Album der Woche: Yussef Kamaal – Black Focus

Album der Woche: Yussef Kamaal – Black Focus

Was kommt dabei heraus, wenn zwei durch HipHop und House geprägte Musiker ein komplett auf Improvisation beruhendes Jazz-Album einspielen? “Black Focus” heißt das Debut des Londoner Duos Yussef Kamaal. Es fällt schwer, dieses Album in Worte zu fassen. Die Experimentierfreudigkeit mit der Yussef Dayes und Kamaal Williams ihre Songs erarbeiten, erinnert einerseits an das anything-goes-feeling des Jazz-Funk der 70er Jahre a la Herbie Hancock, andererseits gibt einem der loophafte Charakter und der meist eher zurückhaltende Sound ihrer Musik das Gefühl, es könnte jederzeit ein MC einsetzen. In dieser Symbiose von Jazz und HipHop-Beats spiegeln sich die musikalischen Einflüsse der beiden Musiker. Theolinius Monk trifft auf “Black Focus” auf den basslastigen Sound der Londonder Piratensender.

Ein tighter Schlagzeug-Beat, ein groovender Bass, eine Synthesizer-Harmonie, die über allem zu schweben scheint und ab und an eine kurz aufkreischende Trompete oder Gitarre – mehr braucht es nicht. Groove und Sound genießen hörbar Priorität. Dies führt dazu, dass auch in knapp neunminütigen Stücken die Musiker zwar ihre Virtuosität zeigen dürfen, diese aber nie als plumpe Könnerschaft ausstellen. Der feel des Songs ist jedenfalls nie in Gefahr, weshalb auch Hörer ohne Jazz-Sozialisation sich in der Musik des Duos wiederfinden können.

Die wichtigsten Instrumente auf “Black Focus” sind Schlagzeug und E-Piano. Auf dem ihrem Zusammenspiel baut jeder einzelne Song des Albums auf. Drummer Yussef Dayes und Pianist Kamaal Williams trafen sich ursprünglich, um eine Live-Performance für Williams Soloprojekt zu entwickeln. Schell merkten sie aber, dass hier etwas Eigenständiges am Entstehen war. Es folgten einige Konzerte als Yussef Kamaal.In diesen Sessions vereinbarten sie meist nicht mehr als eine bestimmte Harmonie und einen Rhythmus, über die sie dann improvisierten. Der Großteil des Songwritings auf “Black Focus” beruht immer noch auf diesem Prinzip. Dabei haben es Yussef Kamaal geschafft, mit den Mitteln des Jazz und seiner Tradition der Improvisation etwas vollkommen Neues entstehen zu lassen.

von David Breckerbohm

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Veröffentlicht am 14. November 2016

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