Album der Woche: Jens Lekman – Life Will See You Soon

Album der Woche: Jens Lekman – Life Will See You Soon

Kaum ein Künstler hat in der vergangenen Dekade den Sound der schwedischen Popmusiklandschaft geprägt wie der Songwriter Jens Lekman. Doch hinter Alben wie “Night Falls Over Kortedala” steckte stets mehr als unbekümmerte Arrangements und assoziative Befindlichkeitslyrics, die uns seine Landsleute in Kombination regelmäßig als authentischen Kulturexport made in Sweden anzudrehen versuchen. Jens Lekman ist nämlich nicht nur Musiker, sondern auch ein brillanter Geschichtenerzähler.

Anders als seine bärtigen Kollegen, flüchtete sich der glattrasierte Jens Lekman deshalb nie in belanglose Naturmetaphorik. Warum auch? Sein reales Lebensumfeld versorgte ihn zuverlässig mit absurden Narrativen, die nur darauf warteten, ins Songformat gegossen zu werden. Auf “Life Will See You Now” gibt es beispielsweise diese Geschichte von einem Typen, der sich chirurgisch einen Krebstumor aus seinem Rücken entfernen lässt. Anschließend fertigt er ein 3D Modell dieses Tumors an – ein kleines Plastikobjekt, das er fortan in seiner Brusttasche bei sich trägt. Wer solche Geschichten zu erzählen hat, sollte Bäume und Füchse wirklich Bäume und Füchse sein lassen.

Würde man die Texte auf dem neuen Jens Lekman Album ausblenden, wäre man versucht, die Platte als naive Songsammlung voller überverspielter Arrangements abzutun. Beschäftigt man sich aber intensiver mit den Lyrics, offenbaren sich hinter den Songs Geschichten voller grandioser Absurdität. Diese Versuchsanordnung, die Kombination aus überbordendem Pop und lakonischem Songwriting hat bereits all seine bisherigen Veröffentlichungen zu herausragenden Platten werden lassen. Auf “Life Will See You Soon” wiederholt Jens Lekman dieses Kunststück nun ein viertes Mal auf Albumlänge.

von Julian Tröndle

Ein uniFM Interview mit dem Künstler findet ihr hier.

Lust auf mehr? Hier gehts zu allen Alben der Woche!. Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 14.02.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck Magazin

Mehr zu Jens Lekman

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Veröffentlicht am 14. Februar 2017

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