Beim Wort Vernissage denken viele Studierende vielleicht an ein älteres Publikum das sich über dem Sektglas hinweg über Kunst unterhält. Und: Für junge Leute sei das ja nichts. Genau diese Meinung wollen die KunstFReunde des Kunstvereins Freiburg ändern.

Die KunstFReunde – eine Gruppe aus überwiegend Studierenden – veranstalten jeweils zur aktuellen Ausstellung des Kunstvereins Freiburg ein Event, um dem Publikum die Exponate näher zu bringen – sei es mit Gedichten, Filmen oder auch mit dem Basteln von Masken.

„Bei unseren Veranstaltungen sind nicht nur Personen angesprochen, die Kunst studieren oder sich von Berufs wegen damit beschäftigen, sondern jeder, der Lust und Zeit hat“, sagt Gründungsmitglied Hanna Teepe. Sie machte im Rahmen ihres Masters in Kunstgeschichte ein Praktikum im Kunstverein Freiburg. Die Idee der damaligen Volontärin Nila Weisser, eine kleine Gruppe zu etablieren, die das Programm des Kunstvereins auch einem jüngeren Publikum zugänglich macht, wurde in dieser Zeit konkretisiert. Daraufhin gründeten sich im Mai 2016 die KunstFReunde, mit momentan fünf bis sieben aktiven Mitgliedern. „Die Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, sich auf einer ganz anderen Ebene mit den Ausstellungen auseinanderzusetzen“, sagt Hanna.

Die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins, „Site Visit“, umfasst die Werke und Performances mehrerer Künstlerinnen und Künstler. Pro Woche zeigt jeweils ein Künstler eine Performance, in der er Dinge von sich in den Räumen des Kunstvereins zurück lässt. So banden sich beispielsweise zwei Künstlerinnen aus London, das Duo New Noveta,  an Seile und trugen kleine Säckchen mit Kohle gefüllt an ihrem Körper. In ihrer Performance rannten sie damit durch die Räume des Kunstvereins und schnitten sich die Säckchen gegenseitig auf. Die daraus gefallene Kohle befindet sich immer noch auf dem Boden des Ausstellungsraums und ist nun Teil der Ausstellung.

Da die Ausstellung dieses Mal mehrere Künstler zeigt, sind gleich zwei Termine der KunstFReunde geplant. In der ersten Veranstaltung am 9. Mai 2017 wurde ein Gedichte-Abend veranstaltet. Direkt neben den Ausstellungsstücken wurden verschiedene Stationen zu den jeweiligen Künstlern aufgebaut und die Besucherinnen und Besucher konnten sich Gedichte wie Haikus oder Elfchen überlegen. Auch ohne Vorkenntnisse im Dichten klappte das sehr gut.

Bei der Finanzierung ihrer Treffen werden die KunstFReunde zwar vom Kunstverein unterstützt, die Kosten sollen jedoch so gering wie möglich bleiben. „Wir versuchen quasi kein Geld zu kosten, da das Budget des Kunstvereins sehr niedrig ausfällt. Wir nutzen deswegen Mund-zu-Mund-Propaganda oder Medien wie Facebook, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt Hanna. Die kostenlosen Events werden gut angenommen. Die letzten Treffen waren immer gut besucht, auch beim Gedichte-Abend war repräsentative Gruppe junger Menschen anwesend, die sich locker und aufgeschlossen der Kunst im Kunstverein widmete.

„Ich finde, es ist ein schönes Gefühl, wenn man andere für etwas begeistern kann. Außerdem trägt die tiefere Auseinandersetzung mit den jeweiligen Künstlern auch zum eigenen Verständnis bei. Es ist toll, wenn man dann merkt, dass man dabei noch etwas gelernt hat.“

Info

Die öffentlichen und kostenlosen Veranstaltungen finden in den Ausstellungsräumen des Kunstvereins, also mitten in den aktuellen Werken, statt. Die nächste Veranstaltung ist für den 4. Juli 2017 geplant. Es ist ausdrücklich jeder eingeladen, der gerne mehr über Gegenwartskunst erfahren möchte.

Wer sich für die KunstFReunde und die nächsten Events interessiert, findet alle anstehenden Termine auf der Facebook-Seite der Gruppe.

Noch mehr Infos gibts in der Bildergalerie

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Die Gedichterzeugnisse der Veranstaltung.

Die Gedicht-Station von Harm van den Dorpel zum Thema künstliche Intelligenz in Verbindung mit Kunst.

Die Gedicht-Station von Lukas Quietzsch und Philipp Simon.

Die KunstFReunde und ihre Besucher beim Dichten.

Die oberen Räume des Kunstvereins mit den Objekten der Künstler Lukas Quietzsch und Philipp Simon.

Gedichte-Station zum Künstler Berthold Reiß.

Gedicht-Station inmitten der Kohlereste aus der Performance von New Noveta.

Gründungsmitglied Hanna Teepe.

Gründungsmitglied Hanna Teppe bei einem Gespräch über die Objekte des Künstlers Berthold Reiß.

Hinterlassenschaften des Künstlers Berthold Reiß.

Kohle und Seile aus der Performance von New Noveta.

Schreibtisch der Angestellten des Kunstvereins, integriert in die Ausstellung, mit Werken von Lukas Quietzsch und Philipp Simon.

Verschiedene Gedichte, die während der Veranstaltung entstanden sind.

Wortspiel, bei dem jedes Mitglied einer Gruppe von Menschen reihum ein Wort aufschreibt, das die anderen nicht sehen dürfen. Insgesamt ergibt alles dann einen Satz.

 Fotos: Laila Moscatiello