Album der Woche: BadBadNotGood – IV

Album der Woche: BadBadNotGood – IV

Manchmal gibt es im Musikbusiness Geschichten, die sind so unwahrscheinlich, dass man glaubt, ein gewiefter A&R-Manager hätte sie sich in einer hellen Minute am Reißbrett ausgedacht. Die Karriere des kanadischen Jazz-Projekts BadBadNotGood ist eine solche Geschichte. Sie beginnt mit drei ebenso weißen wie unscheinbaren Jungs, die an einem Jazz-College durch ihrer gemeinsame Liebe zum HipHop zusammenfanden. Heute, sechs Jahre später zählt sogar das Wu-Tang Clan Mitglied Ghostface Killah zum erweiterten Freundeskreis. Wie gesagt, alles ziemlich unwahrscheinlich…

Diese märchenhafte Karriere mündet 2016 in ihrem mittlerweile vierten Studioalbum. Es ist ihr bisher virtuosestes und vielseitigstes geworden. Durch die Beförderung des Saxophonisten Leland Whitty zum vollwertigen Bandmitglied sind BadBadNotGood mittlerweile zum Quartett mutiert. Doch nicht nur er ist für die neue musikalische Varianz verantwortlich. Durch vokale Beiträge befreundeter Künstler ist ihr neues Album zum ersten Mal kein rein instrumentales Werk geworden. Neben dem Rap-Newcomer Mick Jenkins steuert auch der Future Islands Sänger Samuel T. Herring einen grandiosen Gastauftritt bei.

Die Musik von BadBadNotGood quillt förmlich über – vor Virtuosität, vor Ideenreichtum, vor Spielfreude. Während dem Jazz-Genre allgemein oftmals eine elitäre Arroganz nachgesagt wird, brechen BadBadNotGood spielerisch überflüssige Genre-Schranken auf. HipHop wird ebenso inkludiert wie Blues und Soul, ihre technischen Fähigkeiten schöpfen die vier Musiker trotzdem voll aus. “IV” ist Crossover-Experiment und ambitioniertes Jazz-Album zugleich.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 5. Juli 2016

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