Warmes Wasser gegen Depressionen

Warmes Wasser gegen Depressionen

Roman Huber ist der Leiter des Zentrums Naturheilkunde an der Uniklinik und führt aktuell die Studie „Überwärmungsbäder gegen Depressionen“ durch. Anastasia hat mit ihm über die Wirkung von warmem Wasser gesprochen.

Roman Huber vom Uni-Zentrum für Naturheilkunde leitet die Studie.

Herr Dr. Huber, Sie führen die Studie „Überwärmungsbäder gegen Depressionen“ durch. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Studie durchzuführen?

Überwärmungsbäder habe ich an einer anthroposophischen Klinik kennengelernt. Dort wurden die Bäder gegen Depression eingesetzt. Jahrelang habe ich die Idee nicht weiterverfolgt. Vor drei Jahren haben wir dann die erste Studie gemacht. Bei der ersten Studie haben wir Überwärmungsbäder mit einer Lichtbehandlung verglichen. Und da ist herausgekommen: Überwärmungsbäder sind besser als die Behandlung mit grünem Licht. So ergab sich der nächste Schritt, dass wir Überwärmungsbäder mit einer schon etablierten Behandlung vergleichen.

Die ersten Anwendungen der Bäder werden in Gruppen durchgeführt. Wie kann man sich das vorstellen?

Im Eugen-Keidel-Bad gibt es einen Hotpool, in den viele Leute reinpassen. Das Wasser hat ziemlich genau 40 Grad. Die Teilnehmer baden dort tatsächlich in kleinen Gruppen, einfach weil es am ökonomischsten und effektivsten durchzuführen ist.

Wie lange muss man in einem Bad bei jeder Anwendung liegen?

Solange wie man es gut aushalten kann. Es sind aber im Durchschnitt zwischen 15 und 20 Minuten.

Aber wie lange hält dann der positive Effekt nach dem Bad an?

Das Ergebnis der Studie haben wir noch nicht. Aber in der letzten Studie war es so, dass es den Patienten vor allem in den Wochen besser ging, in denen die Bäder stattfanden. Möglicherweise muss man diese Bäder daher regelmäßig und längerfristig machen.

Auch durch Sportübungen erhöht sich die Körpertemperatur. Kann Sport eine Alternative zu den Bädern sein?

Das ist richtig, dass Sport zu einer erhöhten Körpertemperatur führt und möglicherweise macht das einen Teil der antidepressiven Wirkung aus, die man vom Sport kennt. Die Überwärmungsbäder sind jedoch viel leichter durchzuführen, weil man einfach in warmem Wasser liegt.

Sie arbeiten mit dem „Depression Rating Scale Fragebogen“. Können Sie mithilfe dieses Fragebogens feststellen, ob eine Person unter Depression leidet?

Wir benutzen verschiedene Fragebogen, die in der Depressionsforschung seit langem eingesetzt werden. Einer davon ist die Hamilton Depression Rating Scale, die 17 Fragen hat. Da wird zum Beispiel nach Stimmung und Antrieb gefragt, ob einer seine Arbeit so weiter machen kann wie früher oder nach Schlaf, nach verschiedenen Körperbeschwerden und Ähnlichem. Und andererseits haben wir einen Selbsteinschätzungsfragebogen angewendet, der schnell auszufüllen ist.

Heißt das, dass jeder, bei dem mithilfe des Fragebogens eine Depression festgestellt wird, an der Studie teilnehmen kann?

Die Depression sollte schon vorher durch einen Facharzt festgestellt worden sein. Die meisten Teilnehmer haben schon lange eine Depression und viele Behandlungen hinter sich. Wir überprüfen dann noch einmal, wie schwer diese Depression ist, weil wir eben Menschen mit mittelschwerer Depression einschließen wollen.

Wie wird der Zustand nach der letzten Behandlung geprüft?

Letzte Anwendungen werden zu Hause beziehungsweise von den Patienten selbst im Thermalbad durchgeführt. Sie finden ohne Kontrolle statt, denn wir wollen wissen, ob das auch praxistauglich ist.

Werden  Medikamente ins Wasser hinzugefügt?

Nein, das ist wirklich nur warmes Wasser, weil wir denken, dass diese Temperaturerhöhung und -erwärmung entscheidend  für die Wirkung sind.

Ansprechpartnerin

Iris Kruza
Tel: 0174/8226421
E-Mail: iris.kruza@uniklinik-freiburg.de

Mehr Infos zur Studie gibts auf der Website des Uni-Zentrums Naturheilkunde.

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Teaser-Foto: SC
Foto Dr. Huber: Anastasia Dmitrijewa
Veröffentlicht am 2. März 2017

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