Credits: Sonja Stadelmeier

Das deutschsprachige Songwritertum ist ein kastenartiges System. Oben thront die alteingesessene Eminenz Element of Crime und Niels Frevert. Von unten streben junge Wilde wie Von Wegen Lisbeth gen oben. Irgendwo dazwischen fährt ein Zug, zu lang dabei für den Newcomerstempel, zu verspielt für den staubigen Thron. Die Höchste Eisenbahn fährt mit Synthesizern, Streichern und Motown-Bläsern munter durch das Grau der deutschen Popmusiklandschaft.

Hinter Die Höchste Eisenbahn versteckt sich eine Supergroup, deren Mitglieder getrost zu den besten Songwritern des Landes zu zählen sind. Der Lörracher Francesco Wilking war einst Frontmann der Indie-Pop Band Tele, Moritz Krämer hat mit „Wir können nix dafür“ 2011 ein ebenso schmerzhaftes wie großartiges Quarterlifecrisis-Album veröffentlicht. Mit Die Höchste Eisenbahn loten die beiden nun zum zweiten Mal die Grenzbereiche zwischen verträumtem Weltschmerz („Stern“) und dadaeskem Quatsch („Timmy“) aus. Davor, danach und dazwischen: Ausschließlich Liebeslieder.

Dabei durchweht die Lyrics auf „Wer Bringt mich jetzt zu den Andern“ eine Traurigkeit, wie sie wohl nur auf dem Land existiert. Allerlei Dorfmelancholiker tummeln sich auf dem Album. Da ist Loui, „der Typ mit dem Auto“, der versprochen hat, einen am Abend abzuholen. Oder Lisbeth, die sich erst liebeseuphorisch aus dem Fenster stiehlt, am Ende aber doch ängstlich und alleine zurückgelassen wird. Die Protagonisten auf dem neuen Die Höchste Eisenbahn Album machen es sich selbst nicht leicht und scheinen uns wahrscheinlich gerade deshalb seltsam vertraut. Am 16. November könnt ihr ihre Geschichten auch live erleben. Da kommen Die Höchste Eisenbahn ins Jazzhaus nach Freiburg, natürlich präsentiert von uniFM.

von Julian Tröndle

Die Höchste Eisenbahn live in Freiburg:
Mittwoch, 16. November 2016, Jazzhaus

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