Bändern verboten!

Bändern verboten!

Die Bänderer essen das, was andere in der Mensa übrig lassen. Schon in der Vergangenheit hatte es Streit um das Thema gegeben. Jetzt hat das Studierendenwerk, das die Mensa betreibt, untersagt, Tabletts vom Geschirrband zu nehmen. Doch es gibt eine Alternative.

Bänderer sind Studierende, die sich in der Mensa treffen, um zu Mittag zu essen. Mit Tablett in der Schlange zur Essensausgabe findet man sie allerdings nicht. Stattdessen holen sie sich ihre Mahlzeiten dort, wo andere ihre Essensreste abgeben: Am Geschirrband. Sie essen das, was andere Studierende auf ihren Tellern liegen lassen. Laut eigenen Aussagen wollen sie so ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen und Essen retten, das sonst in der Mülltonne landen würde.

Ende November 2016 hat das Studierendenwerk (SWFR) als Betreiber der Freiburger Mensen, das sogenannte Bändern nun verboten. Neue Abdeckungen auf dem Geschirrband in der Rempartstraße lassen nur noch wenige Augenblicke bevor die Tabletts Richtung Spülmaschine verschwinden. So soll es schwieriger sein, an die Teller zu gelangen.

Auf Seiten der Bänderer herrscht Unverständnis über die Entscheidung. „Wieso hat das Studierendenwerk so ein großes Interesse daran, dass Essen weggeworfen wird?“, fragt Carlotta, die seit einem Jahr bändert und Umweltnaturwissenschaft studiert. „Und warum sollte ich etwas kaufen, wenn so viel übrig ist?“ Unter den Maßnahmen, das Bändern zu verhindern, hätten außerdem auch alle anderen Besucherinnen und Besucher der Mensa zu leiden. Wegen der neuen Abdeckungen entstehe inzwischen oft Gedränge am Band, insbesondere wenn viele Personen gleichzeitig ihre Tabletts abgeben wollen.

Studierendenwerk: Die Mensa legt Wert auf Nachhaltigkeit

Schon im Sommersemester hatte das Studierendenwerk an einer Seite des Bandes Stellwände installiert. Damit sollte laut SWFR verhindert werden, dass die anderen Gäste in unmittelbarer Nähe des Bandes beim Essen gestört werden. Das endgültige Verbot erklärt das Studierendenwerk nun damit, dass beim Bändern rechtliche und hygienische Standards verletzt würden. Bei Experten eingeholte Rechtsberatung hätte empfohlen das Bändern verbieten zu lassen.

Renate Heyberger, die stellvertretende Geschäftsführerin des Studierendenwerks, verweist auf  Hygieneverordnungen an die die Mensa gebunden sei. „Es gibt gesetzlich vorgeschriebene Verfahrensweisen, wie mit Essen umzugehen ist. Jeder Lebensmittelbetrieb muss sich an diese Vorschriften halten, auch die Küche der Mensa“ erläutert sie. Zu diesen Regeln gehöre auch, dass aus „unreinen“ Bereichen, zu denen das Geschirrband gehöre, keine Lebensmittel entnommen und verzehrt werden dürfen.

Um Lebensmittelverschwendung zu minimieren, würde in der Mensa-Küche viel getan: So hätten Studierende die Möglichkeit, sich ihre Mahlzeiten individuell portionieren zu lassen. Wer keinen großen Hunger habe, könne sich kleine Portionen nehmen und damit verhindern, dass Essen übrig bleibt. Auch in der Küche und im Einkauf würde auf Nachhaltigkeit geachtet. Anstatt dass nur einmal täglich eine große Menge Essen zubereitet würde, werde mittags in mehreren Chargen nacheinander gekocht, sodass flexibel auf die Nachfrage reagiert werden könne.

Laut Renate Heyberger würden deshalb ohnehin nicht viele Lebensmittel weggeworfen: Der dehydrierte und granulierte Abfall eines Tages passe in zwei Haushalts-Mülltonnen und werde dann noch in einer Biogasanlage verwendet.

Tabletts direkt weitergeben

Ob das Verbot in seiner jetzigen Form das Bändern tatsächlich unterbindet, bleibt abzuwarten. Carlotta konnte bisher keine Wirkung feststellen. Vom Bändern abhalten lasse sich keiner ihrer Bekannten. Die einzige von ihr beobachtete Veränderung: Das Verhältnis von Mensapersonal und Bänderern sei viel unfreundlicher geworden.

Dabei existiert eine einfache Alternative zum Bändern. Das SWFR weist in einer Presseerklärung auf die Möglichkeit hin, Tabletts direkt an Bänderer zu übergeben. Erst wenn ein Tablett sich auf dem Band befinde, sei das Studierendenwerk in der Verantwortung. Steht ein Tablett noch nicht auf dem Band, kann es also legal an andere Personen weitergegeben werden.

In Gesprächen zwischen SWFR und Vertreterinnen und Vertretern der Bänderer wird weiterhin nach einem Kompromiss auf Basis dieser Möglichkeit gesucht. Auch das Umweltreferat des StuRa sitzt mit am Tisch. Die Studierendenvertretung stellt sich in einem Statement hinter die Bänderer, verweist aber gleichzeitig darauf, dass eine Lösung nur möglich sei, wenn alle hygienerechtlichen Bedenken des SWFR ausgeräumt werden können. Im Gespräch sind verschiedene Ideen, wie beispielsweise ein Tauschtisch, der es ermöglichen würde, übriggebliebenes Essen abzustellen und den Bänderern so legal zugänglich zu machen. Es besteht also Hoffnung, dass doch noch eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden werden kann.

Mehr zum Bändern gibt’s bei uniTV

Mehr zum Thema Mensa auf uniCROSS

Sind Messer heute den Schurken vorbehalten?

Gemeinsam is(s)t man nicht alleine

Foto: Frederik Eikmanns
Veröffentlicht am 5. Januar 2017

Empfohlene Artikel