Album der Woche: Gurr – In My Head

Album der Woche: Gurr – In My Head

Manche Menschen haben das Gefühl, in der falschen Dekade geboren worden zu sein. Andere wiederum sitzen in regnerischen, mitteleuropäischen Städten fest, geplagt von ständigem Fernweh nach dem Geschmack der Ozeane. Das Duo Gurr scheint von beiden Leiden betroffen. Der Sound der Wahl-Berlinerinnen Andreya und Laura ist blanke Reminiszenz an den US-West-Coast Pop der 70er, in den sich die beiden seit einem gemeinsamen Trip in die Staaten verliebt zu haben scheinen.

First Wave Gurrlcore nennt das Duo die selbstbewusst und eigens für sie an die Kommode getackerte Genre-Schublade. Hinter dem Genre-Neologismus steckt jedoch mehr, als ein bloßes Spiel mit Überhöhung und Selbstironie. Denn die augenscheinlichen Referenzen werden auf ihrem neuen Album “In My Head” einer umfassenden Frischzellenkur unterzogen. Dies wird spätestens durch das unorthodoxe Aufeinanderprallen der Songlyrics deutlich.

Das wohl Charmanteste an Gurr ist nämlich, wie sich die beiden Künstlerinnen trotzig weigern, sich mit ihren Texten in ein vordefiniertes Sprachkorsett pressen zu lassen. So findet sich im ersten Drittel ein Song namens “Walnuss”, der sich wie selbstverständlich in das ästhetische Gesamtkonzept des ansonsten weitgehend englischsprachigen Albums fügt. In besagtem Song wird erfrischend naiv die Belanglosigkeit menschlicher Existenz im postindustrieller Jetzt besungen. Was das Ganze jedoch mit dem titelgebenden Schalenobst zu tun haben soll, muss uns die Band bei Gelegenheit noch erklären.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 19. September 2016

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