Album der Woche: Wild Beasts – Boy King

Album der Woche: Wild Beasts – Boy King

Bei den Wild Beasts wird die Gitarre zum phallischen Objekt. Sie potentiert innere Stärke und evoziert gleichzeitig künstlerischen Output. Die Gitarre gleicht dabei der monarchischen Macht eines Königs. Sie erweckt den Spieler aus dem Schlaf und bewirkt in ihm schöpferische Kraft.

Diese symbolische Übertragung des Phallus auf die eigene Gitarre mag zunächst obskur klingen, in der symbolischen Welt der Wild Beasts erscheint sie aber durchaus nachvollziehbar. Männliche- wird zu musikalischer Fruchtbarkeit und verwandelt sich in Songs, die den Untergebenen mit einer leisen, aber stetig antreibenden Stimme die Vorstellung eines Königreichs verspricht. In diesem wird weder eine kreischende Gitarre als Zepter geschwungen, noch wird das Fußvolk zwischen unüberwindbaren Synthesizerwänden eingeschlossen. Der klangliche Führungsstil der Wild Beasts erfordert auf ihrem neuen Album eher Empathie als blinde Gefolgschaft.

Besagte phallische Übertragung beschreibt Hayden Thorpe, Gitarrist und Sänger der Wild Beasts, wenn er den Entstehungsprozess hinter dem Album “Boy King” beschreibt. Männlichkeit mag dabei eine Rolle gespielt haben, aber vor allem die Wirkung der Instrumente auf ihn und seine Mitmusiker. Obgleich das Album mit dem Titel bereits Maskulinität anspricht, wohnt dem Ausdruck “Boy King” auch eine kindliche Verletzlichkeit inne. Thorpes lüsternes Falsett dekonstruiert zusätzlich gänge Stereotype und artikuliert den Wunsch, vorherrschenden Erwartungshaltungen zu entkommen: “Now I’m all fucked up and I can’t stand up / So I better suck it up like a tough guy would”.

Die Texte der Wild Beasts sind geprägt von einer verletzlichen, zärtlichen Seite, die nach Anerkennung strebt, um so dem Alleinsein zu entkommen. Der Hörerschaft, die ins Boy Kingdom der Wild Beasts hineingesaugt wird, wird also vielmehr ein Zugang über Empathie als über vielfach strapazierte Konzepte männlicher Dominanz abverlangt.

von Franziska Finkenstein

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Veröffentlicht am 9. August 2016

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