Warten ist überall

Warten ist überall

Viele Situationen in unserem Leben sind durch das Warten bestimmt. Wir warten bis der Computer hochgefahren ist, der nächste Zug kommt und bis endlich Weihnachten ist. Drei Studentinnen der Kulturanthropologie und Europäischen Ethnologie sind dem Warten wissenschaftlich nachgegangen und präsentieren ihr Ergebnis in der Ausstellung WarteArt ab dem 27.4.2017 im Uniseum.

Die Ausstellung „WarteArt – Beobachtungen in einer zeitlichen Zwischenphase“ entstand im Rahmen eines 2-semestrigen Forschungsprojekts im Masterstudiengang des Fachs Europäische Ethnologie. Das Projektteam besteht aus Ruth Weiand, Julia Dornhöfer und Rahma Osman Ali – sie studieren zusammen im 4. Semester.

Ruth, Julia und Rahma sind überrascht, dass Warten im Leben eine so große Rolle spielt.

Da man sich in diesem Studienfach mit der Alltagswelt auseinandersetzt und die Drei etwas zum städtischen Raum machen wollten, kam ihnen die Idee. „Anfangs haben wir uns schwer mit dem Thema Warten getan, weil es doch etwas abstrakt ist und ungreifbar zu sein scheint“, sagt Julia. Wenn man aber erst einmal darauf achte, würde man es überall bemerken.

Wir warten öfter als uns bewusst ist

Das Ausstellungskonzept beinhaltet drei Einzelprojekte: Warten im Alter, Warten im Verkehr und Warten im ärztlichen Wartezimmer sowie die Atmosphäre in diesen. „Wir schaffen es gar nicht, alles zum Thema Warten aufzuzeigen, weil es einfach zu oft auftaucht“, sagt Ruth. Um die Besucherinnen und Besucher in diese Lebenswirklichkeit des Wartens zu entführen, arbeitet das Trio mit Audios, wie zum Beispiel Verkehrsaufnahmen. Zum Projekt Wartezimmer und dessen Atmosphäre wird es darüber hinaus noch ein Video geben, das Wartetaktiken in diesem speziellen Raum behandelt. Bei der Ausstellung wird es viele Fotos von Wartesituationen geben, bei manchen muss auch etwas um die Ecke gedacht werden.

Mit WarteArt wollen Rahma, Julia und Ruth die verschiedenen Dimensionen des Wartens aufzeigen. Sie zeigen Gegenstände, die extra für das Warten geschaffen wurden, um es zum Beispiel zu messen oder zu organisieren, wie Uhren oder Kalender. „Bei unseren Projekten geht es stark um die subjektiven Erlebenswelten, also: Wie fühle ich mich beim Warten?“, erklärt Julia.

Für das Projekt Warten haben die drei Feldforschung betrieben und Interviews geführt, welche sie dann ausgewertet und analysiert haben. „Wir forschen qualitativ in der Kulturanthropologie und Europäischen Ethnologie, weshalb man bei der Ausstellung wenig Zahlen sehen wird“, sagt Ruth. Es gehe darum, Menschen zu beobachten und sie erzählen zu lassen. Die Schwierigkeit liege darin, dass man nie genau wisse, was diese erzählen, weshalb planen oft unmöglich sei. „Man merkt einfach, wie subjektiv das Warten ist, weil es jeder anders empfindet“, ergänzt Julia.

Warten scheint ein Störfaktor zu sein

Gerade in letzter Zeit gäbe es viele Publikationen zum Thema Warten. Ein möglicher Grund für Julia ist: „Man hat das Gefühl, dass es heutzutage sehr häufig um Zeitoptimierung und um eine sehr effiziente Zeitnutzung geht. Jeder ist irgendwie gestresst, hat seine To-do Listen und Termine.“ Aus diesem Grund seien für viele schon zwei oder drei Minuten Wartezeit lästig. „Es gibt mehr Ratgeber die einem sagen, wie man mehr in einem gewissen Zeitrahmen erledigen kann, als solche, die einem Tipps geben, wie man das Warten als etwas Positives sehen kann“, findet Ruth.

Heutzutage habe man das Gefühl, dass man immer mehr machen müsse und möchte deshalb die Wartezeit so gering wie möglich halten. Gleichzeitig kommen aber immer mehr Dinge in unseren Alltag, die wiederum neue Wartesituationen hervorrufen. Die drei haben nämlich herausgefunden, dass der moderne Mensch die meiste Wartezeit vor dem Computer verbringt. Er wartet zum Beispiel bis dieser hochgefahren oder ein Download fertig geladen ist. Eigentlich ziemlich paradox, finden die Forscherinnen.

Info

Was: Ausstellung der WarteArt

Vernissage: 27. April 2017 um 19 Uhr
Ausstellung: 27. April bis 28. Mai 2017 zu den Öffnungszeiten des Uniseums
Do 14 – 18 Uhr, Fr 14 – 20 Uhr, Sa 14 – 18 Uhr
Der Eintritt ist kostenlos.

Wo: Uniseum, Bertoldstr. 17

Buch zum Projekt

Das Forschungsprojekt wird nicht nur durch die Ausstellung im Uniseum präsentiert, sondern auch durch einen Sammelband, den das Projektteam mit ihrer Dozentin Sarah May realisierte. Das Buch kann bei der Ausstellungseröffnung und im Uniseumsshop für circa 5 Euro erworben werden. Im Buch wird das Projekt zum Thema Warten auf etwa 50 Seiten wissenschaftlich vertieft.

Ein Vorgeschmack auf  WarteArt

Zum Vergrößern auf ein Foto klicken.

Fotos: Jasmin Bergmann
Veröffentlicht am 25. April 2017

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