Das mit der Vielfalt ist so eine Sache im Musikbusiness. Vereint ein Album verschiedene Stile in sich, kann es entweder vielseitig oder konzeptlos sein. Ist es sehr homogen geraten, bedeutet das entweder, dass es einem roten Faden folgt, oder einfach nur langweilig ist. Der kalifornische Songwriter Ty Segall wandelt mit seinem neuen, selbstbetitelten Album auf eben diesem schmalen Grat zwischen erfrischender Vielfalt, und verwirrendem Stilmix.

Geradliniger sei es geworden, das elfte Studioalbum des 29-jährigen, weniger sperrig und allgemein homogener. Und tatsächlich schafft es Segall dieses Mal, verschiedene Stile auf seinem Album zu einem funktionierenden Gesamtkonzept zu vereinen. Gerade das Liebeslied “Orange Colour Queen” zeigt dabei, wie unfassbar gut es klingen kann, wenn Segall dieser Balanceakt gelingt. Über ein akustisches Intro, das an David Bowie aus “Space Oddidity”-Zeiten erinnert, zerfließt der Song über Sgt. Peppereske Gesangsharmonien und geht in einen Refrain über, der klingt, als wäre Elliot Smith wieder da – dieses mal sogar mit guter Laune.

Das Album ist immer dann am stärksten, wenn es sich traut, harmonisch zu werden. Wie zum Beispiel im Song “Papers”, der alleine durch seinen Akkordwechsel bereits so catchy ist, dass er wahrscheinlich den ein oder anderen unbeholfenen Gesangsversuch in Straßenbahnen zur Folge haben wird. Nichtsdestotrotz ist Ty Segall eben auch immer noch Ty Segall, und experimentelle 10-Minuten-Songs zwischen Punk und Jazz sind ebenso auf dem Album zu finden wie schnörkellose Rock-Nummern, zum Beispiel der energetische Opener der Platte “Break a Guitar”.

Es ist ein hohes Risiko, das Ty Segall mit dieser Platte eingeht. Ginge sein Plan nicht auf, wäre sein neues Album nur eine wirre Zusammenstellung verschiedener Musikstile. Doch weil ihm dieser Balanceakt gelingt, ist sein neues Album die mutigste und erfrischendste Neuerscheinung des noch jungen Jahres.

von Maximilian Hess

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