Freiburg im Nationalsozialismus

Freiburg im Nationalsozialismus

Wie viel wissen wir eigentlich von Freiburgs Rolle in der Nationalsozialistischen Diktatur? Seit dem 26. November 2016 zeigt das Augustinermuseum ein Jahr lang eine Ausstellung zum Thema „Nationalsozialismus in Freiburg“. Die Uni Freiburg stellte dafür nicht nur wissenschaftliche Beiräte zur Verfügung, sondern auch einige Exponate.

Das Augustinermuseum zeigt seit dem 26. November 2016 bis zum 7. Oktober 2017 eine Ausstellung über den Nationalsozialismus in Freiburg. Anhand verschiedener Exponate  werden exemplarisch Täter, Opfer, Mitläufer und Widerständler des „Dritten Reichs“ mit Bezug zu Freiburg vorgestellt. Die Ausstellung setzt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges ein und endet mit dem Bombenkrieg Ende 1944, der auch für Freiburg Zerstörung mit sich brachte. 

„Wieso sollte ich da hingehen?“ oder: „Das ist so lange her, das betrifft uns doch überhaupt nicht mehr!“ werden sicher manche sagen. Peter Kalchthaler, Leiter des Museums für Stadtgeschichte und Verantwortlicher der Ausstellung im Augustinermuseum, sagt: „Zum einen dient die Ausstellung dazu zu zeigen, dass Freiburg nicht besser oder schlechter als andere vergleichbare Städte war. Außerdem sind wir von manchen Dingen, die im Nationalsozialismus passiert sind, wie politische Zersplitterung oder Radikalisierung einzelner Gruppen, heute gar nicht so weit weg. Manches kommt einem ganz bekannt vor.“

Zusammenarbeit mit der Uni

Außerdem soll das Publikum damit konfrontiert werden, wohin Radikalismus führen kann, wenn man nichts dagegen unternimmt. Es gehe hierbei jedoch nicht um eine Anklage oder darum, das Gefühl zu erzeugen, dass das lange her sei. Nach Kalchthaler solle man durchaus denken, dass manches, was im Nationalsozialismus passiert sei,  heute auch noch passieren könne, wenn man nicht aufpasse.

Die Eingrenzung in Täter, Opfer, Mitläufer und Widerständler, die die Ausstellung vornimmt, ist mitunter nicht immer einfach. Für Kalchthaler ist es wichtig, „dass man versucht, das Gesamtbild einer Person zu betrachten. Aber natürlich sind es schwierige Wege, auf denen man sich bewegt.“ Das Augustinermuseum hat sich deswegen wissenschaftlichen Rat eingeholt, unter anderem bei Historikern des Historischen Seminars an der Uni, wie beispielsweise Prof. em. Bernd Martin, Dr. Heinrich Schwendemann, Prof. Sylvia Paletschek und Prof. Willi Oberkrome.

Gerade für Studierende ist interessant, welche Rolle die Universität im Nationalsozialismus gespielt hat: Da Freiburg eine Grenzstadt ist, wollte man sie in Verbindung mit der Straßburger Universität als Grenzlanduniversität, die über die Grenzen des Landes hinaus etwas Mächtiges ausstrahlt, etablieren. Den meisten ist wohl Martin Heidegger ein Begriff – spätestens nach der aktuellen Diskussion um die Änderung verschiedener Freiburger Straßennamen. Heidegger wurde mithilfe der NSDAP 1933 zum Rektor der Universität ernannt.

Nach einem Brand im selben Jahr, wurde die Uni dann im Sinne der Nationalsozialisten umgestaltet. Der Künstler Hans Adolf Bühler, der schon 1911 den Vorraum der Aula in der Uni gestaltet hatte, wurde von der nationalsozialistischen Regierung 1933 beauftragt, ein weiteres Wandbild anzufertigen und die Uni so nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten umzugestalten. Das Wandbild ist nicht mehr erhalten, dafür aber dessen Entwurf. Dieser stammt aus dem Archiv des Uniseum und wird nun in der Ausstellung des Augustinermuseums erstmals gezeigt.

Plus Audioguide und App

Nicht nur die Uni, auch verschiedene Freiburger Schulen haben an der Ausstellung mitgewirkt. Die Oberstufen-Seminarkurse des Wentzinger-Gymnasiums und des St. Ursula-Gymnasiums und die Schülerinnen und Schüler der Geschichtswerkstatt der Lessingschule in Freiburg, sowie die 11. Klasse der Max Weber Schule erarbeiteten einen Audioguide für die Ausstellung sowie eine App, die Informationen zu zentralen Orten und Personen des Nationalsozialismus in Freiburg zur Verfügung stellt. Sie wird ab Mitte Dezember zum Download erhältlich sein.

Sich mit der nationalsozialistischen Geschichte Deutschlands zu befassen, fällt vielen Menschen nicht leicht. Selbst Peter Kalchthaler, der sich von Berufs wegen schon viele Jahre mit diesem Thema beschäftigt, sagt, dass er diese Zeit wahrscheinlich nie ganz neutral betrachten könne. Kalchthaler hofft, dass die Ausstellung manchen Menschen Denkanstöße gebe, sodass man sehe, wohin Radikalismus führen kann, wenn man nicht versuche, die Demokratie kontinuierlich zu verteidigen.

uniFM…

… hat mit Organisator Peter Kalchthaler und Mitarbeiterin der Pressestelle Tabea Krauß gesprochen.

Einblicke in die Ausstellung

Info

Wann: Die Ausstellung dauert vom 26.11.2016 bis 7.10.2017 und ist immer Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Mit dem Museums-PASS-Musées und bis zum 18. Geburtstag ist der Eintritt frei.

Führungen: Anmeldung unter museumspaedagogik@stadt.freiburg.de oder unter + 49 (0) 761/201-2501.

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Fotos: Laila Moscatiello
Veröffentlicht am 29. November 2016

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