Studium: Weltreise

Einmal um die Welt. Ohne Flugzeug, nur trampen, laufen oder mit dem Schiff unterwegs. Genau das haben die Freiburger Patrick und Gwen innerhalb von 3,5 Jahren gemacht. Auf dem Weg um die Welt sind sie mit 667 Autos gefahren und haben 96.707 Kilometer hinter sich gelegt. Der Dokumentarfilm ihrer Reise „Weit“ läuft nun im Friedrichsbau. Annkathrin hat sich mit ihnen über die Reise und den Film unterhalten.

Einmal um die Welt, aber nicht fliegen. Wieso war das für euch so wichtig, diese Strecke ohne Flugzeug hinter euch zu legen?

Gwen: Es war bestimmt ein Stück weit eine romantische Vorstellung. Theoretisch kann man in 48 Stunden einmal die Welt mit dem Flugzeug umrunden. Wir haben uns am Anfang bei den Vorbereitungen unserer Reise gefragt, wie lange es wohl dauert, wenn man nicht fliegt. Wir hatten die romantische Vorstellung, alles über Land zu bereisen und haben es auch geschafft.

Patrick: Wir haben es auch gemacht, um Zusammenhänge spüren zu können. Wenn man einige Länder überfliegt und dann plötzlich in eine neue Kultur- und Klimazone kommt, kann das oft ein Kulturschock sein. Auf unserer Reise haben wir gespürt, dass die Kulturschocks eigentlich ausgeblieben sind, weil sich alles ganz langsam verändert hat. Von Grenze zu Grenze haben die Länder Zusammenhänge. Es war kein großer Sprung dazwischen. Man erkennt die Unterschiede zum Beispiel von Deutschland und Indien. Nicht unbedingt, weil man in beiden Ländern war, sondern weil man weiß, was dazwischenliegt. Man erkennt, dass alles eine Verbindung hat und dass es sich Stück für Stück verändert. Das wäre beim Fliegen nicht der Fall gewesen.

Außerdem war es schön, die Erde in ihrer geografischen Größe ganz anders wahrzunehmen.

Aber es gab doch bestimmt auch Kulturschocks? Wenn ich daran denke, dass man von der Stille der Natur plötzlich nach Tokio kommt oder ähnliches.

Gwen: Es gab dann Kulturschocks, wenn es die Geografie bestimmt hat. Zum Beispiel zwischen Pakistan und China war ein großer Schritt, aber weil da auch das Himalayagebirge dazwischenliegt. Das fühlt sich dann auch wieder natürlich an, denn man weiß, man ist gerade über diese riesigen Berge drüber und dass es dann auf der anderen Seite anders ist, macht irgendwie wieder Sinn. Und Japan ist ja eine Insel und somit auch wieder abgeschieden vom Rest. Von Japan nach Mexiko war es dann auch wieder ein großer Schritt. Aber das hat sich nicht wirklich nach einem Kulturschock angefühlt, sondern einfach nach etwas Neuem.

Patrick: Gerade beim Sprung von Tokio nach Mexiko war ich so froh, dass wir das nicht geflogen sind, weil der Pazifik so unglaublich gigantisch ist. Diesen in zehn Stunden zu überfliegen, wäre einfach komisch gewesen, wenn wir für die Strecke davor zwei Jahre gebraucht haben. Die 14 Tage auf See waren verhältnismäßig immer noch schnell, aber sie waren spürbar durch die Veränderung des Klimas.

Ihr habt in dieser Zeit sozusagen Reisen zu eurem Alltag gemacht. War es dann trotzdem noch besonders in ein anderes Land zu reisen oder neue Bekanntschaften zu machen?

Patrick: Die alltäglichen Sachen, wie Zelten, Trampen, neue Leute kennen lernen, haben sich schon in unser Leben etabliert und wurden auch zu unserem Lebensmittelpunkt. Aber die Geschichten der Menschen waren immer wieder neu und anders. Auch war ich immer wieder aufgeregt, wenn wir in ein neues Land gekommen sind. Aber als wir dann da waren, zum Beispiel in unseren 10 Wochen Iran, war es am Anfang und am Ende sehr aufregend, doch zwischendrin war es Alltag. Wir waren relativ tief in der Kultur und haben manchmal sogar auch vergessen, dass wir im Iran sind, weil es sich so „normal“ angefühlt hat. Doch als wir den Iran verlassen haben und nach Pakistan sind, kam das Kribbeln wieder zurück.

Gwen: Besonders die ersten und letzten Momente haben uns immer wieder aus der Struktur geholt. Das war das Intensivste. Letztendlich gab es irgendwann einen festen Rahmen, aber das Bild hat sich ständig geändert und deswegen war die Reise auch weiterhin aufregend.

Ich würde mal vermuten, dass es schwer ist bei dreieinhalb Jahren bestimmte Ereignisse zu benennen, aber könntet ihr mir doch von einer Begegnung erzählen, die für euch besonders war?

Gwen: Auf jeden Fall die Begegnung mit Amir. Ihn haben wir im Iran kennengelernt. Er wollte in Deutschland studieren und hatte auch alles geregelt, aber leider wurde ihm das Visum verweigert. Bei Amir wollten wir eigentlich nur ein paar Tage bleiben und letztendlich haben wir vier Wochen mit ihm verbracht, denn er ist noch etwas mit uns mitgereist. Er ist einfach ein richtig guter Freund geworden. Mittlerweile ist er in Europa und wir haben ihn auch wieder getroffen. Es ist auf jeden Fall eine Begegnung, die hoffentlich unser Leben lang andauern wird.

Ansonsten gab es so unendlich viele Begegnungen, die prägnant waren. Ich erinnere mich auch noch an zwei Situationen, einmal in Tadschikistan im Bus: Da saß ein Mädchen hinter mir und sie hat mich die ganze Zeit schüchtern angegrinst. Sie hat aber nichts gesagt, denn offensichtlich konnten wir nicht die Sprache des jeweils anderen. Als ich ausgestiegen bin, hat sie ihre Ohrringe abgenommen und sie mir geschenkt. Einfach aus dem Nichts.

Und einmal im Iran hat mich ein älteres Mädchen angesprochen, ungefähr so Mitte 20. Sie meinte, dass ich die erste Ausländerin sei, die sie in ihrem Leben gesehen habe. Sie war total aufgeregt.

Und bei dir Patrick?

Patrick: Ich will eigentlich gar niemanden hervorheben, denn das besondere an der Reise war auch die Vielfalt der Menschen, die wir erleben durften. Dass sie so nah und offen waren. Sie haben uns ihre Gastfreundschaft spüren lassen. Es ist schwierig da jemanden besonders zu nennen.

In eurem Dokumentarfilm „Weit“ sagt ihr gleich zu Anfang: „Die Phantasie geht, die Erfahrung kommt.“ Welches Land hat denn mit eurer Phantasie nicht übereingestimmt und euch vielleicht sogar überrascht?

Gwen: Ich würde sagen, dass war die Mongolei. Teilweise hat es unsere Erwartungen und Vorstellungen erfüllt, aber wir waren überrascht wie modern die Mongolei doch ist. Ich will damit gar nicht urteilen oder werten, denn ich kann verstehen, dass die Leute dort in die Städte ziehen wollen. Aber der Hype, der hier ankommt wegen der Mongolei, das Nomadenleben und mit Pferden durch die Steppe reiten und das ursprüngliche Leben miterleben, das muss man schon entweder ganz speziell buchen oder suchen. Über die Mongolei haben wir uns bei den Vorbereitungen auch am meisten informiert. Und haben dann vor Ort gedacht: „Oh krass. Die sind schon ein Schritt weiter als erwartet.“

Patrick: Man muss generell sagen, dass wir im Vorhinein nicht so viel über die Länder recherchiert haben. Wir wollten nicht vorher schon wissen, was uns erwartet. Natürlich hat man trotzdem seine Phantasien zu den Ländern durch die Medien und ähnliches. So auch bei Indien. Indien hat nicht so zu unserer Reise gepasst beziehungsweise unserer Art zu Reisen. Ich denke, Indien hätte uns in einer speziellen Indienreise besser gefallen.

Gwen: Es hat uns auch einfach überfordert.

Patrick: Genau. Trampen war schwierig, draußen sein war schwierig, zelten war schwierig. All die Dinge, die uns so viel Energie auf der Reise gegeben haben, haben nicht mehr funktioniert. Ein paar Wochen ging das gut, aber dann wurde es uns zu viel.

Mich persönlich hat das etwas überrascht, denn ihr habt ja gesagt, dass Indien mitunter euer Traumziel war.

Patrick: Es war eigentlich nicht unser Traum, nach Indien zu reisen, sondern eher über Land nach Indien zu kommen. Nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass ich von Deutschland nach Indien über Land reise, dann hätte ich das gar nicht für möglich gehalten.

Für die Zeit eurer Reise hattet ihr ja nicht Massen an Gepäck dabei. Was war der Gegenstand auf den ihr unter keinen Umständen verzichten wollt?

Gwen: Das Zelt war für uns das Wichtigste. Es war einfach die kleine Privatsphäre, diese zwei Quadratmeter, ohne die wir wahrscheinlich teilweise durchgedreht wären. Es ist schon wichtig, nach einem Tag in den Autos und mit ganz viel Kommunikation am Abend runter zu kommen.

Patrick: Einfach den Reißverschluss zuzumachen. Und das Zelt hat auch flexibel gemacht, denn man hat sein kleines Haus dabei und dann kann es auch mal schneien oder regnen. Solange man das Zelt aufgebaut bekommt, kann man sich zurückziehen. Dann hat man seine zwei Quadratmeter Gemütlichkeit, die unglaublich wichtig sind. In Indien haben sie uns zum Beispiel gefehlt. Ich gehe viel lieber abends ins Zelt als in ein Hotel, weil ich weiß, ich bin für mich. Das Zelt war wahnsinnig wichtig vor allem beim Trampen.

Gwen: Das haben wir dann auch gemerkt, als es kaputtgegangen ist.

Patrick: Eine Stange ist gerissen und Gwen hat dann eine Konstruktion gebaut unter anderem aus Schnürsenkeln. Aber ich habe kurz gedacht: „Was machen wir jetzt?“.

Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Hat dieser minimalistische Lebensstil auch Einfluss auf euer Leben in Deutschland? Seid ihr angekommen und habt erst einmal ausgemistet?

Gwen: Jein. Es ist tatsächlich traurig zu beobachten, wie schnell man sich wieder anpasst. Wir haben jetzt auch wieder eine Wohnung mit jeder Menge Kram. Ab und zu bekomme ich einen Rappel und habe das Gefühl ich muss das ganze Zeug rausschmeißen. Langfristig wollen wir auch in einem kleinen Haus oder Wagen oder in einer Jurte leben. Da haben wir dann gar nicht die Möglichkeit so viele Dinge anzusammeln. Es kommt halt immer darauf an, wie viel Platz man zur Verfügung hat. Das haben wir schon gemerkt, als wir uns in Mexiko einen Bus gekauft hatten, wie viel mehr Zeug man sammelt.

Patrick: Dinge, die man vorher nie mitgenommen hätte.

Gwen: Ich weiß, dass ich unterwegs nie so etwas vermisst habe wie Salatbesteck. Jetzt ist gerade unser Salatbesteck kaputt und ich denke mir dann in der Küche: „Verdammt kein Salatbesteck“. Es geht relativ schnell, dass man wieder in den alten Trott reinkommt, aber wir versuchen immer wieder zu reflektieren und uns da ein bisschen auf die Füße zu treten. Denn wir haben ja gemerkt, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein.

In der BZ-Serie und auch in dem Film, sieht man dich, Gwen, auch öfter mal mit einer Gitarre. Hattet ihr die trotz der Gepäckschwierigkeiten die ganze Zeit dabei?

Gwen: Nein. Zwar wollte Patrick mich am Anfang der Reise überreden eine Gitarre mitzunehmen, aber ich habe mich dann dagegen entschieden, weil ich ehrlich gesagt keine Lust hatte, in den Autos die ganze Zeit für die Leute spielen zu müssen. Von anderen Reisen mit Gitarre wusste ich, dass das oft der Fall ist. Ich hatte keine dabei, aber dann haben mir meine Eltern in Sibirien eine Gitarre geschenkt, als sie uns besucht hatten. Wir haben dann aber auch gemerkt, dass es vom Gepäck echt umständlich ist.

Patrick: Sie haben uns die Gitarre drei, vier Tage, bevor wir herausgefunden haben, dass Gwen schwanger ist, geschenkt. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, dass wir schwanger sind, hätten wir sicherlich nicht noch eine Gitarre mitgenommen. Wir hatten die Gitarre und irgendwann dann auch Bruno. Das war dann schon viel. Aber mit Bruno war es super, eine Gitarre dabei zu haben, denn er hat es total geliebt, wenn Gwen abends Gitarre gespielt hat.

Gwen: Aber schlussendlich wurde die Gitarre in Nicaragua geklaut.

Das Ende der Gitarre! Bruno hat sie sicher sehr vermisst. Apropos Bruno, er ist in Mexiko geboren, obwohl ihr eigentlich vor hattet nach Kanada zu reisen. Warum habt ihr euch für Mexiko und gegen Kanada entschieden?

Gwen: Aus rein pragmatischen Gründen. In Kanada war es kälter und in Kanada ist die Visasituation schwieriger als in Mexiko. Da muss man einfach viel mehr nachweisen, dass man über finanzielle Mittel verfügt und so weiter. Für Mexiko hat auch gesprochen, dass die Auslandskrankenversicherung ab der 36. Woche nicht mehr für Geburten zahlt und wenn es eine schwierige Geburt geworden wäre, hätten wir uns den Krankenhausaufenthalt in Kanada gar nicht leisten können. Mexiko hat uns auch einfach zugesagt und wir waren mit der Entscheidung dann auch super glücklich.

Jetzt würde ich euch einfach ein paar Fragen stellen und ihr antwortet mit dem ersten Gedanken, der euch dazu einfällt.

Schwierigste Sprache?

Gwen und Patrick: Chinesisch.

Ekligstes Essen?

Gwen: In Westchina.

Patrick: Da gab es gezuckerte Pfannenkuchen mit Innereien.

Gwen: Für Vegetarier gar nicht geil.

Patrick: Von außen top, von innen Flop.

Bester Schlafplatz?

Gwen: Mongolische Steppe im Zelt.

Patrick: Im Nordost-Iran in der Wüstenlandschaft aus Hügeln.

Gwen: Bester Panoramablick bei Aufwachen, sagen wir es so.

Und wir schließen ab mit dem besten Fortbewegungsmittel?

Patrick: Ich würde sagen laufen.

Gwen: Ich dachte eher an die lustigsten Fortbewegungsmittel. Wir wurden zweimal von Krankenwägen mitgenommen, von einem Milchmann, von einem Betonmischer, auf einem Heuwagen und einmal wurde ich auf einem Motorrad mitgenommen.

Patrick: Einmal ist ein Auto rückwärts gekommen, als wir auf einer sechsspurigen Autobahn kurz vor Moskau trampten. Ein Auto hatte uns gesehen, konnte aber nicht rechtzeitig anhalten und kam auf dem Standstreifen zurückgefahren. Ich bin sehr erschrocken, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass ein Auto von hinten kam.

3 Jahre und 110 Tage wart ihr unterwegs. Wann war denn für euch der Zeitpunkt erreicht, wo ihr dachtet, jetzt geht es mal Richtung nach Hause?

Gwen: Das erste Heimweh kam erst, als Bruno auf der Welt war. Da hatten wir sehr viel Besuch. Geografisch waren wir zwar noch unterwegs, aber durch den Besuch im Kopf wieder zuhause. Als der Besuch dann weg war, da gab es ein kleines Tief, denn ein Kind zu haben und es mit der Familie zu teilen, ist schon etwas Schönes. Da habe ich dann etwas Heimweh gekriegt, aber wir wussten auch, dass wenn wir jetzt zurückgehen, dann muss Patrick oder ich arbeiten. Wenn wir weiterreisen, haben wir beide 24 Stunden am Tag für das Kind Zeit. Das war dann auch das schlagende Argument. Wir hatten auch noch etwas Geld übrig, deswegen ging das.

Für mich war es eine ganz besondere Szene im Film, als ihr auf eurer Rückkehr wieder den Schwarzwald gesehen habt und du, Gwen, sagst: „Schau mal Bruno. Das ist Zuhause.“ Was bedeutet für euch denn jetzt Heimat beziehungsweise Zuhause?

Gwen: Wir haben auf unserer Reise gelernt, dass Heimat individuell ist. Klar, für uns ist Heimat der Schwarzwald oder Freiburg und das wird auch immer so sein. Aber jeder hat dieses Gefühl, so dass jeder an einem anderen Ort Heimat empfindet.

Patrick: Dass dieses Gefühl zwischen verschiedensten Leuten ähnlich sein kann. Jemand, der in Tokio wohnt oder in der Mongolei oder hier oder egal wo, das Grundgefühl von Heimat verbindet uns alle obwohl die Rahmenbedingungen doch ganz andere sind.

Auch lernt man auf so einer Reise seine Heimat ganz gut kennen. Ich habe noch nie so viel von Zuhause erzählen sollen und mir auch so viele Gedanken über Zuhause gemacht, wie in diesen dreieinhalb Jahren. Auf der Reise hat man sich öfter gedacht: „Wie wäre das jetzt Zuhause?“. Dadurch definiert sich das Bild von Zuhause viel stärker.

Jetzt gerade kann man euren Film „Weit“ im Friedrichsbau sehen. Woher kam die Idee, den Film und auch das Magazin zu machen?

Gwen: Es war nicht konkret geplant. Ich meine, wir hatten zwar eine Kamera dabei, deswegen kann man jetzt nicht sagen, dass wir uns davor gar nicht damit beschäftigt haben. Ursprünglich war aber der Plan, dass wir einen Film machen, ihn aber nur auf einem Fest bei unserer Rückkehr zeigen und dann dachten wir uns: „Ja und mit viel Glück dann auch noch in ein, zwei Kinos.“

Es war also eher für den privaten Rahmen gedacht.

Gwen: Ja genau oder auch für einen kleinen Rahmen. Der Film sollte ja auch nie unsere Reise bestimmen, also haben wir uns nicht Stress gemacht, um super Bilder zu bekommen. Wir haben nie an ein großes Publikum gedacht.

Patrick: Es war keine Produktion.

Gwen: Genau. Und die Idee mit dem Magazin ist entstanden, als Julian, der Grafikdesigner mit dem wir das umgesetzt haben, uns in Mexiko besuchte. Er hatte gerade einen super Job gekündigt, weil er Lust hatte, sich mit individuelleren und kreativeren Projekten zu befassen. Wir saßen alle zusammen am Strand und dann meinte er zu uns: „Lasst uns doch was zusammen machen. Ihr habt doch coole Fotos, ihr habt doch unterwegs Dinge aufgeschrieben und auch viel zu erzählen.“ Wir haben uns gedacht, warum eigentlich nicht? Während der Produktion wurde es immer größer und letztendlich kam ein 260 Seiten dickes, fast DINA4 großes Buch heraus.

Patrick: Wir wollten aber auf keinen Fall ein Buch mit Fließtext schreiben, in dem wir die Reise nacherzählen. Es sollte eher etwas Buntes sein mit Kurzgeschichten, Gedanken und philosophischen Dingen, wie etwa, wann wird Reisen zum Alltag. Also eher Themen mit denen wir auf der Reise oft konfrontiert wurden und über die wir auf der Reise viel nachgedacht hatten. Man kann es ein bisschen mit einer Abschlussarbeit vergleichen. Gwen meinte einmal, dass viele ihrer Freunde schon fertig mit dem Studium seien und sie hat noch nichts in der Richtung gemacht habe. Aber ich sehe es so, dass die Reise unser Studium war und der Film ist unsere Bachelorarbeit. Der Film war für uns aber auch wichtig, um zu verstehen, was die letzten Jahre passiert ist, denn während der Reise hatte man oft nicht die Distanz dazu.

Für den Film musstet ihr eure Aufschriebe und das ganze Filmmaterial noch einmal durchsehen. Wie war das?

Patrick: Wir waren beispielsweise zehn Wochen im Iran und es passierte so wahnsinnig viel, wir hatten nicht die Zeit zwischen drin distanziert über den Iran nachzudenken und über das, was da passiert war. Es war deswegen schön, die ganzen Filmsequenzen aus dem Iran nochmal zu sehen. Auch zu lesen, was wir über den Iran geschrieben hatten, um das für uns auch etwas zusammenfassen zu können mit der Perspektive von Zuhause aus.

Gwen: Auch konnten wir uns natürlich nicht mehr an alles erinnern, was wir gemacht haben. Deswegen habe ich mir bei einigen Aufnahmen gedacht: „Das habe wirklich ich erlebt?“ Aber der Beweis ist ja da.

Patrick: Man kann sich bei 667 Autos auch nicht an jeden erinnern.

Und wie geht es jetzt bei euch mit dem Film weiter?

Patrick: Wir klappern jetzt mit unserem Film die Umgebung ab und dann schauen wir mal, wie wir deutschlandmäßig weitergehen. Im Osten haben wir schon einige Termine.

Gwen: Momentan haben wir so in etwa 30 Kinos, in denen unser Film laufen wird, was schon echt cool ist für so eine zwei-Mann-Produktion. Wir bemühen uns schon immer, in dem wir Kinos anschreiben, aber es ist nicht unsere Hauptaufgabe da hinterher zu sein. Jetzt geht der Film seine eigene Reise und mal schauen, was kommt.

Eindrücke von der Reise

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Info

Eigentlich war geplant, dass der Film zwei Wochen im Friedrichsbau-Kino zu sehen ist, doch in dieser Zeit waren mehr als 5.000 Menschen in „Weit“. Wegen dieser überwältigenden Resonanz läuft der Film weiterhin drei Mal täglich um 16.30 Uhr, 18.45 Uhr und 21.30 Uhr im Friedrichsbau.

Falls ihr euch gerade nicht in Freiburg aufhaltet, ist das auch nicht schlimm, denn die Zwei gehen mit ihrem Film auf Deutschland-Tour. Infos zu Daten und den Spielorten findet ihr auf ihrer Website: weitumdiewelt.de/tourplan

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Veröffentlicht am 18. April 2017

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