Das Krankenhaus der Kuscheltiere

Das Krankenhaus der Kuscheltiere

Ein Teddybärkrankenhaus von Medizinstudierenden? Vom 31. Mai bis zum 3. Juni 2017 haben sie im Park der Uniklinik Kuscheltiere geröntgt und einen Elch mit Blaulicht in die Notaufnahme gefahren. Jasmin hat bei Hauptorganisatorin Tessa Görne nachgefragt, was es mit dem Krankenhaus für Kuscheltiere auf sich hat.

Tessa Görne ist bei dem 14. Teddybärkrankenhaus die Hauptorganisatorin.

Hallo Tessa, du studierst im 6. Semester Medizin und organisierst das diesjährige Teddybärkrankenhaus in dem Park der Uniklinik im Stühlinger. Klär uns doch mal auf, wie das Teddybärkrankenhaus funktioniert.

Die Idee des Teddybärkrankenhauses ist, dass Kinder spielerisch mit ihrem Kuscheltier den Ablauf eines Krankenhauses kennenlernen, damit sie im Falle einer solchen Situation keine Angst haben. Es gibt dieses Jahr vier Zelte, die aber so groß sind, dass wir sie in sich noch einmal aufgeteilt haben. In jedem Zelt befindet sich eine andere Station des Krankenhauses. Es gibt eine Rezeption, bei der man sich zu Beginn anmelden muss, einen Behandlungsraum, das Diagnostikzelt mit kleinen MRTs und Röntgengeräten, ein OP- und Zahnarztzelt und eine Apotheke. Alles in den Zelten ist mit Pappgeräten und OP-Sachen ausgehängt wie in einem richtigen Krankenhaus.

Die Kinder besuchen dann das Teddybärkrankenhaus?

Die Kinder melden sich mit ihren Kuscheltieren an und gehen vorerst ins Wartezimmer, was bei uns die Teddyschule ist. In dieser Station bekommen die Kinder etwas über Gesundheit erzählt. Es werden zum Beispiel Fragen geklärt wie: Was passiert mit meinem Apfel, wenn ich ihn gegessen habe? Anschließend holt sie ein Tedddoc ab. Die Kinder erzählen dann, was ihr Kuscheltier für eine Krankheit oder Verletzung hat, also beispielsweise: Mein Teddy hat sich das Bein gebrochen. Daraufhin geht der Teddydoc mit dem Kind in das entsprechende Zelt und verarztet den Teddy. Die Teddydocs besprechen mit den kleinen Besuchern, was am Kuscheltier gemacht werden muss und verarzten es gemeinsam. Zum Schluss können die Kinder noch zum Zahnarzt, um das Zähneputzen zu üben und anschließend in das Apothekenzelt, wo sie ihre Rezepte einlösen können und im Gegenzug Traubenzucker und ähnliches bekommen.

Wir wollen am Kind selbst nichts machen. Die kleinen Besucher sind nur da, um zu sehen, was in einem Krankenhaus gemacht wird und damit sie zum ersten Mal in Kontakt mit so einer Situation kommen. Sie sollen beispielsweise verstehen, dass die Menschen sich bei einer OP Mundschutz und Kittel anziehen, sie deswegen jedoch keine Angst vor ihnen haben müssen.

Wir machen es immer individuell von dem Kind abhängig, ob wir es alleine mit einem Teddydoc losschicken oder es zu schüchtern und verängstigt ist und wir es mit einer Freundin oder einem Freund – oder sogar den Eltern – zusammen die Abteilungen durchlaufen lassen.

Woher kommt die Idee eines Teddybärkrankenhauses?

Die Idee gibt es schon lange und stammt ursprünglich aus Skandinavien. Wie genau man aber auf ein solches Krankenhaus kam, weiß ich nicht, da es so gut wie keine Informationen zum Nachlesen gibt. Als erstes hat Heidelberg das Konzept übernommen und man merkte schnell, dass es bei den Kindern gut ankommt. Ich glaube, dass heutzutage fast jede medizinische Fakultät in Deutschland ein Teddybärkrankenhaus anbietet.

Freiburg ist relativ schnell auf den Zug mit aufgesprungen. Die Dachorganisation ist die Bundesvertretung der Medizinstudierenden. Für uns dient sie allerdings mehr als Plattform, auf der man sich untereinander austauschen kann.

Die Helfenden und Teddydocs in Freiburg sind Studierende?

Alle sind Medizinstudierende der Uni Freiburg und machen das ehrenamtlich. Hauptsächlich engagieren sich Studierende bis zum 4. Fachsemester, da diese noch die meiste Freizeit haben. Dieses Jahr haben wir in etwa 100 Teddydocs. Wenn jemand ein solcher Arzt werden will, muss er vorher eine Schulung bei mir belegen. In dieser wird zum Beispiel erklärt, wie man am besten auf das Kind zugeht. Vor Ort ist immer jemand vom Organisationsteam da, falls mal etwas sein sollte.

An jedem dieser vier Tage findet eine Elchrettung statt. Was passiert da?

Bei der Elchrettung fällt ein großes Elch-Kuscheltier vom Fahrrad und ein Rettungswagen muss kommen. Natürlich trägt der Elch keinen Helm auf dem Kopf, da es für die Kinder didaktisch wertvoller ist. Die Kinder helfen bei der Vorführaktion wirklich mit und dürfen zum Beispiel den Elch auf die Trage heben. Der Rettungswagen fährt dann mit Blaulicht zur Notaufnahme.

Die Kinder sollen bei der Rettung unter anderem lernen, wie sie einen Notarzt rufen. Man merkt, dass sie von der Aktion total begeistert sind und sowas sagen wie: Ich fahre jetzt nur noch mit Helm Fahrrad.

Die Elchrettung findet in etwa zwei Mal am Vormittag statt, je nachdem wann die Sanitäter Zeit haben, denn an der Rettungsaktion nehmen echt ausgebildete Sanitäter teil. Es hängt auch davon ab, wie viele Kinder gerade beim Teddybärkrankenhaus sind.

Die Technik mit den Kuscheltieren wird sogar in richtigen Kliniken angewandt.

Es gibt Studien, die belegen, dass es den Kindern wirklich die Angst nimmt, wenn die Behandlung vom Arzt erst einmal an dem Kuscheltier oder den Eltern gezeigt wird. Wir hatten zum Beispiel letztes Jahr den Fall, dass ein Kind sich nicht getraut hat zum Arzt zu gehen und die Mutter dann erst einmal zu uns kam. Es ist auch deutlich erkennbar, dass sich die Kinder mit der Zeit im Teddybärkrankenhaus entspannen.

In der Regel haben Erwachsene keine Angst mehr vor einem Krankenhaus. Laut einer Statista-Umfrage haben aber 19 Prozent der Erwachsene Angst vorm Zahnarzt. Wohin können sie sich wenden?

Diese Angst nennt sich Dentophobie und gehört zu der spezifischen Phobie. Härtefälle können sich an die ambulante Psychosomatik wenden. Das ist aber wirklich nur für diejenigen, die sich zum Beispiel nicht einmal in den Behandlungsraum trauen. Aber die Ärzte sind mittlerweile auch alle in diese Richtung geschult, weshalb es am besten ist, wenn man mit ihnen spricht und dadurch klärt, wie man weiter vorgehen wird.

Info

Weitere Infos findet ihr auf der Website des Teddybärkrankenhaus in Freiburg.

Fotos: Jasmin Bergmann
Veröffentlicht am 31. Mai 2017

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