Album der Woche: Perfume Genius – No Shape

Album der Woche: Perfume Genius – No Shape

Das mit dem Pathos ist in der Popmusik immer so eine Sache. Ist ein Album frei von Pathos, läuft es Gefahr, als kühl zu gelten. Ist es voll davon, ist die erste kritische Rezension, der die Kitschkeule schwingt nicht weit. Mike Haderas aka Perfume Genius entschied sich auf seinen letzten Alben traditionell dazu, Pathos nicht nur zuzulassen, sondern ihn auf die Spitze zu treiben. Auch sein neues Album “No Shape” folgt dieser Tradition.

Bereits der Opener „Otherside“ von Haderas’ neuem Tonträger „No Shape“ gibt die Richtung vor, in die sich der Stil von Perfume Genius weiter entwickelt hat. Auf ein sanftes, stilles, fast zerbrechliches Intro folgt ein Sturm aus großen Akkorden, über die sich majestätisch die hauchende Stimme legt, nur um dann wieder in eine ruhige Pianomelodie zurückzukehren. Kontrast ist das prägende musikalische Element des Albums.

Textlich gibt sich die Platte heart-brokener denn je. Mike Haderas singt von den Höhen und Tiefen seines Liebeslebens. Eigentlich bietet das Album hier massig Angriffsfläche, schließlich sind Sänger, die mit zittriger Stimme Texte über Liebe singen ungefähr so innovativ und authentisch wie der Echo 2017. Bei Perfume Genius ist das anders. Die Songs sind bewusst kitschig konzipiert, jedoch dabei auch so catchy und schön, dass sie trotz des potentiell austauschbaren Stils sofort ins Ohr gehen und das so schnell auch nicht mehr verlassen.

„No Shape“ wird unter Garantie polarisieren. Viele Menschen fremdeln damit, wenn Musiker so übertrieben ihre Emotionen zur schau stellen. Aber für jene, die es mögen wird das neue Album von Perfume Genius eine intime Offenbarung von einem der spannendsten Pathospoppern dieses Jahrzehnts sein.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 16.05.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck 

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Veröffentlicht am 16. Mai 2017

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