Work in progress

Work in progress

Seit zehn Jahren begeistert die Mondo Musical Group mit ihren beeindruckenden Musicalproduktionen das Publikum. Doch wie hat eigentlich alles angefangen und ist schon einmal etwas schiefgelaufen? Annkathrin hat mit Ute Krystof, die Mondo seit ihrem Bestehen begleitet und Renate Heyberger, der stellvertretenden Geschäftsführerin des Studierendenwerks, gesprochen. Das neue Stück “Hinterwald” wird ab 12.1.2017 in der MensaBar gezeigt.

Foto: Renate Heyberger und Ute Krystof begleiten Mondo seit ihrem Bestehen.

Die Musical-Group war ja eine Art „Geschenk“ des SWFR an die Universität Freiburg zum 550-jährigen Bestehen im Jahr 2007. Warum ausgerechnet ein Musical?

Renate Heyberger: Wir haben uns für ein Musical entschieden, weil wir etwas Internationales machen wollten. Es gab damals schon Fremdenfeindlichkeit, nicht unbedingt an der Uni, aber generell war die Stimmung nicht ganz freundlich gegenüber Ausländern. Es sollte unbedingt ein internationales Projekt sein, bei dem auch internationale Studierende teilnehmen können. Singen und Tanz ist eine gute Möglichkeit für Menschen, die nicht unbedingt Deutsch fließend sprechen, sich auszudrücken. Das war der Hintergrund. Von diesem internationalen Gedanken kommt auch der Name „Mondo Musical Group“. Also Mondo für die Welt.

Ute Krystof: Genau, deswegen hat es sich auch angeboten ein Musical zu machen und nicht ein Theaterstück.

Sind bis heute immer noch viele internationale Studierende dabei?

Ute Krystof: Ja, zunehmend. Es gab Jahre, in denen wir explicit nach den internationalen Studierenden gesucht hatten, aber mittlerweile ist es immer eine bunt gemischte Truppe auf der Bühne. Seit vier, fünf Jahren sind bestimmt ein Drittel des Ensembles internationale Studierende.

Was hat sich sonst noch so über die Jahre verändert?

Ute Krystof: Nach der ersten Produktion hat die Leitung gewechselt, denn es war damals ein Freiburger Theaterregisseur und Opernsänger, Jesse Coston, der die Jubiläumsproduktion leitete. Es war klar gewesen, dass es eine einmalige Sache sein würde und wir wussten ja selbst nicht, dass es so erfolgreich wird. Nach dem Musical haben wir allerdings sehr viele Anfragen bekommen, ob das studentische Musical auch weiterhin existiert. Und da haben wir uns gedacht, wir probieren es mal, solang es die Leute sehen wollen.

Wir haben in unterschiedlichen Spielstätten gespielt, zum Beispiel im Theater Freiburg und im Wallgrabentheater. Dort herrschte immer eine große Nachfrage. Daraufhin hat die Leitung gewechselt und seitdem ist nun die Regisseurin Stephanie Heine die Leiterin der Mondo Musical Group. Ansonsten hat sich am Konzept eigentlich nichts geändert.

Dieses Konzept von dem Sie sprechen, wird ja von Stephanie Heine oft als „work in progress“ bezeichnet. Bedeutet dies, dass das Konzept an sich steht, die Darsteller trotzdem noch mitreden können in Bezug auf ihre Rolle oder die Dialoge?

Ute Krystof: Auf jeden Fall. Mal mehr, mal weniger, denn es gab auch feste Stücke, wo die Möglichkeit, sich selbst einzubringen begrenzter war. Obwohl es schon immer Teil der Arbeit war, Ideen während den Proben mit einzubringen. Angefangen hat es vor allem 2014 mit dem ersten ganz selbstgeschriebenen Stück ENDLICH FREIburg. Da stand dann nur die Grundidee und zwar, dass man die Situation von Erstis in Freiburg darstellen wollte: Was sie alles erleben, welche Sorgen oder Probleme sie haben, aber was auch Witziges in ihrem Leben passiert. Zuerst hatte man die Truppe zusammen, danach wurde entschieden, was es für Rollen gibt und welche Themen behandelt werden in dem Musical.

Muss man eine gewisse Ausbildung beziehungsweise einen gesanglichen oder tänzerischen Background haben, um am Musical teilnehmen zu können?

Ute Krystof: Eigentlich ist es unser Ziel, dass alle vom Casting mit ins Musical aufgenommen werden. Auch jemand, der das zum ersten Mal ausprobieren will und noch nie etwas mit Schauspiel, Gesang oder Tanz gemacht hat. Denn das ist ja auch die Idee Mondo: Dass man etwas für sich mitnehmen kann. Durch die Erfahrungen beim Musical entwickeln die Teilnehmer unter anderem ein größeres Selbstbewusstsein und eine Bühnenpräsenz.

Außerdem erhalten sie professionellen Gesangs- und Schauspielunterricht, wodurch sie auch diese Fähigkeiten weiterentwickeln. Allerdings ist es schon so, dass viele Darsteller vorher in diesen Bereichen Erfahrungen gesammelt haben.

Das Stück, das nun auf die Bühne kommt, heißt „Hinterwald“. Auf was können wir uns besonders freuen?

Ute Krystof: Es ist das bisher geheimnisvollste und mystischste Stück, was Mondo jemals gezeigt hat. Das hört man schon ein bisschen am Titel „Hinterwald“. Da kann man sich ja nichts Konkretes darunter vorstellen. Auch das Plakat mit dem geheimnisvoll schimmernden Baum und dem Zitat aus dem Stück „… ich glaube, wir sind nicht mehr im Schwarzwald…“  soll neugierig machen und zeigen, dass es ein geheimnisvolles, mystisches Stück ist.

Ist jemals etwas wirklich schiefgelaufen?

Ute Krystof: Eigentlich nicht, denn selbst wenn der Hauptdarsteller am Tag vor der Aufführung noch erkrankt oder noch eine Prüfung schreiben muss, von der er vorher nichts wusste, hat die Gruppe das immer irgendwie hingekriegt. Ich denke, es wird auch einstudiert, dass andere übernehmen können, denn es sind ja keine professionellen Schauspieler, sondern Studierende. Da kann immer mal etwas dazwischenkommen. Andererseits ist es auch schon vorgekommen, dass ein Darsteller nach einer Probe in kompletter Kostümierung und Maske zur Prüfung gegangen ist, weil er keine Zeit mehr hatte sich umzuziehen.

Ist Ihnen etwas aus den zehn Jahren Mondo besonders in Erinnerung geblieben?

Ute Krystof: Außer den letzten beiden Riesenerfolgen ENDLICH FREIburg und dem Nachfolger ENDLICH FREIburg- Reloaded muss ich schon sagen, dass mir persönlich unser erstes Schwarzwaldmusical „One Night in Schwarzwald“ im Jahr 2010 besonders in Erinnerung geblieben ist. Zum einen war es das erste Mal, dass sich junge Leute mit einem solchen Heimatthema beschäftigt haben, aber es war trotzdem so modern und künstlerisch gut umgesetzt. Ich sehe heute noch die wunderschönen Choreographien und die tolle Musik zu der junge Frauen mit ihren Schwarzwald-Bollenhüten tanzen. Heute ist unter anderem dieser Tanz noch im Augustinermuseum in einer Dauerausstellung zu sehen. Als neue und junge Interpretation des Heimatthemas.

Info

Was: Hinterwald „…ich glaube, wir sind nicht mehr im Schwarzwald …“ der Mondo Musical Group

Premiere: 12.1.2017

Aufführungen: 13+14.1.2017, 20+21.1.2017, 27+28.01.2017, jeweils um 20 Uhr

und letztmalig am Sonntag, 29.1.2017 um 17 Uhr

Alle Aufführungen finden in der MensaBar (Rempartstraße 18, 79098 Freiburg)

Tickets gibt es beim BZ-Kartenservice am Martinstor und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Außerdem online bei reservix.de und swfr.de. Der Normalpreis beträgt 16 Euro. Schüler/Studierende zahlen 9 Euro.

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