Album der Woche: Mild High Club – Skiptracing

Album der Woche: Mild High Club – Skiptracing

Dass sich das Soul- und HipHop Label Stones Throw musikalisch seit einiger Zeit vom Genre-Purismus verabschiedet hat, ist bekannt. Neben dem Lo-Fi-Pop von Anika haben sie seit vergangenem Jahr auch einen weiteren Künstler im Programm, der vor fünf Jahren wahrscheinlich noch ein ziemlich unmöglicher Kandidat für ihren Labelkatalog gewesen wäre. Denn obwohl Alexander Brettin eine klassische Jazzausbildung genoss, schielt sein Sound mit einem Auge immer auch Richtung Indie-Pop a la Mac DeMarco.

Der Weg des Musikers Alexander Brettin zum renommierten Stones Throw Label beginnt denkbar uncool. Bevor er sich nach seinem Abschluss an einem Jazz-College in Chicago einschrieb, spielte er Querflöte in einer Schülerband. Eines Tages machte er von dort aus einen Ausflug nach LA, nicht mit einem Greyhound-Bus wie normale Leute, sondern – so die Legende – mit einer Zeitmaschine. Anders ist die Klangwelt voller 70s-Nostalgie, in die uns Brettin mit seinemn Projekt Mild High Club nun bereits zum zweiten Mal entführt, nicht zu erklären.

Als 2014 der Thomas Pynchon Roman Inherent Vice verfilmt wurde, war Mild High Club leider noch nicht geboren. Schade. Wahrscheinlich hätte kein Soundtrack die Sunny-Noir-Ästhetik des Films besser transportiert als die neue Platte von Brettin. Zwischen staubtrockenen Breakbeats, Fender-Rhodes-Flächen und jazzigen Bläsersoli baut „Skiptracing“ ein musikalisches Paralleluniversum auf, in dem einem die grasgeschwängerte Luft LAs sanft die Haut küsst.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 23. August 2016

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