Album der Woche: Sufjan Stevens, Bryce Dessner, Nico Muhly & James McAlister – Planetarium

Album der Woche: Sufjan Stevens, Bryce Dessner, Nico Muhly & James McAlister – Planetarium

Die Unendlichkeit des Alls ist so überwältigend, dass der menschliche Verstand nicht in der Lage ist, es in seiner vollen Dimension zu begreifen. Gerade deshalb ist es wenig verwunderlich, dass sich Künstlerinnen und Künstler seit Jahrtausenden die Frage stellen, was wohl da draußen ist und wie es aussehen oder klingen würde. Dass sich nun ausgerechnet Pop-Wunderkind Sufjan Stevens zusammen mit prominenten Mitmusikern daran versucht unser Sonnensystem zu vertonen, ist ein Experiment und zwar eines das glückt.

Das Projekt “Planetarium” hinter dem neben Stevens auch der The National-Gitarrist Bryce Dessner, der Songwriter Nico Muhly und der Drummer James McAlister stehen, hatte sich in den letzten jahren immer wieder angekündigt. Bereits seit fünf Jahren finden sich immer wieder Live-Versionen verschiedener Tracks  im Internet – nur die Platte fehlte eben noch. Die bange Frage, die all die langen Jahre über im Raum stand: Würde das Album es schaffen das komplexe Thema, die Stilisitik der Vorabveröffentlichungen und die Einflüsse der verschiedenen Musiker zu einem homogenen Gesamtgebilde werden lassen?

Die Antwort auf diese Frage gibt Planetarium selbst. Die 90 Minuten des Albums sind beim ersten Hören eine absolute Offenbarung. Nicht in allen Bereichen natürlich, aber atmosphärisch und in der Frage, wie man Konzept-Indie mit Ambient-, Psychedelic- und Electronica-Einflüssen umsetzen kann, setzt “Planetarium” Maßstäbe. Das Quartett nimmt den Hörer nicht nur mit auf einen Trip durch das Sonnensystem, sondern auch durch verschiedenste Musikstile. Während Vocoder-Vocals auf orchestraler Filmmusik noch geradezu traditionalistisch anmuten, ist es unerklärlich wie es möglich sein soll, einen Track zu schaffen, der stilistisch zwischen Gustav Holst, Ilinois (Album) und Aphex Twin oszilliert, ohne dabei sein Konzept, seine Eingängigkeit und seine Atmosphäre zu verlieren.

“Planetarium” ist ein Konzeptalbum, daran gibt es keinen Zweifel. Die verschiedenen Spielarten der einzelnen Songs treten deutlich hinter das omnipräsente Gesamtkonzept zurück. Stevens und seine Mitmusiker nehmen sich nicht weniger vor als dem Sonnensystem einen Klang zu geben. So charakterisieren sie Planeten, schwarze Löcher, Kometengürtel und sogar den Mond – und ohne die Möglichkeit diese Himmelskörper tatsächlich kennenzulernen oder zu erkunden, klingt jeder Planet so, wie man ihn sich vorstellt. Das ist durchaus als Kompliment gemeint! Solltet ihr heute Nacht noch nichts vorhaben, würde ich euch Folgendes raten: Nehmt euch eine Decke, sucht euch eine Wiese, legt euch auf den Rücken, seht in den Himmel und hört “Planetarium”.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 13.06.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck 

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Veröffentlicht am 13. Juni 2017

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