Die Konferenz der Giganten

Die Konferenz der Giganten

Treffen sich Google, Facebook, WhatsApp und Apple… Der typische Beginn eines Witzes? Aber was wenn nicht? Welche Daten sammeln die Giganten eigentlich von ihren Usern, was wissen sie von ihnen und welche Folgen hätte z.B. eine Fusion der Unternehmen? UniCROSS hat besondere Kontakte spielen lassen, um das herauszufinden.

Ein erster Regentropfen bahnt sich schwerfällig den Weg über das staubige Spiegelglas des Transamerica Pyramid Wolkenkratzers im sonst so sonnigen San Francisco. Ihm folgt der Blick eines Mannes – mittleres Alter, schwarzer Rollkragenpulli, einen angebissenen Apfel in der Hand. Aus der Ferne ist ein helles Frauenlachen zu hören, als die Tür aufspringt und Facebook begleitet vom dumpfen Floppen seines legeren Schuhwerks den Raum betritt. Ihm folgt ein etwas verschlagen aussehender WhatsApp. Beide setzen sich nebeneinander in die imposanten, schwarzen Ledersessel, die um einen großen, runden Konferenztisch in der Mitte des Raumes arrangiert wurden.

Facebooks rötlich-jugendliches Gesicht spiegelt sich im Retina Display seines MacBook wider, während er wohlwissend Kamera und Mikrophon mit Klebestreifen verschließt. Die Tür springt auf und ein braungebrannter Dude im flippig bunten Hawaii Hemd betritt den Raum. Die Sonnenbrille falsch herum auf dem Hinterkopf, fläzt sich Google nonchalant grüßend an den Tisch.

Langsam seinen Kopf in Richtung des Konferenztisches drehend, befördert Apple den angebissenen Apfel in seiner Hand zielsicher in den wenige Meter entfernt stehenden Papierkorb. Als er gerade zur Begrüßung ansetzten möchte, fällt ihm der braungebrannte Paradiesvogel, die Uhrzeit auf seinem Windowsphone checkend ins Wort: „Apple, du findiger Fuchs, jetzt spann’ uns hier nicht auf die Folter, warum musste ich mein Golfspiel beim neunten Loch unterbrechen? Übrigens, deine süße Sekretärin hat mir ihre Nummer gegeben, als ob ich die nicht schon hätte.

Facebook kennt deine Handykontakte

Ach du meinst die süße Blonde?“, meldet sich da Facebook zu Wort, der nun lässig die Klebebandrolle an seinem Zeigefinger rotieren lässt. „Das ist Madison Harper. Die hab ich auch schon mal abgecheckt, aber sie hatte zu viele gemeinsame Kontakte in ihrem Telefonbuch, da gibt’s nur wieder Gerede im Freundeskreis.

Von dieser Antwort verwirrt hebt WhatsApp erstmals das Kinn von der Brust und zieht fragend seine linke Augenbraue nach oben. „Woher …?“, doch Google unterbricht ihn, „Sag mal, Apple, haust du deine Ware immer so raus, oder warum hat die Kleine ständig das neuste iPhone?

WhatsApp weiß, mit wem du schreibst

Apple: „Naja, hast du dir mal ihre Kreditkartenabrechnung angeschaut?“ „Ja, ich sehe es gerade. Meinen Anwendungsdaten zufolge ist sie erst vor ein paar Tagen bei ihrem Freund ausgezogen.“ Diesmal nickt auch WhatsApp wissend: „Ja, die schreiben sich kaum noch bei WhatsApp. Die haben sich wohl getrennt und sie schreibt ständig mit so einem anderen Kerl, David.

Nach kurzem Tippen auf der Tastatur dreht Facebook seinen Laptop um und zeigt Davids Profilbild in die Runde. „Klassischer Chat-Selbstbestätigungs-Flirt, das ist eh bald vorbei! Sie hat sich außerdem bei verschiedenen Dating Portalen angemeldet und erst gestern Abend war sie beim romantischen Italiener in der Mason Street.

Google: „Uh ja da war ich auch mal. Mit der Kreditkartenrechnung, konnte sie da aber nicht zahlen. Apropos Italiener, ich hab Hunger, den Fraß auf dem Golfplatz würde ich nicht mal einem Datenschützer vorsetzen.”

Facebook: „Kann Madison uns nicht was zu essen bringen?”

Google weiß, wo du bist und wie schnell du dich bewegst

Nach einigen Clicks seitens Google ist Madison Harpers Handy geortet: „Sie macht gerade Mittagspause unten an der Ecke bei Mario´s.”

WhatsApp plötzlich hellwach, schreckt aus seinem Sessel hoch: „Ich will Carbonara!”

Facebook: „Ja, dann soll sie doch was mitbringen! Wie war nochmal ihre Nummer?“

Google: „Hab sie!“

Apple: „Es klingelt schon.“

Apple, WhatsApp und Facebook lehnen sich selbstzufrieden zurück, als Google warnend die Hand nach oben reißt: „Leg auf Apple! Ihre durchschnittliche Gehgeschwindigkeit beträgt drei Kilometer pro Stunde. Bis die hier ist, ist das essen eh kalt.“

Facebook: „Na dann nicht, aber jetzt mal back to business: Warum sind wir nun alle hier?“

Apple blickt in deine Zukunft

Apple: „Ja natürlich kommen wir zum eigentlichen Thema, der Druck der Öffentlichkeit nach Datenschutz nimmt immer mehr zu. Eine Fusion unserer Unternehmen könnte uns in die Position versetzen, Einschränkungen im jeweiligen Bereich eines der Schwesterunternehmen zuzulassen, die aber durch eines der anderen Schwesterunternehmen ohne weiteres kompensiert werden würden. Ich möchte euch hier und jetzt das neue potentielle Datengigaunternehmen vorstellen, eine Fusion von Facebook, Apple, Google und WhattsApp, kurz FAGWA.

Pssst. Stopp!“ fällt ihm da Google ins Wort „sofort alle Geräte ausmachen, alle, das darf keiner hören!

–Ende– des NSA Mitschnitts vom 27.09.20 16 „Die Konferenz der Giganten“

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Foto: Martin Hübner
Autoren:
Veröffentlicht am 20. Oktober 2016

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