufgemacht haben, Brauer dazu nahmen und eine dritte Person, Markus Gut, den Gründer der Schmitz Katze, ins Boot geholt haben. Jeder bringt sein Knowhow mit, das Ganze wuchs.

Der Netzwerkgedanke scheint bei dir sehr stark zu sein.

Ja, ich war schon immer jemand, der sehr interdisziplinär und intermedial Ideen entwickelt hat. Während des Studiums habe ich auch gesehen, dass zum Beispiel die Archäologen nochmal anders vernetzt sind als die Historiker.

Auch durch unser Konzeptstudio Aimbush sind wir gut vernetzt und Kollaborationen haben uns immer wahnsinnig viel Spaß gemacht. Jeder bringt die eigene Expertise mit und wenn man sich grün ist, kann da nur etwas Gutes entstehen. Der Netzwerkgedanke war auch bei „Decker“ ganz stark: Eine Brauerei zu bauen ist sehr teuer und man braucht Erfahrung, das würde also nicht passieren. Deswegen haben wir uns im Umfeld nach kleinen Brauereien umgeschaut – so in Garagengröße – die tolles Bier brauen. Das Bier haben wir als „Decker“, von Dachdecker, gebrandet. Wir bieten ein Dach für diese Brauereien.

Du hast während deines Studiums ganz schön viel gemacht. Gibt es etwas, dass du im Studium noch gerne getan hättest?

In Archäologie wäre ich schon ganz gerne mal auf eine Ausgrabung mitgegangen. Ich bringe gerne das Theoretische ins Praktische. Hier in der Decker Garage haben wir auch alles selbst gezimmert. Deswegen hätte ich auch gerne mal irgendwo in Nahost im Sand gebuddelt, dafür hätte ich mehr Zeit in Archäologie investieren müssen. Aber dafür habe ich mit drei Fächern zu viel studiert. Wenn mich jetzt jemand auf eine Ausgrabung mitnehmen würde, wäre das schon toll. Mit meinem Indianer-Jones-Hut und meiner Kelle, darauf hätte ich schon Bock!

Was würdest du den aktuellen Bachelorabsolventen raten?

Ein Rat ist ja immer ganz persönlichkeitsabhängig. Jemanden wie mir würde ich raten: Probiere dich aus und folge nicht immer dem Stundenplan. Suche dir Dozenten aus, auf die du Lust hast, aber auch Themen, die dich interessieren. Man sollte keinen falschen Zielen hinterher rennen, nur weil man glaubt, man müsse sie erreichen. Das kommt noch früh genug! Und man sollte das Studium auf jeden Fall zum Abschluss bringen, das ist ein großartiges Gefühl! Da kommt es nicht auf den Titel an, sondern etwas zu Ende zu bringen.

Mehr Infos

Wer sich für die Bachelor in Geschichte, Medienkulturwissenschaften, Geschichte oder Archäologie interessiert, findet hier alle wichtigen Infos:

Geschichte: www.geschichte.uni-freiburg.de


Medienkulturwissenschaften: www.medienkulturwissenschaft.uni-freiburg.de


Klassische Archäologie: www.archaeologie.uni-freiburg.de

Urgeschichtliche Archäologie, Frühgeschichtliche Archäologie und Archäologie des Mittelalters: www.ufg.uni-freiburg.de

Institut für Vorderasiatische Archäologie: www.vorderasien.uni-freiburg.de

Institut für Archäologische Wissenschaften: www.iaw.uni-freiburg.de

Informationen zum Eucor-Programm, findet ihr auf www.studium.uni-freiburg.de

Mehr Informationen zum Produkt von David Schneider findet ihr www.deckerbier.de

Mehr zu “Studium – und dann?” auf uniCROSS

“Eine total spontane Entscheidung”

“Fernsehen ist mein Ding”

Foto: Sabina Kist
Autoren:
Veröffentlicht am 23. Juni 2016

Empfohlene Artikel