#rettetdiekultur – bitte was?

#rettetdiekultur – bitte was?

Die Aktion #rettetdiekultur fordert zum Büchertausch auf – und das sowohl Jung als auch Alt. Alles was ihr dafür benötigt: Ein Buch, einen Zugang zum Internet und einen Facebook-Account.

Die Digitalisierung macht vor nichts Halt – auch nicht vor Büchern. Denn viele gibt es nicht mehr nur als ein Printmedium zu kaufen, sondern seit 1988 auch als eBooks. Anfangs sah man durch diese elektronischen Bücher noch keine Bedrohung für die Printlektüre. Mittlerweile sehen manche Menschen diese jedoch in Gefahr und setzen sich für ihren Erhalt ein. So müssen wohl auch die, leider unbekannten, Gründer oder Gründerinnen der Aktion #rettetdiekultur empfunden haben, denn diese setzt sich für den Erhalt und die Nutzung von klassischen Büchern ein.

Digitales oder Print in der UB?

Nicht nur im Alltag begegnen uns Bücher, sondern auch während des Studiums, wie zum Beispiel in der UB. Wie verhält es sich aber mit gedruckten Büchern in der UB Freiburg? Sind sie noch zahlreich vorhanden oder werden eher die digitalen Versionen genutzt? Dr. Franz Leithold, stellvertretender Direktor der Unibibliothek in Freiburg, sieht die Bücher durch die Digitalisierung nicht bedroht. Vieles werde in Papierform publiziert und man könne an den Besucherzahlen, beispielsweise der Frankfurter Buchmesse, erkennen, dass das Interesse an gedruckten Büchern durchaus noch vorhanden sei.

„Bei uns in der Unibibliothek gibt es bestimmte Medienarten, bei denen es einfach mehr Sinn macht sie digital anzubieten, wie zum Beispiel Zeitschriften, bibliografische Datenbanken der Lehrbücher. Die Nutzer, die Nutzerinnen benötigen meist nur Teile daraus und haben diese digital dann schnell zur Verfügung.“

In Fachbereichen wie der Medizin werde fast nur noch digital publiziert. „70 bis 80 Prozent unseres Etats werden momentan für digitale Veröffentlichungen ausgegeben“, sagt Leithold.

Beitrag posten, Likes einholen, Buch versenden und abwarten

Ob die Aktion #rettetdiekultur wirklich den Erhalt der Bücher unterstützt und als eine kleine Rebellion gegen die Digitalisierung wahrgenommen wird, sei ungewiss, doch sie mache wenigstens auf das Thema aufmerksam, findet Maria, MKW-Studentin an der Uni Freiburg. Sie hat nicht nur drei Bücher, sondern auch einen handgeschriebenen Brief von der Absenderin erhalten, in dem sie ihr viel Spaß beim Lesen ihres Lieblingsbuches wünschte. „Das hat mich echt berührt.“

Maria, MKW-Studentin, mit einem ihrer durch die Aktion erhaltenen Bücher.

Wer also an einem Buchaustausch interessiert ist, postet entweder selbst einen Beitrag in einem sozialen Netzwerk wie zum Beispiel Facebook und fügt den Hashtag rettetdiekultur hinzu oder liked einen solchen Beitrag. Stephan, MKW-Student, hat an der Aktion teilgenommen, weil er die Idee ganz witzig fand. „Ich war gespannt, welche Bücher ich wohl erhalten würde.“

Und so kann ein Beitrag auf Facebook aussehen:

Die Aktion funktioniert wie ein Schneeballsystem. Mindestens sechs Personen müssen diesen Beitrag liken. Anschließend bekommen die Liker eine Nachricht von demjenigen, der den Beitrag gepostet hat. Der Poster schickt den Likern in dieser Nachricht eine Adresse von dem vorherigen Poster. An diese Adresse schicken dann die Liker ihr neu gekauftes oder bereits gelesenes Buch. Klingt ziemlich kompliziert? Am besten einfach selbst ausprobieren.

Nachdem die Liker ein Buch versendet haben teilen sie den Beitrag des Posters in der Hoffnung, wieder sechs neue Liker zu finden. Die alten schicken dann den neuen Likern die Adresse des Posters, damit diese ihm ein Buch schicken können. Und so geht es dann immer weiter.

Jede Person in diesem Zyklus verschickt ein Buch und sollte 36 bekommen. So die Theorie. In der Praxis kann es einem wie Stephan ergehen, der ein Buch verschickt, aber keines bekommen hat. Dennoch sei es einen Versuch wert, bei dieser Aktion teilzunehmen, findet Stephan. Je mehr Menschen mitmachen, desto mehr Aufmerksamkeit erhält die, wenn auch kleine, Rebellion gegen die Digitalisierung. Denn wie auch Dr. Leithold sagt: „Das Buch ist ein kulturelles Erbe, welches auf keinen Fall aussterben darf.“ Eine der vielen Aufgaben einer Universitätsbibliothek bestehe darin, dieses Erbe zu bewahren, es vor der Digitalisierung zu schützen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Büchertauschaktionen in Freiburg

Auch in Freiburg ist es möglich, ein Buch zu tauschen – und das sogar ganz ohne Versandkosten. In der Bildergalerie zeigen wir Euch, wo ihr diese Stationen finden könnt.

Anschauen

Video

Die Head-Down Generation (3:01 Min)

Die Bezeichnung Generation Kopf unten beschreibt die Kopfhaltung, mit der viele, insbesondere junge Menschen im Alltag unterwegs sind, dabei ihren Blick und damit ihre Aufmerksamkeit vor allem auf ihre elektronischen Geräte (Handy, Smartphone oder Tablet) gerichtet haben. Schnelle Kommunikation oder das Ende der Kultur?

Audio

Info

Hier geht es zu den Facebook-Beiträgen von #rettetdiekultur: www.facebook.com/hashtag/rettetdiekultur

Eine Gemeinschaftsproduktion von Alba Zarzuela, Jana Kistner, Evi Nurfidianti und Jasmin Bergmann (Fotos) im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Horst Hildbrand.

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Veröffentlicht am 15. Februar 2017

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