Album der Woche: Lisa Hannigan – At Swim

Album der Woche: Lisa Hannigan – At Swim

Lisa Hannigans Musik klingt zerbrechlich und zart wie ein Eisvogelei. Da kann uns die Irin noch so selbstbewusst vom Cover ihres neuen Albums entgegenstarren, schon die ersten Takte von „At Swim“ entlarven dieses durchschaubare Täuschungsmanöver und entführen in eine intime Klangwelt, in der Stimme und Instrumente um den leisesten Ton wetteifern.

Doch warum sollten sich ein selbstbewusstes Auftreten und melancholisches Songwriting prinzipiell ausschließen? Man muss nur einmal einem Sufjan Stevens Konzert beigewohnt haben, um zu wissen: Die lustigsten Menschen sind doch meistens die mit den traurigsten Liedern. Lisa Hannigan muss privat also ein unerträglicher Clown sein. Für ihre melancholischen Momente hat sie ja die Musik als Ventil.

Es erscheint nur konsequent, dass sie als Produzent ihres neuen Albums den Gitarristen der Chefmelancholiker The National gewinnen konnte. Der hat zuvor schon die Songs einer Sharon Van Etten in traurigsten Kammerpop verwandelt. Bei Lisa Hannigan entschlackt er die Arrangements noch radikaler, bis im Song „Anahorish“ nur noch die mehrspurige Stimme Hannigans übrig bleibt, die wie ein einsamer Chor den Raum einnimmt. Und auf einmal macht sogar das Albumcover Sinn.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 16. August 2016

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