Die Entscheidung über den Brexit in Großbritannien war für viele ein Schock. Die Zukunft ist nun auch für internationale Studierende ungewiss. Für Klara, die als Deutsche an der Anglia Ruskin University in Cambridge in England studiert, stehen viele Fragen offen. uniCROSS hat sie erzählt, wie sie die Situation erlebt und wie die Stimmung in England ist.

Klara, knapp 52 Prozent der Briten haben beim Referendum Ende Juni für einen Austritt aus der EU gestimmt und für große Bestürzung sowohl in anderen europäischen Ländern als auch in Großbritannien selbst gesorgt. Wie erlebst du die Situation in England?

Die Situation ist sehr angespannt. Man spürt, dass die Menschen verunsichert sind. Einmal, da niemand so recht weiß, was die Zukunft nun bringt. Zudem aber auch, da so deutlich geworden ist, wie gespalten das Land ist.

Obwohl zurzeit noch wenige Briten persönlich betroffen sind, ist die Angst und Sorge um die Zukunft offensichtlich.

In Cambridge haben 72 Prozent gegen den Brexit gestimmt und viele engagieren sich nun Pro-EU.

Wie reagierten deine Kommilitoninnen und Kommilitonen auf das Ergebnis der Abstimmung?

Da gerade Semesterferien sind und die meisten nicht in der Stadt, kann ich leider schlecht beurteilen, wie die Stimmungslage unter den Studierenden ist.

Die Universität hat allen EU-Studierenden versichert, dass sich vorerst nichts an unserer Lage ändern wird und sie in der Zukunft dafür kämpfen wird, dass das auch so bleibt.

Besonders die jungen Leute in Großbritannien haben gegen den Austritt gestimmt.

Die meisten jungen Leute, mit denen ich bisher über den Brexit gesprochen habe, sind sehr verärgert und enttäuscht. Verärgert vor allem, da ihre Zukunft von einer älteren Generation bestimmt wurde.

Enttäuscht nicht nur über die Nachteile und Unsicherheiten, die der Brexit mit sich bringt, sondern auch über den Teil der Bevölkerung, der ahnungslos oder im Glauben an Lügen für den Brexit gestimmt hat. Viele Menschen fragen sich erst jetzt, was der Brexit eigentlich bedeutet. Sie haben aus rein emotionalen Gründen dafür gestimmt und würden jetzt gerne ihre Wahl ändern. Das ist natürlich zum Haareraufen.

Welche Ängste und Sorgen hast du als ausländische Studierende in Bezug auf den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU?

Es sind viele Fragen offen, deren Antworten womöglich noch lange auf sich warten lassen. Meine größte Hoffnung ist, dass ich mein Studium abgeschlossen haben werde, ehe gravierende Folgen eintreten.

Da wäre zum Beispiel die Sorge um das Geld: Momentan zahlen UK- und EU-Studierende dieselbe Summe an Studiengebühren, während Nicht-EU-Studierende weitaus mehr bezahlen müssen.

Dann stellt sich natürlich die Frage, inwieweit ich auch nach Abschluss meines Studiums problemlos in England leben und arbeiten kann.

Außerdem frage ich mich, wie frei ich mich in Zukunft zwischen England und Deutschland hin- und herbewegen kann und wie kompliziert das Reisen in die EU werden wird.

Info

Das Wort “Brexit” ist eine Verschmelzung der Wörter “Britain” und “exit” und bezeichnet einen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. Beim Referendum am 23. Juni 2016 stimmten 52 Prozent der britischen Wählerinnen und Wähler für einen Austritt.

Fotos: Klara Block, Jessica Kiefer

Veröffentlicht am 8. Juli 2016