Album der Woche: Al Pride – Hallavara

Album der Woche: Al Pride – Hallavara

Die Schweizer Popmusikszene ist eine hermetische, verschworen wirkende Gemeinde, deren Vertreter nur selten außerhalb der eigenen Landesgrenze auf dem Radar auftauchen. Die Multilingualität des Landes hat zur Folge, dass der nationale Musikmarkt kompliziert genug zu erobern ist. An internationalen Erfolg denken nur die ganz und gar Größenwahnsinnigen. Dabei schlummern im eidgenössischen Musikmikrokosmos grandiose Potentiale. Jüngstes Beispiel: Der Breitwand-Indie-Pop von Al Pride aus Baden.

Auf ihrem dritten Studioalbum klingt die Band rund um das Brüderpaar Nico und Luk Schulthess beinahe unverschämt international. Neben brachialen Gitarrenwänden (“Robots”) und atmosphärischem Folk (“Home”) hat es mit “Leaf” auch ein Blues-Rock Song auf die Platte geschafft, den selbst die Black Keys so nicht authentischer aus ihren Röhrenverstärkern hätten pressen können. Dass diese musikalische Vielseitigkeit am Ende sogar ein in sich stimmiges Album ergeben konnte, ist das eigentlich Bemerkenswerte an “Hallavara”.

Es wirkt beinahe bezeichnend, dass Al Pride für die Aufnahmen ins schwedischen Exil flüchteten. Erst dort, im Idyll des titelgebenden Küstenortes, scheint das Quintett dem zuhause eingeimpften Zwangsunderstatement entkommen zu sein. In fünf Wochen völliger Abgeschiedenheit, umringt von rauem Küstenklima Skandinaviens, destillierten sie aus 55 Songskizzen zehn Songs voller Klarheit und Weite heraus. Ein Sound, latent größenwahnsinnig – zumindest für Schweizer Verhältnisse.

von Julian Tröndle

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Veröffentlicht am 23. Oktober 2016

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