“Fernsehen ist mein Ding”

“Fernsehen ist mein Ding”

Den Abschluss in der Tasche, die Welt steht völlig offen. Und jetzt? Wir wollen wissen: Was ist aus ehemaligen Freiburger Studierenden geworden? Heute erzählt FrankoMedia-Absolventin Carolyn Höfchen, wie sie zum Fernsehsender Arte gekommen ist.

Carolyn, du hast FrankoMedia in Freiburg studiert und bist jetzt Moderatorin beim „Arte Journal“ und „Arte Journal Junior“. Wie kamst du von der Uni Freiburg zum Fernsehsender Arte?

Nach dem Bachelor FrankoMedia habe ich den Master Deutsch-französische Journalistik angehängt. Das erste Jahr war in Freiburg, das zweite an der Journalistenschule in Straßburg. Von dort aus habe ich ein Praktikum bei Arte gemacht.

Nach dem Studium hatte ich das Glück, im Sommer für einen Aushilfsmonat dort arbeiten zu können und danach als freie Mitarbeiterin anzufangen. Anfangs hatte ich nur ein paar Tage im Monat, deshalb habe ich mich zusätzlich beim SWR beworben, wo ich bis letzten November ebenfalls gearbeitet habe.

Bei Arte habe ich zunächst das „Arte Journal Junior“ moderiert. Seit einem Jahr moderiere ich am Wochenende zusätzlich das „Arte Journal“, also die Abendnachrichten.

Hast du schon zu Beginn deines Studiums gewusst, was du später damit machen möchtest?

Die ganze Medienwelt hat mich schon immer fasziniert, ebenso wie die Sprache Französisch. Aber für welches Medium ich arbeiten will, das war für mich überhaupt nicht klar. Journalismus hat mich interessiert, aber es hätte zu dem Zeitpunkt auch Pressearbeit sein können.

Ich habe dann Praktika gemacht in verschiedenen Bereichen, habe mal bei der Zeitung reingeschaut, beim Radio, beim Fernsehen, bei einem Online-Medium und habe dann aber schnell gemerkt, dass Fernsehen mein Ding ist.

Welche Verbindung hast du zu Frankreich und der französischen Sprache?

Französisch war meine erste Fremdsprache. Ich war damals in einem bilingualen Zweig und hatte Französisch dann auch als Leistungskurs. Dadurch hat mich die Sprache schon durch die Schulzeit begleitet. Nach dem Abi habe ich gemerkt, dass man das, was man in der Schule lernt, nicht wirklich im Alltag anwenden kann. Das fand ich ziemlich frustrierend.

Dazu kam, dass ich nicht genau wusste, was ich nach dem Abi machen will und deshalb habe ich mich dazu entschieden, für ein halbes Jahr nach Antibes zu gehen, das liegt an der südfranzösischen Küste zwischen Nizza und Cannes. Dort habe ich ein Hotelpraktikum mit Sprachkurs gemacht und mit Franzosen zusammengewohnt.

Das hat dazu beigetragen, dass ich danach Lust hatte, weiter etwas mit der Sprache zu machen. Wenn man ein halbes Jahr in Frankreich wohnt, verbindet das einen mit dem Land.

Bei Arte hast du verschiedene Aufgaben.

Ich arbeite für verschiedene Sendungen und moderiere auch nicht nur. Angefangen habe ich als Redakteurin in der tagesaktuellen Berichterstattung. Das heißt, Nachrichtenstücke aus Agenturmaterial schneiden. Ich fing an, Reportagen zu drehen, das mache ich nach wie vor. Und dann begann ich eben, nach und nach ein bisschen zu moderieren.

Im Moment sieht jede Woche anders aus, ich arbeite immer an anderen Tagen. Mal habe ich eine Moderationsschicht, dann mal eine Schicht für die Nachrichtensendung abends, manchmal mache ich ein Stück für die Mittagssendung, manchmal drehe ich, dann moderiere ich wieder die Kindernachrichten. Das ist ganz unterschiedlich.

Die Erwachsenennachrichten unterscheiden sich natürlich von den Kindernachrichten. Auf was muss bei den Nachrichten für die Kleinen besonders geachtet werden?

Es bedarf viel, viel mehr Erklärarbeit, viel mehr Analysearbeit. Dinge, die uns vielleicht ganz selbstverständlich vorkommen, muss man erklären, lieber auch zweimal. Man muss eine einfache Sprache, also einfache Worte finden. Wenn man etwas schreibt merkt man manchmal gar nicht, wie kompliziert man sich ausdrückt.

Bei der Wahl der Interviews überlegen wir auch: Welchen O-Ton nehmen wir, was ist nicht zu kompliziert und leicht verständlich? Wir versuchen, die Kinder an die Hand zu nehmen, also Vergleiche zu finden mit Dingen, die sie auch aus ihrem Leben kennen.

Machen Nachrichten für Kinder besonders Spaß?

Es macht großen Spaß, jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Vor allem, weil ich nebenbei ja auch die Erwachsenennachrichten moderiere. Da hin und her zu switchen war am Anfang gar nicht so einfach. Da schreibt man etwas und merkt plötzlich: Oh, da habe ich jetzt gerade für die andere Zielgruppe geschrieben. Aber gerade für unterschiedliche Zielgruppen zu schreiben macht auch riesen Spaß.

Wieviel hat dir dein Studium für den jetzigen Beruf gebracht?

Aus dem Bachelor FrankoMedia habe ich vor allem Softskills mitgenommen. Also Dinge wie komplizierte Texte schnell verstehen und zusammenfassen. Oder querlesen, aus einem großen Text in kurzer Zeit die wichtigsten Infos herausfiltern. Und mit Sicherheit auch viel Allgemeinbildung.

Wir haben im Studium aber auch einige Sachen gemacht, die ich vermutlich nicht mehr brauchen werde, bei denen ich damals schon dachte: Warum habe ich jetzt gerade diesen Kurs?

Konkreter war es dann im Master, der war sehr praktisch orientiert. Der Master hat mich deutlich mehr auf das Berufsleben vorbereitet.

Du warst während deines Studiums bei fudder und uniTV, hast viele Praktika gemacht. Für wie wichtig hältst du es, schon während des Studiums Erfahrungen zu sammeln?

Mir haben die Praktika sehr viel gebracht um zu sehen, welches Medium mich besonders interessiert. Oft hat man gar keine Vorstellung davon, wie ein Job eigentlich aussieht.

Natürlich kommt es auch auf den Studiengang an. Aber gerade bei Studiengängen wie FrankoMedia sollte man sich überlegen, was einen interessiert. Wenn man dann so gar nichts gemacht hat, steht man am Ende vielleicht da und denkt sich: Und jetzt?

Gibt es auch Dinge an deinem Job, die dir nicht so gut gefallen?

Oft hat man zu wenig Zeit. Das ist manchmal echt frustrierend. Du hast ein Thema, das dich total interessiert und fängst an, dich einzulesen. Du weißt, dass du eine Deadline hast: Heute Abend um viertel nach sieben läuft die Sendung und bis dahin muss ich das Stück fertigmachen. Ich brauche O-Töne, eventuell eine Grafik, vielleicht Archivbilder…

Man hat oft keine Zeit, noch mehr zu lesen, an einem Text zu feilen oder bessere Bilder zu bekommen. Andererseits arbeite ich aber auch gerne unter Druck und der tägliche Nachrichtenstress ist etwas, was mir gefällt.

Was war dein Traumberuf als Kind?

Ich wollte Frisörin werden, als ich klein war. Den Traum habe ich dann aber sehr schnell aufgegeben.

Info

Wer sich für den Frankomedia-Bachelor interessiert, findet alle Infos unter www.romanistik.uni-freiburg.de

Hier gehts zum Master Deutsch-französische Journalistik der Uni Freiburg, der in Kooperation mit dem CUEJ, der Journalistenschule der Universität Straßburg durchgeführt wird.

Foto: Jessica Kiefer
Veröffentlicht am 29. Januar 2016

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