Album der Woche: Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi – Das Nullte Kapitel

Album der Woche: Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi – Das Nullte Kapitel

Vielleicht wäre es gut, einen Warnhinweis auf die Alben von Robert Gwisdek alias Käptn Peng zu kleben. So was wie “Achtung! Nur für Verrückte!”. Dann wären die Hörerinnen und Hörer wenigstens vorbereitet auf das, was sie auch bei seinem neuen Album  erwartet. Denn das was der Deutschrap-Schamane zusammen mit seiner Band Die Tentakel von Delphi auf “Das Nullte Kapitel” abliefert, hat nur noch wenig mit herkömmlichem Hip-Hop zu tun.

Ist das noch Kunst oder nur noch Nonsens? Diese Frage ist nach erstmaligem Anhören des Albums eine durchaus geläufige Reaktion. Allerdings würde man Käptn Peng damit Unrecht tun. Unterlegt von Hip-Hop-Beats, die sich zwischen Dub, Rock und Old-School-Sampling bewegen rappt Gwisdek über schizophrene Gedankenexperimente, die 27 ersten Stellen der Zahl Pi oder den Sinn des Alphabets. Um die Texte von Käptn Peng zu genießen, kann man sie entweder in Momenten des Deliriums hören und sich darüber freuen, wie lustig und dada die Bilder sind, die er mit leicht überfordert klingender Stimme malt. Oder man begreift die Dada-Lyrics als Schleier, hinter dem sich durchaus ernste und komplexe Themen verstecken.

So handelt beispielsweise “Tango im Treibsand” von einer schwierigen Beziehung, die in die Brüche ging während sich “MC Homosapiens” ironisch mit Klischees zu deutscher Hip-Hop-Kultur auseinander setzt. Das textliche Highlight ist jedoch die Ballade “gelernt” auf der sich Gwisdek sehr sensibel mit dem Thema Schönheitsideale junger Menschen auseinandersetzt. In solchen Momenten ist das Album trotz all des Nonsens unfassbar ehrlich.

Jim Morrisson hat mal gesagt, dass er glaube, in ihm ruhe eigentlich eine sensible und vielschichtige Persönlichkeit, die er leider kaum zeigen könne, weil der Clown der in ihm wohne, stärker sei. In diesem Sinne hat Robert Gwisdek alias Käptn Peng einiges mit dem amerikanischen Pop-Poeten gemeinsam. Beide wollen Geschichten erzählen und verstecken diese in einem Zirkus der Merkwürdigkeiten. Darauf muss man sich einlassen, denn eigentlich ist dieser Zirkus “Nur für Verrückte”

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 23.05.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck 

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Veröffentlicht am 23. Mai 2017

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