Katalanisch für Anfänger

Katalanisch für Anfänger

Seit September ist Sarah Praktikantin am Goethe-Institut in Barcelona. Als Romanistik-Studentin nutzt sie ihren Aufenthalt auch dafür, mehr über die katalanische Kultur zu erfahren und die Sprache zu lernen. Die katalanische Regionalregierung fördert die Verbreitung der katalanischen Sprache und bietet eine Art Tandemprogramm an. Sarah stellt es vor.

Schon seit mehreren Jahren besuche ich Katalanisch-Kurse am Romanischen Seminar der Uni Freiburg. Neben den reinen Sprachkursen gibt es meist auch eine kleine Auswahl an Kursen zu kulturwissenschaftlichen Themen. Fast genauso lange, wie ich die Kurse besuche, hege ich den Wunsch, das theoretisch Erlernte dem Praxistest auszusetzen und der katalanischen Kultur und Sprache im Alltag zu begegnen. Als ich die Zusage für das Praktikum am Goethe-Institut Barcelona bekam, wusste ich, dass dies die Gelegenheit war. Aber wie konnte ich den kurzen Praktikumszeitraum von drei Monaten bestmöglich nutzen?

Aller Anfang ist leicht

Für ERASMUS-Studierende bieten die Partneruniversitäten im Ausland Sprachkurse und Buddy-Programme an, die die Ankunft im neuen Land erleichtern und helfen sollen mit Land und Leute in Kontakt zu kommen. Als Praktikantin befürchtete ich, auf mich allein gestellt zu sein.

Von Anna Subarroca, Lektorin für Katalanisch und Portugiesisch an der Uni Freiburg erfuhr ich von dem Programm Voluntariat per la llengua (VxL). Dabei handelt es sich um eine Art Tandem-Programm, bei dem sich katalanische Muttersprachler mit Menschen treffen, die zwar in Katalonien leben, deren Alltagssprache aber nicht das Katalanische ist.

Das VxL wurde von der Generalitat, der katalanischen Regionalregierung als sprachpolitische Maßnahme ins Leben gerufen und wird in Zusammenarbeit mit dem Consorci per la normalització lingüística (CPNL) in aktueller Form seit 2003 angeboten. Das CPNL ist ein Zusammenschluss verschiedener katalanischer Organisationen und Behörden aus dem Jahr 1989, der es sich zum Ziel gesetzt hat Wissen, Gebrauch und Verbreitung der Katalanischen Sprache voranzutreiben.

Fast 40 Jahre lang war Katalanisch verboten

In Spanien werden offiziell vier Sprachen gesprochen: Kastilisch beziehungsweise Spanisch, Galizisch, Baskisch und Katalanisch. Die Verbreitung der Sprachen fällt unterschiedlich aus. Das Katalanische gilt mit fast 10 Millionen Sprecherinnen und Sprechern als die größte der drei Regionalsprachen. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südfrankreich (Nordkatalonien) über die Regionen Katalonien, Valencia und die Balearen bis hin nach Alghero auf Sardinien. Im Fürstentum Andorra ist Katalanisch sogar offizielle und einzige Amtssprache.

Während der Diktatur unter General Franco von 1939 bis 1975 in Spanien waren die Regionalsprachen und -kulturen verboten. Das konnte nicht in allen Bereichen vollständig durchgesetzt werden, dennoch schrumpfte die Zahl der Katalanisch-Sprechenden. Seit der Rückkehr Spaniens zur Demokratie wird verstärkt versucht, die regionalen Sprachen und Kulturen wiederzubeleben und das Selbstbewusstsein der Sprecher zu stärken. In diesem Zuge kam es in Katalonien unter anderem zur Gründung des CPNL, zur Umstellung der Unterrichtssprache an Schulen auf Katalanisch und zur Erarbeitung von Programmen, wie dem Voluntariat per la llengua.

Katalanisch soll zur Alltagssprache werden

„Die Idee des Voluntariat besteht darin, Katalanisch auf ungezwungene Weise zu fördern, das Katalanisch, das im Alltag gesprochen wird“, sagt Eva Espadaler, Philologin und Mitarbeiterin des VxL. „Viele der Teilnehmer haben zuvor Kurse besucht oder haben Katalanisch auf eine eher theoretische Weise gelernt. Der Moment, in dem man dazu übergeht Katalanisch im Alltag zu nutzen ist aber noch nicht eingetroffen.“

Für eine Teilnahme an dem Programm gibt es nur wenige Voraussetzungen. Als „Lerner“ sollte man Grundkenntnisse des Katalanischen mitbringen, über 18 sein und einen Zeitaufwand von zehn Stunden im Monat einplanen. Als „Freiwilliger“ kann sich jeder melden, dessen Muttersprache Katalanisch ist und der Spaß daran hat, anderen beim Erlernen dieser zu helfen.

„Es ist nicht notwendig, dass die Freiwilligen ein bestimmtes Sprachniveau belegen können, tatsächlich haben wir sehr viele Freiwillige, die nie Katalanisch Unterricht hatten, weil die Sprache zu ihrer Schulzeit verboten war. Sie haben Katalanisch nur mündlich, im familiären Umfeld gelernt. Aber genau das ist das Katalanisch, das wir wollen. Das, was im Alltag gesprochen wird“, erklärt Eva.

„Ich trage eine schwarze Hose und ein rotes Oberteil“

Ich habe mich noch von Deutschland aus, kurz vor meiner Abreise, für das Programm angemeldet. Man füllt dazu ein Online-Formular mit den persönlichen Daten aus, gibt an zu welchen Zeiten man verfügbar ist, wo man sich gerne treffen möchte und welche Hobbys und Vorlieben man hat.

katalanisch-fuer-anfaenger Sarah Posselt-Boehm

Sarah kann bereits Katalanisch und möchte durch das VxL-Programm ihre Sprachkenntnisse anwenden und verbessern.

Es dauerte keine zwei Wochen, schon wurden Montse, meine VxL-Partnerin und ich per E-Mail miteinander in Kontakt gebracht und wir verabredeten uns auf einen Kaffee. So ziemlich alles, was ich zu diesem Zeitpunkt von ihr wusste war, dass sie an diesem Tag eine schwarze Hose und ein rotes Oberteil anhatte. Meine Nervosität stellte sich aber nach kürzester Zeit als unbegründet heraus – wir verstanden uns auf Anhieb. Seither treffen wir uns regelmäßig.

„Ich hatte vor einer Weile von dem Programm gehört und dachte, ich melde mich einfach an“, erzählt Montse. „Ich lerne gerne andere Leute kennen und mich interessiert, warum andere Katalanisch lernen möchten.“ Katalanisch sei ihre Muttersprache, im Alltag, mit ihrem Freund und auf der Arbeit spreche sie es nahezu ausschließlich.

Ein vielseitiges Programm

„Ich glaube, dass die Arbeit Früchte trägt“, sagt Eva. „Ich freue mich immer, wenn ich durch die Straßen laufe und Leute treffe, bei denen ich merke, dass sie nicht von hier sind, aber trotzdem Katalanisch sprechen“. Die Teilnehmerzahl des Programms steige von Jahr zu Jahr an, 2015 wurde das 100.000ste Sprach-Paar vermittelt.

Neben den individuellen Treffen, wird einmal im Monat ein Treffen aller Teilnehmenden des Programms und der Sprachkurse angeboten. Zudem organisiert das CPNL verschiedene kulturelle Aktivitäten und VxL-Teilnehmer bekommen Rabatte in verschiedenen Museen und Theatern. „Wir starten gerade ein Pilotprojekt, um das Programm zu erweitern und es in Zukunft vielleicht auch via Skype anzubieten“, erzählt Eva.

Mehr Infos

Katalanisch kann an der Uni Freiburg als BA-Nebenfach studiert werden. Alles was du darüber wissen musst, findest du hier.

Auf der Facebook-Seite „Katalanisch an der Universität Freiburg“ werden stets aktuelle Informationen rund um das Thema Landeskunde gepostet und über die aktuellen Veranstaltungen an der Uni Freiburg informiert.

Mehr über das Programm Voluntariat per la llengua ist hier verfügbar.

Online kann hat man außerdem die Möglichkeit auf eigene Faust Katalanisch zu lernen. www.parla.cat ist ebenfalls ein Angebot des Consorci per la normalització lingüística.

Foto: Privat/Hannah Müller / Montage Sarah Posselt-Böhm
Veröffentlicht am 8. Dezember 2016

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