Body Shaming – how about no!

Body Shaming – how about no!

Die Sonne brennt vom Himmel, die Temperaturen erreichen bedenkliche Höchstwerte und jedes Stückchen Stoff am Körper erscheint wie eine diabolische, infernalische Höchststrafe: Sich bei solchen Temperaturen von so viel Stoff wie möglich zu befreien, ist in Zeiten von übertriebenem Body Shaming leider nicht für alle einfach. Samantha hat die Nase voll von der Oberflächlichkeit einer Gesellschaft, die schlimmeren Problemen gegenüber steht, als Dellen in Oberschenkeln und Bierbäuchen.

„Summertime, and the living is easy“ – zumindest für all diejenigen unter uns, die angemessen gebräunt, enthaart, gebaut, pedikürt sind und mit lupenreiner Haut, der Luftfeuchtigkeit trotzendem Haar elfengleich, in einem zitronensorbetfarbenen Hauch von Sommerkleid ohne einen Tropfen Schweiß abzusondern, durch die Mittagshitze flanieren. Weniger enthaart aber dennoch den harten gesellschaftlichen Mode-, Körper- und Schönheitsidealen unterworfen, ist das auch für Männer nicht immer leicht.

Wie easy ist die Summertime eigentlich

Für die meisten unter uns beginnt mit der Sommerzeit vielmehr ein morgendliches Körperpflege-Bingo, das uns bei der Suche nach dem perfekten Outfit für einen sengenden Sommertag im Kampf gegen die Offenlegung von scheinbaren Problemzonen begleitet, an dem jedes Stück Stoff sich durch den Ausstoß von literweise Schweiß auf der Haut zu rächen scheint.

Als ob die Hitze nicht schon anstrengend genug wäre, leben wir heute in einer Welt, in der äußerliche Schönheitsideale offenbar mehr zu zählen scheinen, als noch in Zeiten, als Frauen von Bildung und Arbeit ausgeschlossen eine beträchtliche Aussteuer dafür bezahlten, dass man ihnen den Hof machte und sie heiratete. Man sollte meinen, dass der Homo sapiens sapiens in Zeiten des Klimawandels und bedroht von der Willkür dickköpfiger, patriarchistischer Staatsoberhäupter, längst über einen solchen Fleischhandel und oberflächliche Diskreditierungen von Menschen aufgrund von Dellen an Frauen-Oberschenkeln oder lichtem Haar auf Männerhäuptern hinaus sei.

Gegenteiliges beweisen Formate wie Germany’s Next Topmodel und der jüngste Internet-Aufreger über das Cover eines Lifestyle-Magazins, das sich „mit dem wahren Leben und den Problemen der nationalen und internationalen Stars befasst“ – beziehungsweise eben mit deren scheinbaren Problemzonen. Durch Bezeichnungen wie „Schenkel-Schande“, „Furchen-Fiasko“, „Dellen-Drama“, „Wabbel-Wellen“ oder „Figur-Frust“ stellen sie auf verachtenswerte Weise die menschliche Natur und körperliche Individualität an den Pranger – durch entlarvende Fotos und armselige Alliterationen.

Body Shaming vs. Body Positivity

Das Phänomen des gehässigen und abfälligen Geredes über die Körper anderer Menschen scheint nicht nur salonfähig zu sein, sondern ist auch so weit verbreitet, dass man ihm mit „Body Shaming“ eine eigene Bezeichnung gewidmet hat. In Gegenbewegungen wie Body Positivity oder #Effyourbeautystandards treten Einzelne der generationsübergreifenden Übermacht diesem hässlichen Phänomen entgegen, um ein Zeichen gegen propagierte Schönheitstrends zu setzen und der breiteren Masse ihren Selbstwert zurückzugeben.

Allerdings ist Body Shaming noch vor Homophobie und Fremdenhass gesellschaftlich offenbar so verbreitet und akzeptiert, dass einige sich ihres Verhaltens nicht einmal bewusst zu sein scheinen. Ein abwertender Blick, ein Kopfschütteln oder Augenverdrehen, eine einfache Personenbeschreibung basierend auf den als negativ empfundenen Attributen, ein Gespräch über die eigenen scheinbaren Problemzonen auf der Suche nach Selbstbestätigung oder der bewusst inszenierte Walk of Shame durch die separierten Abteilungen für Mode außerhalb der gängigen Größen von Seiten der Kaufhäuser – nur einige der Punkte, die das alltägliche Fundament für Verunsicherung, Unzufriedenheit und Diskriminierung all jener bilden, die nicht gerade der Photoshop-Schönheitsfarm entsprungen sind.

Oft ist es doch aber so, dass gerade das Verhalten jener, die den Wert einer Person an ihrem äußeren Erscheinungsbild festmachen, andere permanent aufgrund von Äußerlichkeiten bewerten oder sie sogar kritisieren, auf der eigenen Unzufriedenheit, Unsicherheit und mangelndem Selbstwert beruht.

Ach, gäbe es doch nur einen simplen Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen …

Samantha Happ findet wunderliche Dinge bemerkenswert und tut dies in ihrer Kolumne “Mein Senf” kund.

Samantha Happ findet wunderliche Dinge bemerkenswert und schreibt in ihrer Kolumne “Mein Senf” darüber.

 

 

 

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Foto: Samantha Happ
Autoren:
Veröffentlicht am 20. Juni 2017

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