Album der Woche: Mick Jenkins – The Healing Component

Album der Woche: Mick Jenkins – The Healing Component

In einem Genre, das eigentlich für immer kürzer werdende Aufmerksamkeitszyklen bekannt ist (Stichwort: Cloud Rap), in dem Newcomer ebenso voreilig zum neuen heißen Ding hochstilisiert werden, wie sie wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, hat es Mick Jenkins, ein Rapper aus Alabama, geschafft, durch Mixtapes und Kollaborationen (Jonwayne, Chance The Rapper, BadBadNotGood u.a.) einen stetig lodernden Hype aufrecht zu erhalten. 2016, vier Jahre später, mündet diese beachtenswerte Konstanz endlich in einem Albumdebut. “The Healing Component” ist eine Platte, die vor allem eines deutlich macht: Das Warten hat sich gelohnt.

Vor zwei Jahren, als die HipHop-Welt tunnelblickartig auf den neues Genre-Messias Kendrick Lamar zwangsfokussiert war, erschien ein Mixtape, das in der Verschnaufpause zwischen “Good Kid, M.a.a.d. City” und “To Pimp A Butterfly” nur einem elitären Kennerkreis vorenthalten blieb. Mit “The Water[s]” vermengte Mick Jenkins virtuose Wortgewalt und kreative Produktion zu einer Konzeptplatte, die rückblickend als der beste HipHop-Release 2014 gewertet werden muss. Das Thema Wasser findet sich nun auch auf seinem Debutalbum wieder, nun jedoch nicht mehr als lebensspendendes Elixier, sondern als ein alles verschlingendes Ungetüm.

Überhaupt stellt “The Healing Component” den ultimativen Brennpunkt der bisherigen Karriere des erst 25-jährigen Künstlers dar. Die experimentierfreudige Produktion scheut keine Genre-Inklusionenen und lotet die Schnittstellen von R&B, Jazz und G-Funk aus. Mick Jenkins baritonale Rap-Stimme schwebt über all dem mit einem Flow, der sich selbst vor dem eines Kendrick Lamar nicht zu verstecken braucht. Mit “The Healing Component” meldet Mick Jenkins endgültig und selbstbewusst Thronfolgeambitionen an.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 27. September 2016

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