Album der Woche: Gorillaz – Humanz

Album der Woche: Gorillaz – Humanz

Keine geringeren als die Gorillaz geben sich nach sieben Jahren wieder die Ehre. So lange ist es her, dass wir nichts mehr von Damon Albarn, Jamie Hewlett und ihren animierten Charakteren gehört haben, die viele von uns ins Herz geschlossenen haben. Obwohl sie eigentlich 2010 ihre Auflösung bekannt gegeben hatten, veröffentlichten sie völlig unerwartet und pünktlich zur Amtseinführung in den USA den Anti-Trump-Song “Hallelujah Money” und am 28. April 2017 schließlich ihr fünftes Studioalbum “Humanz.”

Es sind zwar immer noch die Gorillaz, aber eins wird gleich klar: Sie klingen selbst für Gorillaz-Verhältnisse extrem vielseitig! Die Platte springt von HipHop, zu Soul, zu Reggae und plötzlich befindet man sich in einer Ballade mit Pop und Jazz Elementen. Dabei birgt jeder Song das Potential für ein eigenes Album. Dies rührt insbesondere aus der Menge und Vielseitigkeit der Gastparts: Vince Staples, DeLaSoul, Grace Jones – Humanz einem einzigen Genre zuzuordnen scheint unmöglich.

Inhaltlich jedoch bleiben die Gorillaz ihrem Stil treu. Gesellschaftskritik und Musik gehen bei ihnen Hand in Hand. In Humanz treffen Nachdenklichkeit und ein Hauch von Traurigkeit auf eine explosive Bassline als wiederkehrendes Motiv. Endzeitszenarien oder Rassismus wie in “Saturnz Barz” sind Themen, die sich erschreckend schön in den Melodien verlieren, während Tracks wie “Carnival” einen Hoffnungsschimmer durch die Melancholie scheinen lassen.

Auch die visuellen Erwartungen der Fans sind nach den bisherigen Auftritten weiterhin hoch und werden nicht enttäuscht. Jamie Hewlett, der Mittbegründer und Zeichner von Tank Girl schafft Artworks, die einen in Comic-Nostalgie verfallen lassen. Natürlich spiegeln sich Hewletts Einflüsse auch in den Videos wieder – die so eigen sind wie gewohnt.

Die Gorillaz sind zurück, und das mit einer Platte, die mit Sicherheit einen neuen Standard setzt. Sie klingen experimentell und teilweise ungewohnt, aber damit nicht weniger gut. Die Entwicklung seit ihrem letzten Album “The Fall” ist spürbar und vor allem hörbar. Auch wenn es Albarn nicht gutheißt Werbung für den mächtigsten Mann der Welt zu machen, indem er ihn in Liedtexten erwähnt, so war doch der Gedanke an Trumps Wahlsieg Anstoß für dieses gelungene Werk. Es ist allerdings bemerkenswert, dass alle namentlichen Erwähnungen auf Wunsch der Band entfernt werden. So ist mit dem neuen Gorillaz-Album Humanz wenigstens eine gute Sache aus der US-Wahl hervorgegangen.

von Marie Hopermann

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 02.05.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck 

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Veröffentlicht am 2. Mai 2017

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