Von Germanistik zur Krankenkasse

Von Germanistik zur Krankenkasse

Den Abschluss in der Tasche, die Welt steht völlig offen. Und jetzt? Wir wollen wissen: Was ist aus den ehemaligen Freiburger Studierenden geworden? Heute erzählt Larissa Wurth, die in Freiburg Germanistik und Kunstgeschichte studierte, wie sie Sozialversicherungsfachangestellte bei der AOK wurde.

Larissa, du hast deinen Bachelor in Germanistik und Kunstgeschichte absolviert. Wie bist du zur Krankenkasse gekommen?

Ich habe bei meinen Kommilitonen, die schon vor mir mit dem Studium fertig waren, gesehen, wie schwer es sein kann, einen Job oder sogar nur ein Praktikum zu bekommen. Dann habe ich erfahren, dass ich durch mein Abitur generell die Möglichkeit habe, eine Ausbildung auf zwei Jahre zu verkürzen. Nach meinem Bachelor habe ich mich quer Beet beworben: Bei der Handwerkskammer, einem Personaldienstleistungsunternehmen, als Bürokauffrau und eben auch bei der AOK.

Erst als ich von der AOK zu einem Einstellungstest eingeladen wurde, habe ich mich jedoch richtig mit der Krankenkasse auseinandergesetzt. Die AOK bot mir an, mich nach der Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten direkt zum Betriebswirt weiterzubilden und mich dann in einer Führungsposition einzusetzen, das ist das sogenannte „Turbo-Programm“ der AOK. Das gefiel mir sehr gut.

Da ich schon ein Jahr in Ägypten gelebt habe, habe ich gesehen, wie schlimm es sein kann, wenn es in einem Land keine Sicherheiten für Menschen gibt, die krank sind. Das hat mein Interesse für das Sozialversicherungssystem in Deutschland noch gesteigert.

Hattest du am Anfang deines Studiums einen anderen Plan für deine berufliche Zukunft?

Ich hatte am Anfang meines Studiums noch gar keinen Plan, was ich später einmal machen möchte. Ich habe mich schon immer für Literatur interessiert und wollte deswegen unbedingt Germanistik studieren.

Hast du während deines Studiums einmal daran gezweifelt oder warst dir mit deiner Studienwahl unsicher?

Nein ich war mir nie unsicher. Germanistik ist einfach meine Leidenschaft und auch das Studieren an sich fand ich toll. Das Studium war einfach etwas für mich, um meine Leidenschaft und Interessen vertiefen zu können. Deswegen würde ich es auch sofort wieder tun. Außerdem finde ich, dass die Studienzeit auch eine Zeit ist, in der man sich selbst findet und in der man in gewisser Weise erwachsen wird.

Mein Nebenfach habe ich drei Mal gewechselt, was ich aber auch nicht schlimm finde. Viele haben Angst davor und meinen, das was sie gewählt haben nun bis zum Ende durchziehen zu müssen, obwohl es ihnen nicht gefällt. Ich habe von Portugiesisch zu Islamwissenschaften und dann zu Kunstgeschichte gewechselt und alles hat wunderbar funktioniert.

Wie gestaltet sich dein neuer Berufsalltag? Was sind deine Aufgabenbereiche?

Ich bin vor allem in der Kundenberatung tätig und muss auch die Gesetzesgrundlage verschiedener Bestimmungen kennen. In meiner Ausbildung durchlaufe ich aber im Moment jede Abteilung ein Mal, zum Beispiel komme ich auch noch in den Vertrieb, in dem es darum geht, neue Versicherungsnehmer anzuwerben.

Schon beim schriftlichen Einstellungstext musste ich verschiedene Versicherungsfälle bearbeiten und diese mit vorgelegten Gesetzestexten prüfen. Da habe ich gemerkt, dass mein Germanistikstudium mir Vorteile in diesem ganz anderen Bereich bringt, weil ich mit Sprache umgehen kann und es hier darauf ankommt genau zu lesen und zu verstehen.

Was gefällt dir am Besten an deinem Beruf?

Ich finde es toll, dass es bei der AOK so viele verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten gibt, man kann so bis ins Management kommen. Die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten reichen von Businesstraining, zu Kommunikations- oder Rhetoriktraining. Außerdem legt die AOK Wert auf Hospitationen im eigenen oder anderen Unternehmen. Mindestens einmal im Jahr geht man in eine andere Abteilung. Somit wird man ständig gefördert und bleibt nicht auf der Stelle stehen.

Was ist dein Rat für Bachelor-Studierende?

Ich denke es ist wichtig, sich klarzumachen, dass man mit neunzehn oder zwanzig Jahren noch nicht wissen muss, was man sein ganzes Leben lang machen will. Das Germanistik-Studium war eine Zeit für mich, in der ich meine sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Interessen verwirklichen konnte. Wer jedoch von vornherein Sicherheit und Beständigkeit für nach dem Studium möchte, für den ist ein Germanistik-Studium vielleicht nicht unbedingt das Richtige. Es ist sehr offen, was man später daraus macht und wohin es einen verschlägt. Für mich war es jedenfalls, trotz meiner gegensätzlichen Berufswahl, genau das Richtige.

Mehr Infos

Wer sich für den Bachelor in Germanistik und Kunstgeschichte interessiert, findet hier alle wichtigen Infos:

Germanistik: www.germanistik.uni-freiburg.de

Kunstgeschichte: www.kunstgeschichte.uni-freiburg.de

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Veröffentlicht am 17. März 2017

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