Album der Woche: Girl Ray – Earl Grey

Album der Woche: Girl Ray – Earl Grey

Die drei Mitglieder(innen) hinter Girl Ray wirken auf Pressefotos zwar wie die versammelte Chefredaktion eines Häkelfachblattes, ihre Musik ist von Naturesoterik aber mindestens so weit entfernt wie Mehmet Scholl von kritischen Statements gegen Russlands Dopingpolitik (ergo: sehr, sehr weit). Denn obwohl alles an der die Band umgebenden Ästhetik nach Naivität schreit, sollte man den Dreien nicht voreilig sexistische Adjektive aufstempeln. Süß – Das sind die andern. Girl Ray weigern sich, harmlos zu sein.

Nicht umsonst bezeichnet die Band auf ihrem Twitter-Account den eigenen Sound als Östrogen-Pop. Hinter der verträumten Melancholie tarnt sich nämlich ein Selbstbewusstsein, das man in Texten weiblicher Pop-Akteure immer noch viel zu selten antrifft. “I have waited quite some time / Stood my ground, and fuck you’re not obliged”, heißt es da an einer Stelle unbeschönigter Trennungsverarbeitung. Rumgeflenne sucht man also vergebens.

Gebettet werden solche schonungslosen Zeilen auf schrammeligen 90s-Indie, wahlweise auch auf etwas hüftsteifen Piano-Pop. Neben Pavement findet man wahrscheinlich auch einige Alben des Waliser Songwriters Euros Childs in den gut sortierten Plattenschränken des Trios. In allen anderen Rezensionen würde wohl spätestens jetzt die Bezeichnung „charmant“ fallen. Doch in die Falle dürfen die Kolleginnen und Kollegen gerne ohne mich tappen.

von Julian Tröndle

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 15.08.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck

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Veröffentlicht am 15. August 2017

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