… und was machst du so?

… und was machst du so?

Immer dieselbe Frage! Oft folgt ein auswendig gelernter Standardsatz als Antwort auf die Frage nach dem Studium. Wir wollen mehr wissen: Was verbirgt sich hinter den Studienfächern? Was ist gut und was nicht so? Und was macht man damit eigentlich? Heute mit Lilith, Masterstudiengang Geographie des globalen Wandels, 3. Semester.

Was studierst du?

Ich studiere den Masterstudiengang Geographie des globalen Wandels im 3. Semester. Der Studiengang ist relativ breit und interdisziplinär aufgebaut. Im ersten Semester werden die Grundlagen der Humangeographie, der physischen Geographie und des globalen Wandels behandelt. Das ist vor allem gut für diejenigen, die sich noch nicht für ein Spezialgebiet entschieden haben. Das geht relativ vielen so, auch weil man für den Master nicht unbedingt einen geographischen Bildungshintergrund haben muss. Ich habe zum Beispiel vorher den Bachelor IberoCultura mit BWL im Nebenfach studiert. Ich finde es total spannend, dass einige aus anderen Fachbereichen kommen, weil dann auch unterschiedliche Vorkenntnisse und Perspektiven reinkommen.

Ein fester Teil des Studiums sind eine große Exkursion, eine Projektstudie und ein Praktikum. Unser Jahrgang war zum Beispiel für die Exkursion in Thailand und Kambodscha, und für die Projektstudie in den USA. Die Projektstudie ist im Vergleich zu der Exkursion sehr forschungsorientiert, es geht um Empirie, um die Erfahrung, Interviews zu führen. Bei uns war das Thema dafür „Transition Towns in den USA“. Mein Praktikum werde ich bei der Heinrich-Böll Stiftung in Stuttgart machen. Vorgeschrieben sind mindestens sieben Wochen, meins läuft mit einem knappen halben Jahr etwas länger.

Mein Interesse für Geographie hat sich erst entwickelt, als ich zwischen Bachelor und Master zweieinhalb Jahre lang gearbeitet habe. Da habe ich bei einem Freiburger Geschäft, das faire Kleidung verkauft, die Onlineshop-Verwaltung und das Online Marketing gemacht und mich deshalb auch viel mit globalen Produktionsketten auseinandergesetzt.

Mit der Pause zwischen Bachelor und Master habe ich auf jeden Fall sehr gute Erfahrungen gemacht, weil mir das geholfen hat herauszufinden, was ich will, und was ich nicht will.

Besonders gut an dem Studiengang gefällt mir, dass ich mich dieses Semester auf ein Thema spezialisieren konnte, das mich total interessiert, das Thema Geschlecht im geographischen Kontext, zum Beispiel Geschlecht und Migration. Ich mache dieses Semester außerdem ein Seminar zum Thema Raum und Geschlecht, das ist eins von zwei Seminaren die ich  bei den Kulturanthropologen mache. Man kann insgesamt drei Module außerhalb der Geographie machen, wenn sie von den Themen her passen. Aber auch durch andere Seminare und die Projektstudie zieht sich das Thema bei mir gerade als roter Faden durch. Man muss sich so ein Gebiet aber ein bisschen selber aus dem Angebot aussuchen, das bei einem relativ kleinen Masterstudiengang manchmal zu wünschen übrig lässt. Wenn man sich von Anfang an mit Profillinien spezialisieren will, wäre der Masterstudiengang Umweltwissenschaften eine Alternative. Vor allem auch in Bezug auf eine naturwissenschaftlichere Perspektive.

Ein großer Kritikpunkt an dem Master sind für mich die Exkursionen. Bei uns wurde vorausgesetzt, dass wir innerhalb eines Jahres die große Exkursion nach Südostasien und die Projektstudie in die USA mitmachen. Die Fördermittel für die einzelnen Studierenden waren leider sehr gering. Ich finde aber erstens, dass Bildung nicht selektierend sein sollte. Zweitens hat es mich gestört, dass wir gerade in einem  Master, in dem es auch um Nachhaltigkeit und Klimawandel geht, nicht über den eigenen ökologischen Fußabdruck als Forschende reflektieren.

Ich bin nach dem Bachelor etwas frustriert aus der Uni gegangen, aber im Master merke ich jetzt, dass mir dieses Studium total Spaß macht. Klar, es ist ein bisschen schade, dass ich nicht schon früher gemerkt habe, dass eine kleine Geographin in mir steckt. Andererseits bringe ich dadurch jetzt auch Vorkenntnisse mit, die in dem Fachbereich gewinnbringend sind.

Und was willst du damit machen?

Richtig festgelegt habe ich mich da noch nicht. Ich will aber auf jeden Fall in der Humangeographie bleiben. Im Februar fange ich ein Praktikum bei der Heinrich-Böll Stiftung an. Bei einer politischen Stiftung zu arbeiten, könnte ich mir auf jeden Fall gut vorstellen. Im Bewerbungsgespräch habe ich gemerkt, dass sich die Böll-Stiftung überwiegend mit den gleichen Themen beschäftigt wie wir im Studium. Das gibt Hoffnung für die berufliche Zukunft.

Info

Alle Informationen zum Masterstudiengang Geographie des globalen Wandels findet ihr hier.

Aus der Serie bisher erschienen:

Nico, 7. Semester, Bachelorstudiengang Mikrosystemtechnik

Angelina, 2. Semester, Masterstudiengang Medienkulturforschung

Martin, 2. Semester, Masterstudiengang Forstwissenschaften

Joris, 5. Semester, Biologie

Björn, 9. Semester Mathematik, Sport und Geographie auf Lehramt

Theresa, 4. Semester Medienkulturwissenschaft

Elias, 2. Semester Liberal Arts and Sciences

Tammy, 5. Semester English and American Studies/ Anglistik und Amerikanistik

Sabrina, 3. Semester Sport Bachelor mit dem Nebenfach Sporttherapie

Flora, 4. Semester Masterstudiengang Kognitionswissenschaften

Matthew, 3. Semester Environmental Governance

Flore, 5. Semester Regio Chimica

Laura, 2. Semester Medizin

Miguel, 6. Semester Philosophie

Jonas, 4. Semester Jura

Judith, 8. Semester Germanistik und Geschichte auf Lehramt

Benno, 3. Semester Bachelorstudiengang „Waldwirtschaft und Umwelt“

Corinna, 1. Semester Master Neuere deutsche Literatur, Kultur, Medien

Charlotte, 2. Semester, Masterstudiengang Mittelalter- und Renaissancestudien

Martin, 3. Semester Politikwissenschaft

Jonas, 2. Semester Angewandte Politikwissenschaft

Fenja, 4. Semester Frankomedia

Julia, 5. Semester Judaistik

Jana, 3. Semester Vorderasiatischer Altertumskunde

Sarah, 4. Semester IberoCultura

Christine, 4. Semester Umwelt-Naturwissenschaften

Foto: Johanna Skowronski
Veröffentlicht am 15. Februar 2017

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